Editorial Post aus Biarritz – Der „Bras d’honneur“ des Staatschefs 

Editorial  / Post aus Biarritz – Der „Bras d’honneur“ des Staatschefs 
 Foto: Cour grand-ducale/Claude Piscitelli

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100 Jahre alt wäre Großherzog Jean heute geworden. Für Generationen galt er (wie auch seine Mutter Großherzogin Charlotte) als Symbol der Nation. Als er am 23. April 2019 starb, bezeichnete der französische Journalist Stéphane Bern ihn sogar als „héros de son enfance“, da Jean im Zweiten Weltkrieg als einziger Monarch an der Landung der alliierten Truppen in der Normandie teilgenommen hat. Von der Vorbildfunktion einer Symbolfigur hat sich sein Nachfolger allerdings weit entfernt. An Heiligabend in Biarritz ein Gesetz zu unterschreiben, durch das neue Covid-19-Einschränkungen in Kraft treten, ist nicht illegal, zeugt aber entweder von einer großen Portion Unverfrorenheit oder Naivität.

Trifft Letzteres zu, wäre das traurig, doch dann müsste man sich die Frage stellen, ob es in seiner Umgebung niemanden gibt, der über mehr Feingefühl verfügt. Der Hof verteidigte zwar offiziell die Reise des Monarchen in den französischen Badeort, doch nicht alles, was rechtens ist, ist auch richtig.

Sollte es sich aber nicht um Naivität handeln, dann wäre Henri in der Rolle eines Monarchen des „ancien régime“, der sich keinen Deut um sein Volk schert, es wäre auf gut Luxemburgisch gesagt „e schéine Culot“, ein Akt von ziemlicher Unverfrorenheit.

Und wie lässt sich das mit der christlichen Moral in Einklang bringen, die an unserem Hof doch anscheinend so hochgehalten wird? Ich verstehe davon zwar nichts, aber Papst Franziskus dagegen umso mehr. „Aber diese Menschen, die gute Menschen sind, haben nicht an die Daheimgebliebenen gedacht, an die wirtschaftlichen Probleme so vieler Menschen, die der Lockdown niedergeworfen hat, an die Kranken. Sie nehmen einfach Urlaub und wollen nur ihr Leben genießen“, tadelte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag anlässlich des Mittagsgebets die Reiselustigen. Ob er dabei das großherzogliche Paar meinte?

Es gibt eine dritte Möglichkeit: Unser Staatschef berechnet wie ein genialer Schachspieler seine Züge viel weiter im Voraus, als andere dazu imstande sind. Seine Züge ergeben taktisch gesehen für den mittelmäßigen Spieler keinen Sinn, lassen aber dann auf lange Sicht eine wohldurchdachte Strategie erkennen. Ist Großherzog Henri etwa der Bobby Fischer der Staatsoberhäupter? Alles nur genau durchdacht, um sich endlich von einem unliebsamen Amt loslösen zu können? Wer weiß, vielleicht ist Henri ja ein überzeugter Republikaner.

Unmittelbar nach der Biarritz-Affäre wurden in den sozialen Medien wieder Stimmen laut, die ein Referendum zu unserer Staatsform forderten. Der Idealist in mir konnte sich vor Begeisterung nicht halten, und sah die Ausrufung der Republik noch in diesem Jahrzehnt. Der Pragmatiker in mir holte ihn jedoch auf den Boden der Tatsachen zurück. Eine Änderung der Staatsform geht nur über eine Verfassungsänderung, und wenn man weiß, wie lange in Luxemburg an einer Verfassungsreform gewerkelt wird, kann man sich denken, dass das Ändern der Staatsform wohl noch länger dauern würde. Der politische Wille dazu ist – außer bei der radikalen Linken – jedenfalls nirgends zu erkennen.

Ob nun naiv, unverfroren oder berechnender Stratege: Auf die Untergebenen zu Hause wirkte die Weihnachtspost aus Biarritz wie ein gewaltiger Stinkefinger.

Miette
8. Januar 2021 - 21.11

Hätten wir uns nicht auch über einen "Blauen Brief" aus dem fernen Dubai gefreut? Bleiben sie bitte daheim, bleiben sie bitte gesund❣❣❣

Joanna
8. Januar 2021 - 9.05

Wéi wär ëtt wann een mol bei verschidde politischen Bonzen hannert d'Kullissen giff kucken, do giff een nëtt ferdèg ginn matt Staunen,waat déi alleguer do am Besëtz hunn, villes korrupt zesummen geschruppt etc.an dann no baussen eng lamentabel Show dem Bierger virgaukelen, daat gëtt een Dossier ouni Enn.

