Retro 2020Verschwörungsmythen: Die Feinde der Wissenschaft sind in Höchstform

Retro 2020 / Verschwörungsmythen: Die Feinde der Wissenschaft sind in Höchstform
Während der Corona-Pandemie sind Verschwörungstheoretiker zur Höchstform aufgelaufen. Unter anderem wird in Zweifel gestellt, ob es das Virus überhaupt gibt.  Foto: Cecilia Fabiano/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie ist 2020 die Wissenschaft in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Fachbegriffe aus der Epidemiologie haben ihren Eingang in unser Standardvokabular gefunden. Im Freundeskreis und in der Familie wird über Wissenschaft gesprochen wie früher über Sport und Politik. Gleichzeitig sind aber auch die Verschwörungsmystiker richtig laut geworden. Ein Kontrast, wie er stärker nicht sein könnte.

In den letzten Monaten sind in Luxemburg Wissenschaftler auf den Plan getreten, von denen die meisten Menschen vorher noch nie gehört hatten, die aber plötzlich eine unglaublich wichtige Rolle in der Bewältigung unseres Alltags gespielt haben. Und an vielen Stellen, wenn auch nicht an allen, hat die Politik auf die Wissenschaftler gehört und sich von ihnen beraten lassen. Die meisten Menschen vertrauen diesen Wissenschaftlern, wenn sie zum Beispiel sagen, wir sollten eine Maske tragen, uns nicht mehr umarmen und die Hände waschen (eigentlich ist es unglaublich, dass das noch wiederholt werden muss).

Eine gute Sache. Aber dieser „Erfolg“ wird getrübt von jenen Menschen, die Wissenschaft immer stärker ablehnen. Menschen, die glauben, Viren seien eine Erfindung und Impfungen seien der teuflische Plan von Bill Gates, um allen Menschen einen Mikrochip zu implantieren. Menschen, die 5G-Masten zerstören, weil sie davon überzeugt sind, dass die neue Mobilfunktechnologie irgendwie zur Verbreitung des Virus beiträgt.

Es gibt viele solche Verschwörungsmythen. Mal behaupten sie, dass es Viren nicht gibt. Dann behaupten sie, dass das Coronavirus in einem Labor gezüchtet wurde. Einige behaupten, die Erde sei eine Scheibe – fast 60 Jahre nachdem mit Juri Gagarin der erste Mensch ins Weltall geflogen ist. Eine weit verbreitete Geschichte besagt, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht offiziell existiert. Und viele hängen dem Glauben an, dass ein internationales Netzwerk von Superreichen weltweit Kinder entführt, um aus ihren Gehirnen den Stoff Adrenochrom zu gewinnen. In der Welt dieser Menschen sind Donald Trump und Wladimir Putin Teil einer Allianz, die den Kindesentführern das Handwerk legen will. Manche dieser Geschichten sind obendrein noch mit einer guten Portion Antisemitismus gewürzt.

2020 war nicht das Jahr, in dem dieser Verschwörungsschwachsinn entstanden ist. Es war aber ohne Zweifel ein gutes Jahr dafür. Ein Jahr, in dem sich die Anhänger dieser „Theorien“ laut äußern konnten und bei vielen auf offene Ohren gestoßen sind.

Zugegeben: Die meisten Menschen glauben an etwas, das wissenschaftlich keinen Sinn ergibt. Manche glauben an Horoskope. Andere schneiden ihre Haare nur bei zunehmendem Mond oder glauben, ein Rosenkranz am Rückspiegel bewahre sie vor Autounfällen. Abergläubige Spieler verabschieden ihre Würfel in den Ruhestand, wenn sie „leergewürfelt“ sind. Gefährlich wird es, wenn Impfgegner sich und ihre Kinder nicht impfen lassen, Schwerkranke mit unwirksamen Nonsens-Präparaten behandelt werden oder wenn hochrangige Politiker den Klimawandel leugnen, weil sie ihn für eine Erfindung der „Mainstream-Medien“ halten. Alle gutgemeinten Erklärungsversuche der Wissenschaftler sind bei ihnen von vorneherein zum Scheitern verurteilt.

2020 war das Jahr, in dem viele Menschen den Wissenschaftlern vertraut haben – und das Jahr, in dem weltweit tausende Menschen auf die Straße gingen, weil sie an eine wie auch immer geartete Corona-Verschwörung glauben. 2021 sollten wir uns eine Strategie überlegen, wie wir mit Verschwörungsmystikern umgehen sollen.

de spëtzbouf
8. Januar 2021 - 19.45

Feinde der Wissenschaft, sind die, die beim Nachdenken Kopfschmerzen bekommen.

de spëtzbouf
1. Januar 2021 - 18.41

Wann déi Domm mengen, si wiere gescheit! Nët ze vergiessen, d'Dommheet stecht un, dogéint ass kee Kraut gewuess.