EHF Cup„Eine völlig neue Situation“ – Im ersten Spiel seit Ende Oktober trifft Ben Weyer mit Berchem auf Insignis Westwien

EHF Cup / „Eine völlig neue Situation“ – Im ersten Spiel seit Ende Oktober trifft Ben Weyer mit Berchem auf Insignis Westwien
Anhand von Videokonferenzen hat sich Ben Weyer mit Berchem auf die anstehenden EHF-Cup-Spiele vorbereitet Archivbild: Le Quotidien/Luis Mangorrinha

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Die Freude, endlich wieder Handball zu spielen ist bei Ben Weyer groß. Am Wochenende trifft der 23-Jährige mit Berchem in der dritten Runde des EHF Cup auf Insignis Handball Westwien. Im Tageblatt-Interview spricht der Nationalspieler über die Vorbereitungen auf das erste Spiel seit Ende Oktober, seine Erwartungen im EHF Cup und das Geisterspiel in Österreich.

Tageblatt: Seit Ende Oktober haben Sie mit Berchem keine Partie mehr bestritten, wie groß ist die Freude, nun endlich wieder zu spielen?

Ben Weyer: Die Freude ist sehr groß, ich hatte schon seit einiger Zeit keinen Ball mehr in den Händen. Es gab weder Training noch Spiele. Obwohl wir in Wien nicht vor Zuschauern antreten dürfen, sind wir alle glücklich, endlich wieder Handball zu spielen. Denn in einer so langen Zeit ohne Begegnung ist es nicht immer einfach, die Motivation aufrechtzuerhalten. Mit dem Spiel gegen Wien hatten wir aber in den vergangenen Wochen immer ein Ziel vor Augen.

Wie haben Sie sich denn überhaupt auf die Partie vorbereitet? Mannschaftstraining ist ja zurzeit nicht möglich.

Wir haben zu Hause anhand von Videokonferenzen vor allem an der Physis und der Stabilisation gearbeitet. Denn nach einer so langen spielfreien Zeit ist die Verletzungsgefahr ziemlich hoch. Deswegen haben wir versucht, individuell zu arbeiten, um anschließend Verletzungen zu vermeiden. Auch an der Kondition konnten wir weiter arbeiten, indem jeder für sich laufen gegangen ist. Dadurch hoffen wir, in beiden Partien mithalten zu können.

Wir haben zudem den Gegner anhand von Videomaterial analysiert, sodass wir uns auch taktisch etwas vorbereiten können. So wissen wir wenigstens, auf was wir uns einstellen müssen.

Wie sehen denn die kommenden Tage für die Mannschaft aus? Gibt es noch die Möglichkeit, in Österreich ein Mannschaftstraining nachzuholen?

Vor Ort können wir vier bis fünf Trainingseinheiten mit der Mannschaft absolvieren, bevor es ernst wird. Nach unserer Ankunft am Donnerstag stand eine erste Einheit auf dem Programm. Erst danach haben wir im Hotel eingecheckt.

Am Freitag gibt es zwei weitere Trainingseinheiten, die letzte folgt dann am Samstagmorgen. Abends findet das Hinspiel statt, das Rückspiel folgt am Sonntagnachmittag. Wir müssen unser Gepäck bereits mit in die Halle nehmen, denn nach dem Spiel fahren wir sofort zum Flughafen und sollen gegen 22.30 Uhr wieder in Luxemburg landen.

Nach den vier bis fünf Trainingseinheiten mit der Mannschaft folgt sofort das Spiel. Wie schwer wird es, nach der längeren Pause wieder in den gewohnten Spielrhythmus zu finden?

Ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht. Dies ist auch für uns eine Premiere. Nach der Sommerpause hat man beispielsweise sieben bis neun Wochen Zeit, sich auf die offiziellen Spiele vorzubereiten. Es gibt Lehrgänge und Freundschaftsspiele. Jetzt sind es nur drei Tage Vorbereitungszeit, anschließend folgen direkt zwei Spiele auf hohem Niveau.

Was sich zudem komisch anfühlt, ist, dass wir jetzt in ein EHF-Cup-Wochenende gehen, danach dürfen wir aber wieder nicht weitertrainieren. Es wird eine erneute Pause bis Mitte Januar geben. Da ist auch für uns eine völlig neue Situation.

Wie schätzen Sie denn Ihren Gegner ein und was hat sich Ihre Mannschaft als Ziel gesetzt?

Ich bin eigentlich vor unseren Spielen immer positiv gestimmt. Natürlich ist unser Gegner im Spielrhythmus, die Meisterschaft in Österreich läuft nämlich normal. Wir reisen trotzdem nicht nach Wien, um zu verlieren. Wir wissen aber, dass eine schwierige Aufgabe auf uns wartet. Vielleicht unterschätzt uns Wien und wir können sie überraschen (lacht). Daran glaube ich aber nicht wirklich, denn es handelt sich um eine junge Mannschaft, die sehr schnell und motiviert spielt.

Wir sind uns bewusst, dass es schwierig wird, ihr Tempo über die gesamte Spielzeit mitzugehen. Deshalb müssen wir versuchen, ihr Spiel zu brechen und an ihnen dranzubleiben. Immer wieder einen Rückstand aufzunehmen kostet nämlich viel Kraft. Der Abstand darf deshalb nie zu groß werden.

Wir geben auf jeden Fall in beiden Spielen bis zum Schluss 100 Prozent. Wir wollen natürlich ein gutes Ergebnis erzielen, aber in erster Linie sind wir glücklich, wieder Handball zu spielen und endlich wieder einen Ball in unseren Händen zu halten. Vielleicht können wir den Österreichern ja zeigen, dass wir auch in Luxemburg wissen, wie man Handball spielt (lacht). Niemand hat aber große Erwartungen an uns, deshalb lastet auch kein Druck auf unseren Schultern.

Die Freude, endlich wieder zu spielen, ist also groß. Steigt die Motivation noch mehr, wenn man bedenkt, dass dieses Spiel auf europäischer Bühne stattfindet?

Natürlich ist die Motivation groß. In Luxemburg spielt man immer gegen die gleichen Mannschaften. Man kennt die Gegner und die Spieler. Das ist in diesem Spiel anders. Ich persönlich finde, dass es einen besonderen Reiz hat, gegen ausländische Gegner anzutreten. Sei es mit der Nationalmannschaft oder mit dem Klub. 

Ich persönlich mag es auch, auswärts zu spielen und in Hallen, die ich nicht kenne, anzutreten. Dies steigert die Motivation. Natürlich wäre diese noch größer, wenn Zuschauer dabei wären und wenn man vor einer großen Kulisse spielen könnte.