R. Berger
7. Januar 2021 - 10.04

En investigative Journalismus hätt dann och mol nogefrot, wou d‘Regiirungsmemberen, déi schliesslech di Gesetzer erloossen déi de Grand-Duc ënnerschreiwt sech opgehalen hunn

B.G.
6. Januar 2021 - 14.37

Anonymus @Tarchamps Wann Diir een Lëtzebuerger sidd deen iwer de Letzebuerger Groussherzog hierfällt dann äntweren ech Ierch fiir në brauchen grouss Aaen maachen ze mussen . Soot miir och ären Alter wann ech glifft.

Tarchamps
6. Januar 2021 - 13.44

@B.G. alias Blaat‘s Gast "Wir hatten und haben seit jeher ein Ehepaar das uns stolze Luxemburger und unser geliebtes Grossherzogtum in der ganzen Welt voller Würde vertrat und vertritt " Nie auch nur ein Quäntchen 'Würde' bei denen gesehen. "und hoffentlich auch noch in Zukunft vertreten wird. " Nein, wir schaffen die ab! Da werden Sie Augen machen.

B.G.
6. Januar 2021 - 13.29

@Alain Hutt Diir nët eng Raumkapsel , e Sputnicki e puer Moundsteng an Rollexen vergiess ?

B.G. alias Blaat‘s Gast 
6. Januar 2021 - 13.09

Wir hatten und haben seit jeher ein Ehepaar das uns stolze Luxemburger und unser geliebtes Grossherzogtum in der ganzen Welt voller Würde vertrat und vertritt und hoffentlich auch noch in Zukunft vertreten wird. .Wir brauchen kein ANDERES ! Und darauf kein „MERDE ALORS „ sondern ein dreifaches « VIVE , VIVE , VIVE « 

Jean Trierweiler
6. Januar 2021 - 12.45

Wien ass deen "Henri" do? Dauernd liesen ech vun deem, e schéngt net ze schaffen, kee Beruf geléiert awer vill Souen, wunnt verneischt, schwëtzt ëmmer gär mat wa keen en eppes gefroot huet, décoréiert sech öfter gär mat Blechschölder a Kanneruniformen, därf iwerall an der éischter Reih derbei sin an geet an eng Schickeria'svakanz wann di aner mussen doheem bleiwen. Just aus Virwëtz: wien ass hien? Wou könnt deen hier? An huet een dee gewielt? Fir eng kurz Entwert a Form vun engem Kommentär wär ech dankbar.

Guy
5. Januar 2021 - 17.45

Mim, Telefonrechnungen von fast 600.000 Euro am Hof, meng der fir Bicher ze liessen wär nach vill Zäit.

Alain
5. Januar 2021 - 17.37

Wie wäre es wenn das Tageblatt einmal hinter die Kulissen einiger LSAP Ministern schnüffeln würde. Nehmen wir nur einmal den Ex-Minister Etienne Schneider und sein Autopark, dort stehen jet Luxus Limousienen wie z.B. Rolls-Royce etc., wie er selbst einmal in einem "Spiegel" Interview zugab. Wo hat er die dann geerbt? Oder sind das Schmiergeschenke von ausländischen Industriellen. Also ich meine wer soviel Dreck am Stecken hat und jahrzehntelang die Interessen der eigenen Basis missachtet hat der soll sich nun nicht mit einem neuen "republikanisch-radikalen" Mäntelchen schmücken.

Karube
5. Januar 2021 - 16.29

@ d'Mim "Soll hien déi Bicher all gelies hun déi hannert him stinn??" Wéi ech déi 2 Woche bei him am M.R. an der Klass war, do hat en op jiddwer Fall nach keent gelies.

Ferdinand
5. Januar 2021 - 16.28

@J.Scholer "@Ferdinand: Hochmut kommt vor dem Fall. " Wann ee Flilleken huet ass dat egal. "Was nun die Bemerkung zu „ verschont junge…“ hoffentlich die neuen grassierenden Virusmutationen Sie nicht eines Besseren belehren " Nein, auch die Britische und die aus Südafrika lieben Leute wie Sie die bremsen.

uma
5. Januar 2021 - 15.24

@Knutschfleck "@Zapfenstreich: Ich glaube sie kommentieren auf der falschen Webseite, schreiben sie doch auf Wort.lu. Hier interessieren sich wenige für die Nassauer," Meinen Sie? Ein Artikel über den alten GH, ein Artikel über den Neuen, einen Artikel über eine Statue für den Alten, ... So viele schafft das 'Wort' nur an guten Tagen.

