MedizinForscher gehen der Frage nach, wie lange eine Immunität nach einer Covid-Erkrankung anhält

Medizin / Forscher gehen der Frage nach, wie lange eine Immunität nach einer Covid-Erkrankung anhält
In Deutschland wird bereits das Verabreichen der Corona-Impfung geübt Foto: Stefan Puchner/dpa

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Seit nun vielen Monaten ächzt die Welt unter der Corona-Pandemie. Die Wissenschaft war nicht untätig. Forscher haben eine Menge über das Virus gelernt. Dennoch sind noch einige Fragen offen. Zum Beispiel was die Immunität nach einer Infektion angeht.

Je länger die Pandemie andauert, umso öfter treten Fälle auf, in denen sich eine Person wiederholt mit SARS-CoV-2 infiziert hat. Die offizielle Zahl dieser Fälle ist klein, allerdings legen Forscher auch ein hohes Maß an, um eine wiederholte Ansteckung offiziell zu bestätigen. Um als Fall einer Reinfektion zu gelten, muss ein Patient zweimal positiv getestet worden sein. Zwischen beiden PCR-Tests muss er mindestens einen Monat symptomfrei gewesen ein. Das geht aus einem kürzlich im Wissenschaftsmagazin Science erschienenen Artikel hervor. Selbst dann könne nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um dieselbe Infektion handelt, von der der Patient sich nicht richtig erholt hatte. Einige Fachblätter verlangen deshalb von Wissenschaftlern, dass sie den genetischen Nachweis erbringen, dass es sich wirklich um eine neue Infektion handelt und nicht um das identische Virus, bevor sie etwas über einen solchen Fall berichten. Wie Science schreibt, ist oft das genetische Material für einen solchen Vergleich nicht verfügbar und Labore haben derzeit andere Sorgen, als sich mit Einzelfällen zu beschäftigen. Das Magazin berichtet aber über mindestens 823 bestätigte Neuinfektionen in fünf verschiedenen Ländern. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich höher.

Diese Fälle werfen für Wissenschaftler eine Menge Fragen auf. Zum Beispiel, ob sich das Immunsystem bei einer Neuinfektion anders verhält als bei der ersten Ansteckung, ob eine erneute Infektion schwächer verläuft und vor allem wie lange eine Immunität anhält.

Allerdings: Weltweit wurden bislang mehr als 64 Millionen Covid-19-Erkrankungen gezählt. Fast 1,5 Millionen Menschen sind offiziell an der Krankheit gestorben. In Luxemburg wurden bislang 35.687 Covid-19-Fälle gezählt. Davon sind rund 26.500 Personen genesen. Rund 9.000 Menschen in Luxemburg sind derzeit aktiv krank und 334 Menschen sind gestorben.

Immunsystem reagiert

Ob eine Immunität eintritt und wie lange sie anhält, ist je nach Krankheit sehr unterschiedlich. Bei einigen Krankheiten kann sie ein Leben lang anhalten. Im Falle des Denguefiebers dagegen wirkt eine Immunität verstärkend auf andere Subtypen des Virus. Einige Studien deuten inzwischen darauf hin, dass eine Immunität gegen SARS-CoV-2 mindestens sechs Monate anhalten kann. Eine Studie aus Frankreich fand heraus, dass Patienten, die mit dem Virus infiziert waren, ein lang anhaltendes Reservoir an B-Gedächtniszellen besitzen, die nur darauf warten, aktiv zu werden, falls die Patienten erneut mit SARS-CoV-2 in Berührung kommen. Dabei ist es wichtig, zu beachten, dass eine Immunität – nach einer abgewehrten Infektion oder einer Impfung – keinen perfekten, hundertprozentigen Schutz bietet. Es besteht, selbst nach einer Impfung, eine kleine Chance, zu erkranken.

Forscher aus Kalifornien sind noch optimistischer. Sie folgerten aus ihren Untersuchungsergebnissen, dass eine Immunität mehr als sechs Monate anhält. Spezifische B-Gedächtniszellen seien sechs Monate nach der Infektion in größerer Zahl vorhanden als einen Monat danach. Die Forscher weisen darauf hin, dass Immunmechanismen für verschiedene Krankheiten Jahre und Jahrzehnte anhalten können. Im Falle von SARS-CoV (ohne 2) wurde eine Immunität 17 Jahre nach der Infektion nachgewiesen. Eine solche Überprüfung ist für SARS-CoV-2, ein Jahr nachdem es das erste Mal beobachtet wurde, allerdings noch nicht möglich.

Einige Forscher vermuten sogar, dass der Organismus, selbst nach einer überstandenen Covid-Erkrankung, Virenreste, die sich im Dünndarm befinden nutzt, um seinen Immunschutz weiter zu verfeinern.

Im April bereits hat die Weltgesundheitsorganisation deshalb auch Regierungen davor gewarnt, sogenannte „Immunitätspässe“ auszustellen. Die Idee hinter solchen Pässen ist es, Personen, die einmal Infiziert waren, zu attestieren, dass sie nun immun sind und wieder gefahrlos an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Die WHO schrieb im April, Menschen, die davon ausgingen, dass sie gegen eine zweite Infektion immun seien, weil sie ein positives Testergebnis erhalten haben, ignorierten möglicherweise Ratschläge des öffentlichen Gesundheitswesens. Die Verwendung solcher Zertifikate könne daher das Risiko einer fortgesetzten Übertragung erhöhen. Bislang hat die WHO diese Position nicht verändert.

Impfstoffe imitieren das Virus, indem sie zum Beispiel Teile seines Genmaterials enthalten. Das Immunsystem reagiert darauf, indem es den Impfstoff bekämpft und spezielle Zellen bildet, die im Falle einer echten Infektion sofort aktiv werden können.