Lockerungen in LuxemburgAsselborn kontert Kritik aus Saarland: „Wir bringen keine Unordnung in die Großregion“

Lockerungen in Luxemburg / Asselborn kontert Kritik aus Saarland: „Wir bringen keine Unordnung in die Großregion“
Asselborn und sein deutscher Amtskollege Maas Mitte Mai in Schengen auf der Brücke: Die Grenzen waren wieder auf und alles wieder gut – doch nun droht neues Ungemach Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Luxemburg hat Deutschland im Frühjahr hart wegen seiner nicht abgestimmten Grenzschließungen kritisiert. Jetzt kommen scharfe Worte in Richtung Luxemburg. Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans nennt Luxemburgs Corona-Lockerungen „verantwortungslos“. Wenig später kontert Jean Asselborn.

„Ich halte das, ehrlich gesagt, für verantwortungslos, bei solch hohen Virus-Inzidenzzahlen zu lockern“, sagte Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans am Mittwoch in einem Interview mit dem Saarländischen Rundfunk. Luxemburg hatte am Dienstag angekündigt, ab dem 11. Januar den Einzelhandel, Kultureinrichtungen und Sportstätten unter strengen Auflagen wieder öffnen zu wollen und in den Schulen zum Präsenzunterricht zurückzukehren.

Hans rät der Luxemburger Regierung, ihren Schritt zu „überdenken“ und nennt die Entscheidung „eine echte Belastung in der Großregion“. Zudem sorgte sich Hans vor einer möglichen Ausbreitung der jüngsten Virus-Mutation und verwies auf die „engen Verknüpfungen zwischen Luxemburg und Großbritannien“.

Ich halte das, ehrlich gesagt, für verantwortungslos

Tobias Hans, Saarlands Ministerpräsident

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn verteidigte gegenüber dem Tageblatt die von der Regierung beschlossenen Lockerungen. „Wir sind ein eigenständiges Land und treffen unsere eigenen Entscheidungen.“ Luxemburgs Lockerungen seien demnach keine „Provokation“. Die ganze Pandemiebekämpfung sei ein permanenter Balanceakt, so Asselborn, jedes Land müsse seinen eigenen Weg finden. Vor Weihnachten seien die Maßnahmen in Luxemburg strikter gewesen als jene in Deutschland, nun seien jene in Deutschland strikter.

„Kritik ist sein gutes Recht“, sagt Asselborn über Hans’ verbalen Angriff, aber Luxemburgs Regierung habe „nicht im Sinne, deutsche Kunden in Geschäfte nach Luxemburg zu locken“. Überhaupt seien die Maßnahmen im Handel jetzt strenger als vor dem Lockdown, sagt Asselborn, und auch „strenger als in Frankreich und in Belgien – und da habe ich aus Deutschland nichts gehört“. Luxemburg bringe demnach keine „Unordnung“ in die Großregion.

Grenzschließung „nicht vergessen“

Auch im Saarland selbst gab es Kritik an Hans’ Äußerungen. Gegenüber der Deutschen Presseagentur sagte der Vorsitzende der Fraktion Die Linke im saarländischen Landtag, Oskar Lafontaine, es sei „instinktlos, (…) wenn der saarländische Ministerpräsident der Luxemburger Regierung Verantwortungslosigkeit vorwirft“. Es komme immer wieder vor, dass im Dreiländereck die Nachbarn Luxemburg, Lothringen und das Saarland unterschiedliche Auffassungen zu sie gemeinsam berührenden Fragen hätten.

Nicht vergessen, so Lafontaine, sei in Frankreich und Luxemburg die nicht abgestimmte Grenzschließung im Frühjahr, die zu viel Verärgerung geführt habe. „Es ist daher dringend notwendig, das Miteinander im Dreiländereck zu verbessern und zu Freundschaft und guter Zusammenarbeit zurückzufinden.“

Rund 50.000 Menschen pendeln täglich aus Deutschland nach Luxemburg. Viele arbeiten in Gesundheits- und Pflegeberufen. Damals im Frühling war es Luxemburg, das Deutschland für seine einseitigen Schritte scharf kritisiert hatte.