Jacques
5. Januar 2021 - 14.26

A propos "Vakanz geneissen". " D'Tour Sarrazine ", eng 31 Ar grouss Propriéteit zu Cabasson ass 1949 vun der démoleger Grand-Duchesse Charlotte kaft ginn. 1949, e puer Joer nom Enn vum zweeten Weltkrieg haten mir heiheem aner Suergen ëwei eng Propriéteit um Mettelmier ze kafen.

J.Scholer
5. Januar 2021 - 14.06

@Ferdinand: Hochmut kommt vor dem Fall. Was nun die Bemerkung zu „ verschont junge...“ hoffentlich die neuen grassierenden Virusmutationen Sie nicht eines Besseren belehren , wobei sollte dies nicht der Fall sein wird die Zukunft für die jungen Republikaner nicht rosig sein, müssen sie über Jahre hin die wirtschaftlichen Folgen, Rezessionen tragen und dann hoffe ich die Republik nicht in einem Arbeiter und Bauernstaat oder einer Bananenrepublik endet. Aber bis dort wird es noch ein langer Weg sein und wie der Kalte Krieg den Arbeiter und Bauernstaaten den Garaus gemacht hat mach ich mir was eine Republik angeht keine Sorgen, im Endeffekt verpufft sie.

Ferdinand
5. Januar 2021 - 12.56

@J.Scholer "@ : Als wolle man einen asymmetrischen Krieg heraufbeschwören , das Volk nicht schon genug entzweit , die Pandemie ausnutzen , Brandstiftung betreiben und Unruhe säen." Unruhe? Wir hatten die Familie schon fast 1918 abgeschafft, das nächste Mal schaffen wir es. Die Pandemie wird uns dabei helfen, die verschont junge Republikaner.

Günther
5. Januar 2021 - 12.00

Déi mussen eben och dohannen op d'Juegt goen, wéi deen um Geriicht schonn ausgesot hat, näischt Extraes, just déi üblech Weekend-Juegde mat 50-60 Leit.

d'Mim
5. Januar 2021 - 12.00

Soll hien déi Bicher all gelies hun déi hannert him stinn??

Gariuen
5. Januar 2021 - 11.57

@HeWhoCannotBeNamed "Etwas habe ich in der ganzen Diskussion immer noch nicht verstanden : wieso schreiben viele Menschen, die scheinbar keine überzeugte Royalisten sind, dem Großherzog eine „Vorbildfunktion“ zu?" Genau. Leute die auch im Michel Rodange waren, als er 2 Wochen von der Familie da platziert wurde, wissen, dass er zu nichts zu gebrauchen ist.

Turmalin
5. Januar 2021 - 11.55

@Zapfenstreich "Wenn erst der letzte Nassauer vertrieben, die letzte Oktave abgesagt und die letzte Träip veganisiert sein wird, werdet ihr euch auf einmal wundern, wo euer Land geblieben ist." Dann sind wir glücklich und gesund.

J-Marc Calderoni
5. Januar 2021 - 11.34

Respekt Häer Molinaro fir Äeren exzellenten Artikel, mä dem Grand-Duc Henri Intelligenz oder souguer Strategie ze ënnerstellen, grenzt scho bal u Majestätsbeleidejhung. Héich Zäit ze lëften an dee ganzen ,,aadelejhe‘‘ Stëps ewech ze kiëren ... A vive d‘Republik !

Denise
5. Januar 2021 - 11.21

Ech mengen den Henri léist sech zevill vu senger Fra "beroden". Sie verbrengen hir Zäit entweder zu Paräis, hirer "ville de coeur", zu Cabasson oder neierdengs zu Biarritz. Wéini ass hien iwerhaapt nach hei am Land?

Nomi
5. Januar 2021 - 11.17

Sei' Papp, den Jang, geif him an sengem Trei'ss, ordentlech d'O'ueren zei'hen !

J.Scholer
5. Januar 2021 - 10.33

@ : Als wolle man einen asymmetrischen Krieg heraufbeschwören , das Volk nicht schon genug entzweit , die Pandemie ausnutzen , Brandstiftung betreiben und Unruhe säen.

Knutschfleck
5. Januar 2021 - 10.06

@Zapfenstreich: Ich glaube sie kommentieren auf der falschen Webseite, schreiben sie doch auf Wort.lu. Hier interessieren sich wenige für die Nassauer, noch die Oktave, noch irgendwelche luxemburgischen Essenstraditionen. Ansonsten finde ich den Artikel wenig aufschlussreich, aber der letzte Satz sagt alles. Die Reise war ein Stinkefinger.

