MeinungMigrantenkrise auf den Kanaren: Ein neues Lesbos?

Meinung / Migrantenkrise auf den Kanaren: Ein neues Lesbos?
Migranten auf der Kanaren-Insel Gran Canaria werden nach ihrer Ankunft in ihre Unterkünfte gebracht Foto: Désirée Martin/AFP

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Europa blickt mit Sorge auf die Kanarischen Inseln, die zum neuen Migranten-Brennpunkt des Kontinents geworden sind. Allein in den vergangenen zwei Monaten kamen mehr als 14.000 überwiegend junge Menschen in Booten an, die in Nord- und Westafrika losfuhren.

Die meisten sind nach Einschätzung der Behörden Armutsflüchtlinge. Sie hoffen in Europa auf eine bessere Zukunft und vor allem auf ein Einkommen, um die zurückgebliebene Familie in der afrikanischen Heimat zu unterstützen. Aber warum steuern plötzlich so viele Kähne die kanarischen Ferieninseln im Atlantik an, auf denen in den letzten Jahren nur wenige Bootsmigranten registriert wurden? Zumal die Atlantikroute sehr viel gefährlicher ist als der Weg übers Mittelmeer, über den bisher die meisten Flüchtlinge ankamen?

Das liegt schlicht daran, dass die Wassergrenze im Atlantik zwischen Westafrika und den 250 Kilometer entfernten Kanaren derzeit noch durchlässiger ist. Und dies macht sich die Menschenmafia, welche die Migrationsströme Richtung Europa steuert, zunutze.

Die Seegrenze über den Mittelmeergraben wird mittlerweile ziemlich gut abgeschottet. Die europäischen Kooperationsabkommen mit den wichtigsten Transitländern Türkei, Libyen und Marokko zeigen Wirkung. Deswegen kommen übers Mittelmeer immer weniger irreguläre Einwanderer. Im Rekordjahr 2015 waren in Südeuropa noch mehr als eine Million Flüchtlinge und Migranten gezählt worden. 2020 werden es in Spanien, Italien, Griechenland und Malta zusammengerechnet kaum mehr als 100.000 sein – also zehnmal weniger als vor fünf Jahren. Diese zweifellos positive Tendenz wird sich auch nicht durch die aktuelle Kanaren-Krise ändern. Denn diese signalisiert vor allem, dass es wieder einmal eine Verschiebung der Migrationsrouten gibt.

Sozialer Zündstoff

Gleichwohl wächst die Unruhe auf den Kanarischen Inseln. Denn Spaniens Regierung will Tausende von Migranten auf Gran Canaria, Teneriffa und Fuerteventura in Lagern festhalten. Zur Abschreckung. Und um geplante Massenabschiebungen, die in Corona-Zeiten wegen der geschlossenen Grenzen vieler Herkunftsländer nicht möglich sind, zu erleichtern.

Eine Strategie, die von Brüssel stillschweigend unterstützt wird, aber nicht ohne Risiko ist und vor Ort auf Widerstand stößt. Denn die Ferieninseln wollen, und das ist nur allzu verständlich, nicht zu Europas Migrantengefängnis werden.

In der kanarischen Bevölkerung wie auch unter den Migranten braut sich bereits gefährlicher sozialer Zündstoff zusammen. Wohin das führen kann, sah man auf der griechischen Insel Lesbos. Dort ging im September ein großes Migrantenlager am Rande des Inselortes Moria in Flammen auf.

J.Scholer
3. Dezember 2020 - 13.45

Angesichts der Covid Pandemie , deren unabsehbaren wirtschaftlichen , sozialen Folgen für die die Bewohner Europas scheint es mir opportun neue Wege der Aufklärung zu beschreiten. Die Migranten müssen wohl darauf hingewiesen werden ,die Wohlstandsgesellschaften in der EU am Rande des wirtschaftlichen, sozialen Abgrundes stehen, die durch die Pandemie entstandenen Kosten für die EU Staaten auf Jahre , wenn nicht Jahrzehnte die Bevölkerung mit einer Schuldenlast hypothekieren und die Willkommenspolitik, wenn auch schade, überdacht werden muss. Die EU Staaten werden wohl selber von einer Welle von gefährlichen sozialen Zündstoff ausgesetzt sein, die Absicherung der eigenen Bevölkerung primordiale sein.