LuxemburgDer Anteil der Menschen im Home-Office bleibt hoch

Luxemburg / Der Anteil der Menschen im Home-Office bleibt hoch
2020 wird als Jahr der Telearbeit in die Geschichte eingehen Foto: AP/Don Ryan

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Der Anteil der Beschäftigten im Home-Office war in den Wochen des ersten Confinements rasant in die Höhe geschnellt. Doch auch in der Zeit danach ist die Zahl der Menschen in Telearbeit hoch geblieben. Laut Statec waren es im dritten Quartal immer noch fast 40 Prozent der Beschäftigten im „Télétravail“.

Noch im Jahr 2019 war „Arbeit von zu Hause aus“ für die meisten Menschen ein ferner, unerreichbarer Wunsch. Nur 11,6 Prozent der Angestellten arbeiteten hierzulande letztes Jahr, für gewöhnlich, in Telearbeit. Auch der Anteil der Menschen, die manchmal von zu Hause aus arbeiten, war mit 21,5 Prozent relativ überschaubar. Satte 66,9 Prozent der arbeitenden Bevölkerung waren damals tagtäglich verpflichtet, zum Arbeitsplatz zu kommen.

In den letzten zehn Jahren hatte es zudem beim Anteil der Menschen, die für gewöhnlich von zu Hause aus arbeiten, kaum Bewegung gegeben. In Luxemburg, wie in ganz Europa, war die Quote fast unverändert geblieben. Zugelegt hatte jedoch der Anteil der Menschen, die manchmal von zu Hause aus arbeiten: Lag die Quote 2009 noch bei 10,4 Prozent, so waren es 2019 21,5 Prozent.

Doch dann kam Corona. Alles wurde anders. Ein zentrales Element im Corona-bedingten Lockdown war das Arbeiten von zu Hause aus. Der Prozentsatz der Beschäftigten im „Télétravail“ ist Anfang Mai – mitten im ersten Lockdown – auf eine Rekordquote von 69 Prozent hochgeschnellt. Fast die Hälfte waren die gesamte Arbeitszeit über im Home-Office; 21 Prozent erledigten ihren Job manchmal von zu Hause aus und manchmal im Büro. Nur noch 31 Prozent der Menschen mussten weiterhin täglich physisch an ihrem Arbeitsort präsent sein. Das ergab eine Umfrage des Statec

Abkommen mit Belgien, Deutschland und Frankreich wurden eingeführt, um den Grenzgängern das Home-Office zu versüßen. Im Normalfall müssen Grenzgänger, wenn sie mehr als eine gewisse Zahl Tage von zu Hause aus arbeiten (29 Tage mit Frankreich; 24 Tage mit Belgien, 19 Tage mit Deutschland), ihre Steuern am Wohnsitz zahlen. Die Abkommen haben dieses Prinzip nun ausgesetzt – so können die Grenzgänger von zu Hause aus arbeiten und gleichzeitig ihre Steuern in Luxemburg bezahlen.

Große Unterschiede je nach Sektor

Der insgesamt sehr hohe Home-Office-Anteil verdeckte jedoch unterschiedliche Entwicklungen je nach Wirtschaftsbereich. So arbeiteten mehr als die Hälfte der Staatsbeamten und der Angestellten am Finanzplatz von zu Hause aus. Im Bauwesen jedoch lag die Quote bei unter 30 Prozent, im Gesundheitsbereich bei unter 20 Prozent. Auch regionale Unterschiede hatte Statec festgestellt. So waren in Luxemburg-Stadt etwa 60 Prozent der Menschen im Home-Office, im Norden des Landes jedoch nur 31 Prozent. Hintergrund sei, dass Luxemburg-Stadt auf Dienstleistungen spezialisiert sei. Im Osten betrug die „Télétravail“-Quote 52 Prozent, im Süden 42 Prozent.

