CGDIS, Polizei und ACLSilvester: „Wie eine Wundertüte mit Ungewissheit“

CGDIS, Polizei und ACL / Silvester: „Wie eine Wundertüte mit Ungewissheit“
In der Leitstelle des CGDIS in Gasperich waren die Mitarbeiter auf alle Notfälle gefasst Foto: Editpress/AM

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Corona und die damit einhergehenden Ausgangsbeschränkungen haben auch dem Großherzogtum an Silvester ihren Stempel aufgedrückt. In den Leitstellen der Luxemburger Rettungs- und Ordnungskräfte war man dennoch auf alles vorbereitet.

2021 ist eingeläutet, der Übergang ins neue Jahr verlief in Luxemburg gespenstig ruhig. Der CGDIS hatte sich dennoch auf unvorhersehbare Ereignisse größeren Ausmaßes vorbereitet, wie Lieutenant-Colonel Christopher Schuh, Leiter der Notrufzentrale 112, im Gespräch mit dem Tageblatt erklärt.

„Wir haben für die Notrufzentrale vorsichtshalber sechs Mitarbeiter einberufen, so wie jedes Jahr an Silvester. Die SAMU-Einheit ,Luxemburg 2’ war ebenfalls die ganze Nacht einsatzbereit. Die meisten Leute haben wohl im engen Kreis gefeiert. Für uns war die Silvesternacht wie eine Wundertüte mit Ungewissheit“, berichtet Christopher Schuh. „Wir wussten nicht, wie sich eine in dieser Form noch nie da gewesene Silvesternacht entwickeln würde Treten gegen Mitternacht vermehrt Brände aufgrund von Feuerwerken in dicht bewohnten Gebieten auf? Kommt es trotz Ausgangssperre zu schweren Unfällen? Wird es zu Alkoholexzessen und Schlägereien im engen Kreis kommen? Mit diesen Fragen haben wir uns also auf das Schlimmste vorbereitet.“

Bis auf einen schweren Autounfall in Reisdorf, bei dem sechs Insassen in einem Fahrzeug verletzt wurden, sei Silvester wie eine gewöhnliche Nacht mit Ausgangssperren verlaufen. „Allerdings war dieser Unfall sehr ungewöhnlich: Einerseits ist es selten, dass gleich sechs Insassen in einem Fahrzeug verletzt werden, andererseits herrschte Ausgangssperre“, erklärte Christoph Schuh am Neujahrsmorgen.

Es war aber gleich der erste Einsatz im neuen Jahr, der in die Annalen der Rettungsdienste eingehen sollte: Kurz nach Mitternacht war der Rettungswagen aus Hosingen zu einer Geburt angefordert worden – ein erfreuliches Ereignis für die Familie. Die Sanitäter transportierten die werdende Mutter schnell und sicher in die „Maternité“.

Sechs Leitstellendisponenten hatte der CGDIS für die letzte Nacht des Jahres einbestellt. Sie hatten das Geschehen voll im Griff, konnten sich dennoch aber auch eine kleine Köstlichkeit zu Silvester gönnen.
Sechs Leitstellendisponenten hatte der CGDIS für die letzte Nacht des Jahres einbestellt. Sie hatten das Geschehen voll im Griff, konnten sich dennoch aber auch eine kleine Köstlichkeit zu Silvester gönnen. Foto: Editpress/AM

Abgesehen von einigen Notfällen, dem Brand einer Bushaltestelle in Zolver und einem Fehlalarm wegen eines vermutlichen Dachstuhlbrands sei die Nacht weitgehend ruhig verlaufen, berichtet Schuh. Typische Einsätze an Silvester mit Alkoholexzessen und Schlägereien auf Studentenbällen oder in Diskotheken seien dieses Jahr offensichtlich ausgefallen.

Für die diensthabenden Mitarbeiter der Leitstelle wird der Jahreswechsel dennoch mit einer Träne im Knopfloch in Erinnerung bleiben: Es war dies nämlich die letzte Silvesternacht im Gebäude mit der Nummer 1 in der rue Robert Stumper. Seit 1992 nimmt der 112 an dieser Adresse die Notrufe entgegen. Im dritten Trimester 2021 wird die Notrufzentrale als letzte zentrale Einheit des CGDIS allerdings ins neue Hauptquartier, dem „Centre national d’incendie et de secours“ am „rond-point Gluck“, ziehen.

Im Dienst der Bürger im Einsatz: das Team des CIS Echternach
Im Dienst der Bürger im Einsatz: das Team des CIS Echternach Foto: CIS Echternach

Ruhige Nacht bei Polizei und ACL

Auch bei der Polizei verlief die Silvesternacht verhältnismäßig ruhig. Am Abend wurde beispielsweise ein Einbruchsversuch in ein Einfamilienhaus in Bartringen gemeldet. Die drei Täter hatten jedoch die Flucht ergriffen, nachdem die Alarmanlage ausgelöst worden war. Eine sofort eingeleitete Fahndung verlief ohne Erfolg.

Mehrfach mussten die Beamten wegen Ruhestörungen, Böllern und Streitigkeiten ausrücken. In 35 Fällen hatten sich Nachbarn über zu viel Lärm beklagt oder Feuerwerkskörper, die ihrer Ansicht nach unerlaubt abgeschossen wurden.

Auch wurden mehrere Personen wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss und Verstößen gegen die Ausgangssperren gebührenpflichtig verwarnt. Beim besagten Unfall in Reisdorf wurde das Fahrzeug auf Anordnung der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Der Fahrer war in einer scharfen Kurve auf die Gegenfahrbahn geraten und anschließend mit dem Auto in einen Baum gefahren. Alle sechs Insassen wurden wegen des Verstoßes gegen die Ausgangssperre gebührenpflichtig verwarnt.

Gegen 4 Uhr wurde die Polizei in ein Hotel in Niederanven bestellt. Dort hatten sich gleich mehrere Gäste über Lärm und Drogengeruch beklagt. Vor Ort trafen die Beamten auf fünf Personen, in deren Zimmern Drogenutensilien und Schlagringe gefunden wurden. Die Gegenstände wurden beschlagnahmt, Anzeige wurde erstattet.

„Für ein gewöhnliches Wochenende waren es viele Ruhestörungen. Im Vergleich zu einer herkömmlichen Silvesternacht war es jedoch ruhig“, erklärt Polizeisprecher Frank Stoltz.

Ähnlich sehen es die gelben Engel des Luxemburger Automobilclubs ACL. Aufgrund der Ausgangssperren sei es eine sehr ruhige Nacht gewesen. Vor 21 Uhr seien die Mitarbeiter noch recht viel im Einsatz gewesen. Nach Eintritt der Ausgangssperre aber hätten sich nur noch sehr wenige Hilfesuchende gemeldet; die Hilfsleistungen konnten alle am Neujahrstag abgewickelt werden. Die Mitarbeiter des Pannennotrufs mussten zudem aufgrund von einigen Unfällen ihrer Mitglieder im Ausland tätig werden, wie Giovanni De Felice, „directeur des opérations“ beim ACL, auf Nachfrage mitteilt.

Für die Einsatzkräfte des CIS Remich war es eine verhältnismäßig ruhige Nacht. Dennoch waren sie für den Notfall bereit.
Für die Einsatzkräfte des CIS Remich war es eine verhältnismäßig ruhige Nacht. Dennoch waren sie für den Notfall bereit. Foto: CIS Remich