Wortführer in jenen Wochen war Jean Asselborn, der nun Luxemburgs Lockerungen verteidigt. „Ich kann nur davor warnen, dass man jetzt wieder an die Grenzen geht“, sagt Asselborn und verweist auf die „sehr gute Kooperation“ in der Großregion in den vergangenen Monaten – und darauf, dass in Luxemburg, falls es zu einer Verschlimmerung bei den Infektionszahlen komme, „die Regierung die Schrauben schnell wieder anzieht“.

Hatfield
9. Januar 2021 - 21.09

Gemeint war der Nachbar im Ostenund nicht Westen.

Hatfield
9. Januar 2021 - 14.08

@ Scholer Sie haben recht, mit dem was Sie schreiben, aber die ganze Diskussion geht am Thema vorbei. Es geht im Artikel nicht um den2. Weltkrieg. Es geht um berechtigte Kritik eines deutschen Politikers an den Massnahmen der luxemburgischen Regierung in Puncto Corona. Was mich auf die Palme bringt, sind dann die Komentare, welche ohne Umschweife in Richtung 2. Weltkrieg gehen. Völlig aus der Luft gegriffen und ohne vorher zu überlegen. Ich nehme Sie da aus, aber die meisten der Hetzer haben in meinen Augen einen niedrigen Bildungsgrad und sind froh, wenn es endlich was gegen den großen Nachbarn im Westen zu stänkern gibt, da ist jeder Anlass recht. Aber die letzte Konsequenz fehlt dann dich und man fährt eben lieber Audi oder BMW, als einen Renault. Ich selbst bin überzeugter Europäer und sehe die EU als Segen an. Alle Staaten haben Rechte und Pflichten und Deutschland hat sich als äußerst fairer Staat gezeigt, als es um die Verteilung der Impfstoffe ging. Es hätte ohne Problem auch erst nach sich schauen können und kleine Staaten wie Luxemburg hätten erst mal hinten anstehen müssen. Statt dies zu erkennen, wird lieber über den 2.Weltkrieg gestänkert, nur weil jemand sich traut Kritik zu üben.

J.Scholer
8. Januar 2021 - 15.39

@Hatfield: Kleiner Nachtrag : Ich hasse die Deutschen ( aus dem Kommentar von Titi müsste Ihnen klar sein wo meine Wurzeln liegen)nicht , weder die Ausländer , im Gegenteil liegt mir die Utopie des Humanismus nahe..Allerdings hasse ich es , aus der deutschen Geschichte man weltweit nichts gelernt hat , . Sebrenica, Schatilla,Mi Lai...Völkervertreibung sind Beweis.Was mich allerdings auf die Palme treibt, heute entfernte greise , teils der Demenz verfallene Mitläufer des NS Regimes , der Scheinheiligkeit wegen, vor Gericht gezerrt werden, die wahren Mörder,Täter vom Richter bis zum Mediziner, vom Lehrer bis zum Professor ,vom Politiker bis zum ..unbehelligt die Nachkriegsgenerationen beeinflussen konnten , hohe Ämter belegten. Dieser Politik des Verdrängen, des nicht Aburteilen verdanken wir es , der Boden noch immer fruchtbar ist. Deutschland hat seine Vergangenheit durch das Schweigen der Nachkriegsgenerationen nie aufgearbeitet, mit Resultat noch immer Menschen der NS Ideologie verfallen. Fritz Bauer hat versucht die Täter zu entlarven und ist an der Obrigkeit gescheitert. Wie ich die Aufarbeitung der Geschichte Deutschlands kritisiere, kritisiere ich auch jene Wahrheit, in Luxemburg nicht jeder Widerstand leistete, das stille Hinnehmen , das Unterstützen der Besatzung .Die Wahrheit in den Archiven schlummerte über Jahre dahin, zögerlich werden noch immer heikle Themen dieser Zeit diskutiert, verschwiegen Geschichtsfälschung in meinen Augen.

