MotorsportDie Geister, die sie riefen: Formel 1 muss Rekordkalender umbauen

Motorsport / Die Geister, die sie riefen: Formel 1 muss Rekordkalender umbauen
Ein Bild, entstanden vor einem Monat in Abu Dhabi: Auch in diesem Jahr könnte das Programm der Formel 1 nicht vollgepackter sein  Archivbild: AFP/Bryn Lennon

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Die Formel 1 will einen Rekordkalender in Corona-Zeiten stemmen – und bekommt die Quittung. Ein massiver Umbau ist nötig, in der zweiten Jahreshälfte soll nun fast an jedem Wochenende gefahren werden.

Der Auftakt in Australien fällt aus, auch in China ist nicht an Formel 1 zu denken, insgesamt vier Rennen müssen jetzt schon verschoben werden. Und doch hält die Königsklasse stur an ihrem Plan fest: Die Corona-Saison 2021 soll eine Rekordsaison werden. „Es war ein anstrengender Start ins Jahr“, sagte der neue Geschäftsführer Stefano Domenicali gestern, als der erste Umbau des Kalenders abgeschlossen war. Seine Kernbotschaft ließ aber durchaus aufhorchen: „Wir sind froh, bestätigen zu können, dass sich an der geplanten Zahl der Rennen nichts ändern wird.“

23 Grand Prix sollen es also weiterhin sein, ein historisch hoher Wert. Und das, obwohl die anhaltende Pandemie schon jetzt für ein Durcheinander sorgt. Statt wie erhofft am 21. März in Australien, soll der Startschuss nun eine Woche später in Bahrain fallen. Das Rennen in Melbourne ist damit nicht vom Tisch, es soll in der ohnehin sehr vollen zweiten Jahreshälfte am 21. November steigen.

Um Platz zu schaffen, müssen dann aber die Rennen in Brasilien (neuer Termin am 7. November), Saudi-Arabien (5. Dezember) und Abu Dhabi (12. Dezember) verschoben werden. Und irgendwann im Herbst soll auch noch der WM-Lauf in China steigen, der am 11. April definitiv nicht möglich ist. Stattdessen nun: ein Rennen in Imola (18. April) und vermutlich eines in Portimão (2. Mai).

„Sichere Rennen“

Das alles kommt wenig überraschend, schon 2020 musste Corona-bedingt ja Rennen um Rennen abgesagt oder verschoben werden. Doch kürzertreten wollte die Formel 1 nun keinesfalls. Und die Geister, die sie mit der Planung ihres Rekordkalenders rief, wird sie nun nicht mehr los. „Die Pandemie hat die eine Rückkehr zum Alltag noch nicht erlaubt“, sagt Domenicali zwar, „aber wir haben 2020 schon gezeigt, dass wir sichere Rennen austragen können.“ Auch Zuschauer werde es in diesem Jahr auf den Tribünen wieder geben.

Sicher waren die Rennen in der Tat, die Corona-Blase der Formel 1 funktionierte. Das Problem ist ein anderes: Der enge Zeitrahmen durch Corona macht eine sinnvolle Verteilung der Rennen kaum noch möglich. Das Ungleichgewicht zwischen Jahresauftakt und -ende ist bemerkenswert. Vor der Sommerpause im August sind nun 11 Rennen in 18 Wochen geplant, nach der Sommerpause sollen 12 Rennen in 15 Wochen stattfinden – China noch nicht mitgezählt.

Und immer wieder hatten die Teams deutlich gemacht, was sie von Triple-Headern halten, von drei Rennen an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden: sehr wenig. Die Reisebelastung, das hektische Auf- und Abbauen, die Nachtschichten treiben die Rennställe an ihre Grenzen.

In der Notsaison 2020 war das zu akzeptieren, zumal die Triple-Header räumlich nah beieinander lagen und dabei teilweise sogar zweimal auf einer Strecke gefahren wurde. Die „Dreier“ für 2021 heißen nun allerdings unter anderem: Russland, Singapur, Japan. Und USA, Mexiko, Brasilien. Schon jetzt ist klar, dass das Jahr 2021 ein Stresstest für die Formel 1 wird. Und zwar nicht allein wegen Corona. Sondern weil sie es so will.

Der überarbeitete Kalender

28. März: Sakhir (Bahrain)
18. April: Imola (Italien) 
2. Mai: noch offen
9. Mai: Barcelona (Spanien) 
23. Mai: Monte Carlo (Monaco) 
6. Juni: Baku (Aserbaidschan) 
13. Juni: Montreal (Kanada) 
27. Juni: Le Castellet (Frankreich) 
4. Juli: Spielberg (Österreich) 
18. Juli: Silverstone (Großbritannien) 
1. August: Budapest (Ungarn) 
29. August: Spa (Belgien) 
5. September: Zandvoort (Niederlande) 
12. September: Monza (Italien) 
26. September: Sotschi (Russland) 
3. Oktober: Singapur 
10. Oktober: Suzuka (Japan) 
24. Oktober: Austin (USA) 
31. Oktober: Mexiko-Stadt (Mexiko) 
7. November: São Paulo (Brasilien) 
21. November: Melbourne (Australien) 
5. Dezember: Dschidda (Saudi-Arabien) 
12. Dezember: Abu Dhabi