Entwicklung des Anteils der Mitarbeiter im Home-Office
Entwicklung des Anteils der Mitarbeiter im Home-Office

Nach dem ersten Lockdown ist die Quote der Menschen im „Télétravail“ dann, wenn auch vom Betrieb auf den Straßen her nicht wirklich ersichtlich, weiterhin hoch geblieben. So hat Statec laut neuen Zahlen ermittelt, dass in den Monaten Juli-September 2020 immer noch 37,7 Prozent der Beschäftigten von zu Hause aus arbeiteten. Das waren zwar lange nicht mehr so viele wie im zweiten Quartal (52 Prozent), doch deutlich mehr als die 25,9 Prozent im ersten Quartal. Diese Zahlen gehen aus dem letzten „Conjuncture Flash 12-20“ hervor.

Die Unterschiede pro Sektor bleiben jedoch auch im dritten Quartal sehr hoch. Spitzenreiter beim Home-Office war der Finanzsektor. Vor vier Beschäftigten arbeiteten hier zumindest drei manchmal von zu Hause aus. Ebenfalls sehr hoch blieb der Anteil der Mitarbeiter im Home-Office im ICT-Sektor und bei Unternehmensdienstleistungen. Deutlich rückläufig war im dritten Quartal der Anteil der Menschen im „Télétravail“ derweil wieder beim Staat.

Die erste Begeisterung ist verflogen

Ein großer Teil der Begeisterung für Telearbeit ist derweil bereits wieder verflogen. Viele Angestellte schätzten anfangs die neu gewonnene Freiheit, die ermöglichte, Arbeit und Freizeit selbst koordinieren zu können. Sie erkannten eine verbesserte Lebensqualität, konnten weniger Zeit am Arbeitsplatz und mehr Zeit mit der Familie verbringen. Das ewige Pendeln zur Arbeit und wieder zurück fiel weg. Auch die Unternehmen sahen zunächst viele Vorteile in dieser „neuen Art“ der Arbeit. Einerseits schrumpften die Kosten (bspw. weniger Stromverbrauch), gleichzeitig wurde eine Steigerung der Produktivität gemessen.

Die negativen Seiten der „neuen Arbeitsform“ kamen oftmals erst nach einer gewissen Weile zum Vorschein. Für den Arbeitnehmer im Home-Office gilt es, mit sozialer Isolation, Schwierigkeiten mit der Selbstmotivation sowie mit unsichereren Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten klarzukommen. Zusätzlich belasten oftmals ein erhöhter Arbeitsdruck sowie ein Konflikt zwischen privater und beruflicher Zeit. Doch auch für den Arbeitgeber gibt es Nachteile, etwa was Leistung, Produktivität, Kontrolle, Kommunikation und das Einarbeiten neuer Mitarbeiter angeht. 

Daneben wird die Volkswirtschaft von der Telearbeit getroffen. Vor allem die Einzelhändler und Restaurantbesitzer in Luxemburg-Stadt, die vom Verbrauch der dortigen Arbeitnehmer leben, haben mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Wenn 40 bis 45 Prozent der 460.000 Erwerbstätigen einen Tag pro Woche im Home-Office verbringen würden, würde dies laut einer Schätzung des Horeca-Sektors Mindereinnahmen von 350 Millionen Euro im Jahr bedeuten, ist einem Gutachten des Wirtschafts- und Sozialrats zu entnehmen. Dieser Rückgang wiederum könnte zu einem Verlust von über 2.000 Arbeitsplätzen, 17 Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen, 10 Millionen Euro an Mehrwertsteuer und fast 6 Millionen an Steuern auf Gehälter führen.

Mit einem zweiten Lockdown zum Jahresende dürfte die Home-Office-Quote im vierten Quartal des Jahres wieder in die Höhe schnellen. Auch Anfang 2021 dürfte der Anteil voraussichtlich hoch bleiben. Mit Belgien und mit Frankreich wurden die steuerlichen Vereinbarungen zum Home-Office bis Ende März 2021 verlängert. Das Abkommen mit Deutschland läuft automatisch von Monat zu Monat weiter, bis es von einer der zuständigen Behörden gekündigt wird.

Paula
28. Dezember 2020 - 14.41

Natürlich, wer tut sich denn den Verkehr an wenn man nicht muss?