J.Scholer
8. Januar 2021 - 12.07

@Hatfield: Diese Geschichte , die Fehler der Nachkriegszeit beeinflussen bis zur heutigen Zeit das politische , gesellschaftliche Leben. Hätte man aus der Geschichte gelernt würde es keine Nazis , Reichsbürger,....mehr geben. Die Nachkriegsgeschichte , Bildung der Nachkriegsgenerationen wurde durch ehemalige Nazis mitgestaltet, Geschichtsverfälschung betrieben. Bestes Beispiel ist Luxemburg in Punkto Geschichtsverfälschung .“Se woren all Resistenzler“. Aktive Beteiligung an der Judenverfolgung ,........ werden erst die letzten Jahr publik gemacht .

Hatfield
7. Januar 2021 - 23.14

@Scholer Müsst ihr Luxemburger bei jeder Kleinigkeit wieder mit dem 2. Weltkrieg anfangen? Ich bin 2 Generationen nach den Nazis geboren und verachte diesen Teil der deutschen Geschichte, aber es geht mir ehrlich auf den Sack, mir ständig von Leuten die im Alltag offen rassistisch sind, sei es gegenüber Portugiesen, oder Afrikanern etc. anhören zu müssen wie schlecht wir Deutschen doch eigentlich im Gegensatz zu den achso weltoffenen Luxemburgern sind. Dann kauft auch nicht unsere Autos und jede noch so baufällige Immobilie auf unserer Seite der Grenze, sondern geht nach Frankreich oder Belgien, wenn das Leben im eigenen Land nicht mehr bezahlbar ist!

Minettsdapp
7. Januar 2021 - 18.16

Wann een esou wéineg PCR-Tester duerchféiert wéi dat an Däitschland de Fall ass, wäer ech am H. Hans senger Plaz éichter diskret.

titi
7. Januar 2021 - 17.55

@ Scholer. Sie schreiben's. Und wo Sie recht haben, haben Sie recht. Sorry.

grenzgegner
7. Januar 2021 - 17.51

Eigentlich schätze ich Herrn Asselborn. Aber jetzt redet er dummes Zeug. Als die Deutschen eigenmächtig ihre Grenzen schlossen, war Asselborn einer der lautesten Kritiker - zu Recht. Europa blieb dabei auf der Strecke. Aber: Deutschland ist ein souveränes Land, und die Grenzschliessung war ein souveräner Akt. Trotzdem darf man selbstverständlich Kritik üben. Jetzt betont Luxemburg zur Abwechslung seine Souveränität und handelt gleichfalls, souverän, ohne Absprache. Auch das darf man kritisieren. Also, Herr Asselborn: Nicht mit zweierlei Maß messen.

J.Scholer
7. Januar 2021 - 17.37

@Titi: Verzeihen ja, vergessen nie.

G.B.
7. Januar 2021 - 17.24

Lockerungen in Luxemburg . Merde alors !

titi
7. Januar 2021 - 14.30

Doch Herr Asselborn, muss ich Ihnen leider widersprechen, dieses halbe Lockdown bewirkt genau das: Unordnung und vor allem Unsicherheit. Man muss nicht unbedingt Häme über unsere deutsche Nachbarn auschütten, nur weil sie vor 7o Jahren das Grossherzogtum besetzt haben um es dem deutschen Reich anzugliedern. Dank der Alliierten und nicht unserer entschlossenen Widerstandskämpfern ist das Gott sei Dank fehlgeschlagen. Ist aber kein Grund sich auch heute noch in Ressrntiments zu üben. Sonst dürften die deutschen SUVs auf unsren Strassen nich in der Mehrzahl sein. Das gilt auch für die Nachfahren deutschschstämmiger oder staatenloser Vorfahren mit einem Persilschein., die glauben überall ihr Scherflein undedingt beitragen zu müssen.

J.Scholer
7. Januar 2021 - 8.34

An Erfahrungen die Pandemie zu bekämpfen fehlt es unseren deutschen Nachbarn nicht, sie können ihr einmal schon bewährtes Mittel das Virus zu stoppen , die Grenzen zu Luxemburg schliessen.