Jacques Zeyen
5. Januar 2021 - 10.03

"„Aber diese Menschen, die gute Menschen sind, haben nicht an die Daheimgebliebenen gedacht, an die wirtschaftlichen Probleme so vieler Menschen, die der Lockdown niedergeworfen hat, an die Kranken. Sie nehmen einfach Urlaub und wollen nur ihr Leben genießen“, tadelte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag anlässlich des Mittagsgebets die Reiselustigen. Ob er dabei das großherzogliche Paar meinte? " Garantiert nicht.Denn diese beiden Machtbereiche(weltlich und geistlich) konnten immer gut miteinander.Franziskus hätte vielleicht auch über die Zustände im eigenen Gehege predigen sollen.Aber die Schäfchen sind geduldigere Zuhörer.Die Homosexuellen-,Pädophilen- und Geldpraktiken im Vatikan dürften sogar einem Franziskus die Kehle zuschnüren. Also fallen die Henri,Juan Carlos und wie sie alle heißen eher nicht in seinen Zuhörerkreis. Erstaunlich,dass wir beide Vereine noch immer dulden,aber ein guter Christ liebt es zu leiden.

Frank Bertemes
5. Januar 2021 - 9.29

Vive la République ! - kann een do just dem Här Molinaro seng exzellent Interventioun ënnerstëtzen. Als een, deen d'Entwécklung vun deene "Charismatiker" live und in Farbe am Dikkrécher Kolléisch (ongefrot) huet misse materliewen, kann ech just soen, datt verschiddenes mech och an där Hisiicht net verwonnert - d'Hypocrisie kennt eebe keng Limiten! Wann et eescht gëtt...

HTK
5. Januar 2021 - 9.22

An der Quelle saß der Knabe. " und kommt dann die böse Fastenzeit,dann bin ich voll dabei,bis ich mich elend abkasteit mit Lachs und Hühnerei." Wenn W.Busch eher die Moralprediger aus dem Vatikan meinte,so kann man den Blaublütern ihren,auf welchen Wegen auch immer angeeigneten Reichtum nicht verwehren! Oder doch? Wasser predigen und Wein trinken oder Moral predigen aber nur für die anderen. "Tenez bon,on arrive" dröhnte es aus den Radios als unsere Erbstaatsoberhäupter von der Insel herüberfunkten. Zu jener Zeit verschwanden viele Helden in Luxemburg in Zwangsuniformen der Nazis. Mein Onkel war in Dachau und wäre heute 110 geworden.

en ale Sozialist
5. Januar 2021 - 9.14

Ganz einfach ein unwürdiger Monarch, der seiner hohen Aufgabe nicht gewachsen ist. Jedes Staatsoberhaupt, ob Präsident oder Monarch, hat eine Vorbildfunktion. Um dies einzufordern muss man nicht unbedingt ein überzeugter Royalist sein. Diese moralische Haltung und Einstellung schuldet jeder Regent seinem Volk. Luemburg ist ein Grossherzogtum, Herzogtum würde vollauf genügen, eine Republik wäre noch besser.

Paul
5. Januar 2021 - 9.04

Culot, Arroganz, Süffisanz, déi sinn mëttlerweil hei am Land zu der neier Normalitéit ginn. Den Haff huet den leschten Respekt verspillt, an dass vill Péischtcroisièresfuehrer an Oktavmimmercher un hinnen ewei engem Anker festhaalen, ass wuel dorop zeréck ze féieren dass een bis virun Johrzengten mat den Heldentaten vun den Herrschaften zougeschott ginn ass, an och manner Méiglechkeeten hat sëch en objektivt Bild vun der Sippschaft ze machen. Et géif mëch nët wonneren wann den Franziskus genau déi zu Biarritz gemengt huet.

HeWhoCannotBeNamed
5. Januar 2021 - 8.22

Etwas habe ich in der ganzen Diskussion immer noch nicht verstanden : wieso schreiben viele Menschen, die scheinbar keine überzeugte Royalisten sind, dem Großherzog eine "Vorbildfunktion" zu?

Zapfenstreich
5. Januar 2021 - 7.58

Wenn erst der letzte Nassauer vertrieben, die letzte Oktave abgesagt und die letzte Träip veganisiert sein wird, werdet ihr euch auf einmal wundern, wo euer Land geblieben ist.