EditorialDie Welle der Solidarität muss wieder höher schwappen

Editorial / Die Welle der Solidarität muss wieder höher schwappen
Damit es die Covid-Notfälle bald nicht mehr gibt, ist jeder von uns gefragt Foto: Editpress/Alain Rischard

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Wer hat zurzeit nicht das Gefühl, dieses Jahr 2020 mit einem großen Knall verabschieden zu wollen? Was hat Luxemburg und die Welt nicht alles in den letzten Monaten erlebt, was sich niemand noch zu Beginn des Jahres im Leben hätte träumen lassen! Dazu gehört: vor den Lebensmittelgeschäften Schlange stehen zu müssen, Hamsterkäufe(r) zu beobachten sowie Mund-Nasen-Schutz im Alltag zu tragen. Während des ersten Lockdowns haben viele die Natur wiederentdeckt und sich innerhalb der Familie neu kennengelernt. Die „Vakanz doheem“-Spezialausgabe 2020 hat Luxemburg im „Mëllerdall“ und in Vianden verbracht. Die Digitalisierung hat sich weiter in unserem (Arbeits-)Alltag etabliert: Die Arbeitnehmer gehen direkt von ihrer Küche aus zum Home-Office, anstatt vorher auf der A3 im Stau stehen zu müssen.

Wer wusste vor der Pandemie etwas Genaueres mit den Wörtern Quarantäne, Isolation und „Physical Distancing“ anzufangen? Viele von uns haben auf soziale Kontakte verzichtet und „Bleift doheem“ ernst genommen. Seit dem Herbstbeginn versucht jeder so normal wie möglich zu leben und sich ein bisschen Entspannung zu verschaffen – für kurze Momente, in denen das Virus vergessen werden kann.

Trotzdem ist mir die Erinnerung an die gelebte Solidarität am meisten im Gedächtnis geblieben: Familienmitglieder haben sich gegenseitig ausgeholfen und füreinander eingekauft. Die Arbeit, die das Pflegepersonal tagtäglich leisten muss, wurde für ein paar Wochen lang nicht mehr ignoriert. Diejenigen, die zu der Zeit die Gesellschaft am Laufen gehalten haben, wurden zu den Helden des Alltags – schade, dass dieser Moment nicht sehr lange angehalten hat.

Ob die Regierung die Maßnahmen zu früh oder zu spät ergriffen hat, ist eigentlich egal. Sicher ist, dass es immer Menschen geben wird, die sich nicht daran halten wollen, und die Corona-Leugner werden die Gefährlichkeit des Virus weiterhin abstreiten. Zu hören, dass auch in diesen Wochen immer noch Partys mit um die hundert Feierwütigen stattfinden und sich die Menschen in den Geschäften auf die Füße treten, macht jeden wütend, der in den letzten Monaten das Leben auf ein Minimum reduziert hat. Denn genau dieses rücksichtslose Verhalten trägt dazu bei, dass die Infektionszahlen sind, wie sie sind – und diejenigen darunter zu leiden haben, die sich an die Maßnahmen halten.

Gerade jetzt ist erneut diese Solidarität der Frühlingsmonate gefragt. Mit den gestern angekündigten strengeren Maßnahmen soll die „Handbremse gezogen werden“, wie Premierminister Xavier Bettel es bei der Pressekonferenz formulierte. Dann kann das Contact Tracing wieder effizienter arbeiten und das Personal in den Krankenhäusern wieder etwas aufatmen. 

Damit diese Handbremse wirken kann, muss jeder Einzelne von uns etwas dazu beitragen. Auch Weihnachten wird dieses Jahr nicht so gefeiert wie in den letzten Jahren. Viele werden diese Feiertage sowieso innerlich abgehakt haben.

Wieder einmal bedarf es in den nächsten Wochen einer kollektiven Anstrengung und Rücksichtnahme, damit es in ein paar Monaten tatsächlich heißen kann: Jetzt ist die Zeit da, eine große Party zu feiern. Und auch aus dem Grund, damit in diesem Jahr 2020 wenigstens nicht alles umsonst gewesen ist.

Gronnar
26. Dezember 2020 - 12.55

Wenn das Tageblatt jeden Tag ein paar Artikel publiziert, die Maßnahmen kritisieren, in Frage stellen und die 'Querdenker' aufhetzen, dann hilft das nicht.

Schroeder
22. Dezember 2020 - 10.58

Die Regierung trifft keine Schuld. Kleine Massnahmen fruchten nicht. Die Bevölkerung zeigt keine Vernunft und Solidarität. Den Luxembourger geht es zu gut und auf etwas zu verzichten kommt nicht in Frage. Man kann sich ja die anfällige Strafe gut leisten.

trotinette josy
22. Dezember 2020 - 9.29

Eine Welle der Solidarität? Wann hat die überhaupt stattgefunden und wie soll sie höher schwappen, wenn es sie nicht gab? Im Gegenteil es hat sich gezeigt wie erschreckend tief der Egoismus in dieser Gesellschaft wirklich verankert ist. Das Musizieren und der Applaus für das Kranken-und Pflegepersonal, hat nichts gekostet und war sehr schnell abgeflaut. Bis die Luxusbürger sich dem Ernst der Lage wirklich bewusst werden und einsehen, dass es ohne Solidarität nicht geht, muss es knüppeldick kommen. Umso reicher ( wohlhabender ) eine Gesellschaft , umso eigensüchtig ist sie.

Romain Juni
22. Dezember 2020 - 8.22

Nichts ist wie es einmal war! Selbst die Handbremse ist digitalisiert elektronisch künstlich intelligent aber nicht mehr so wirksam wie früher.Es wird nie wieder sein wie früher.

J.Scholer
22. Dezember 2020 - 7.15

Ihre Argumentation, Frau Ludwig unterstütze ich , aber wie kann eine Gesellschaft die von Individualismus, Geldgier, Egoismus,Spass-,Freizeitdenken geprägt, die Realität verkennt von Solidarität sprechen ?