DebatteTourismus oder Umweltschutz: Was hat Vorrang auf der Sauer?

Debatte / Tourismus oder Umweltschutz: Was hat Vorrang auf der Sauer?
Symbolbild Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Deutsche und luxemburgische Umweltbehörden wollen das Kanufahren auf der Sauer stark einschränken. Die Meinungen dazu gehen aber stark auseinander.

Es dringt nur wenig nach draußen von der Debatte, die hinter den Mauern des ehemaligen Oberpräsidiums der preußischen Rheinprovinz geführt wird. Bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, die seit der Jahrtausendwende in der Koblenzer Villa residiert, hüllt man sich in Schweigen. Wenn es neue Informationen über die geplante Verordnung für den Kanu-Tourismus auf der Sauer gebe, werde man sich melden, heißt es bei der Pressestelle der Umweltbehörde.

Angekündigt hat die SGD Nord die neue Regelung für den Grenzfluss bereits im September. Mitte Oktober endete das Anhörungsverfahren, bei dem Behörden, Verbände, Bürger und Betriebe Stellungnahmen abgeben konnten. Danach allerdings ist es ruhig geworden. Auf Anfrage des Trierischen Volksfreund heißt es in Koblenz lediglich, es sei ein weiteres internes Abstimmungsgespräch im Februar geplant.

Abstimmungen scheinen in der Tat notwendig. Denn die Meinungen zur Verordnung, die das Kanufahren zwischen März und Mitte Juni sowie bei zu niedrigen Pegelständen verbieten soll, gehen auseinander. Das zeigt der Blick auf einige Stellungnahmen. Das Spektrum reicht hier von Umweltschützern, denen die geplanten Einschränkungen noch nicht weit genug gehen, bis hin zu Vertretern der Wirtschaft, die die Regelung für überzogen halten.

Schränkt das Kanu-Verbot den Tourismus ein?

Dazu zählt auch Hanna van de Braak, Tourismusreferentin bei der Industrie- und Handelskammer Trier. „Zu restriktiv“ sei die neue Verordnung, schreibt die Sprecherin. Sie gefährde die Existenz nicht nur von Bootsverleihern, sondern auch von Gastronomen, Hoteliers und Einzelhändlern in der Grenzregion. Denn die lebten ja auch von den Touristen, die dann vielleicht nicht mehr kämen.

Daher seien dringend „Anpassungen der Rechtsverordnung, vor allem im Hinblick auf das temporäre Fahrverbot, den Mindestpegel und die festgesetzten Ein- und Ausstiege notwendig.“ Allein der Mindestpegel, schreibt Van den Braak, mache das Befahren der Sauer in den Sommermonaten beinahe unmöglich. Und somit das in der Region einzigartige Kanu-Angebot für die Betreiber „weder realisierbar noch planbar.“ Ganz anders sieht es Rosi Moser vom Anglerverband Eifel. Es sei keinesfalls erwiesen, dass der Tourismus durch ein Kanu-Verbot einbreche, schreibt die Olmscheiderin: Die Sauer habe doch mehr zu bieten, „als bei Niedrigwasser im Kanu durch die Laichbänke der Fische zu rutschen.“ Denn das sei ja, vor allem in den extrem heißen Sommern, ein zweifelhaftes Vergnügen.

Luxemburgs Sportfischerverband befürwortet Verordnung

Ähnlich sieht man es beim Luxemburger Sportfischerverbandes FLPS, wo die neue Verordnung „ausdrücklich begrüßt“ wird, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Es dürfe nicht so bleiben, „dass die Sauer jahraus, jahrein tagtäglich befahren werden darf von einer Armada von Booten“. Und so zu einem „Abenteuerspielplatz für technisch Ungeübte“ verkomme.

Das Fahrverbot zwischen März und Mitte Juni und bei Pegeln unter 60 Zentimetern halten die Sportfischer für „absolut notwendig“. Insgesamt wünschen sich die Angler aber noch weitere Regelungen, die über die Verordnung hinausgehen. So etwa eine deutliche Reduzierung der Anlegeplätze und auch der Boote. Und: wirksame Kontrollen und Strafen für Verleiher, die gegen die Regeln verstoßen.

Diese Vorschläge sind nur ein Auszug aus den vielen Stellungnahmen, die die Umweltbehörden auf beiden Seiten der Grenze zu sichten und bewerten haben. Man berate, schreibt eine Sprecherin der SGD Nord nun, „inwieweit konstruktive Anregungen in die endgültige Fassung der Rechtsverordnung einfließen können.“ Um möglichst zu einem Ergebnis zu kommen, bevor die Kanu-Saison im Frühjahr beginnt.

B.G.
12. Januar 2021 - 19.08

Zwischen Wallendorf und Wasserbillig bildet die Sauer auf erwas 50 Kilometer die deutsch-luxemburgische Grenze in dem Vereinigten Europa in dem es keine Grenzen gibt. Auf diesem Weg gehört die Sauer über die gesamte Breite sowohl zum Hoheitsgebiet der Bundesrepublik Deutschland als auch zum Territorium des Grossherzogtum Luxemburg. Da sowieso in Brüssel ,alles was die grenzenlose Europa Union betrifft , entschieden wird, verstehe wer will warum sich machtlose Umweltbehörden untereinander zanken ! Warum sitzen übrig die beidseitigen Tierschutz Vereine, die Beschützer der Fische nicht auch mit im Verhandlungs Schiff ?

de Schéifermisch
12. Januar 2021 - 13.00

Es dürfte schwierig sein, beides miteinander zu verbinden. Nur weshalb sollte der Tourismus auf Kosten der Natur gehen? Wenn der Fremdenverkehr gut organisiert ist, ist er auch im Einklang mit der Umwelt. Allerdings wird eine straffes Kontrollsystem unumgänglich sein. Wieso können Angler, Wassersportler oder Wanderer , in gegenseitigem Respekt, nicht miteinander klarkommen?

HTK
12. Januar 2021 - 10.17

"Die Existenz von Bootsverleihern" ...Das ist ja eben das Problem.Wo eine Marktlücke ist wird drauf gesprungen. Die Masse machts. Das gilt auch für "Sport"-fischer.Wenn 500 Stände am Flußufer belegt sind und wenn jeder Angler 20 Kilo Futtermasse ins Wasser katapultiert,dann ist das auch eine Belastung für die Natur,zumal bei hohen Temperaturen und niedrigem Wasserstand. Man sollte also versuchen die Zahlen zu beschränken wie in den US-Parks z.B. und bei Niedrigwasser den Paddelbetrieb ganz zu stoppen.Das macht ja dann auch für die Paddler keine Freude mehr,wenn sie treideln (schleppen)müssen. Auch der Fischbestand könnte sich erholen wenn weniger gepaddelt und gefischt würde. Voraussetzung ist natürlich sauberes Wasser.