Ungeplant Online-Sportstudent Verrücktes Erstsemester für einen Luxemburger an der Uni Innsbruck

Ungeplant Online-Sportstudent  / Verrücktes Erstsemester für einen Luxemburger an der Uni Innsbruck
Damian Bucin Foto: privat

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So hatte sich der 20-jährige Damian Bucin sein erstes Semester an der Universität Innsbruck sicher nicht vorgestellt: Statt in dichtem Gedränge im Hörsaal oder praktischen Kursen im Schwimmbad verbringt der Luxemburger Sportstudent seine Zeit vor dem Bildschirm … in Kayl. 

Als sich der 20-jährige Damian Bucin im Sommer voller Vorfreude auf Wohnungssuche in Innsbruck begab, ahnte er nicht, dass er 2020 nur sechs Wochen in seiner Studentenbude in Tirol bleiben würde. Doch als sich der harte Lockdown ankündigte, war die Rückkehr in den Süden Luxemburgs die beste Option: „In Innsbruck sind nur noch ein paar Geschäfte geöffnet. Trainieren war also überhaupt nicht möglich. Hier habe ich noch ein paar Kontakte im Lyzeuum und könnte bei Bedarf noch von der Sporthalle profitieren.“

Der Sportstudent hat noch keinen Hörsaal der Universität Innsbruck von innen gesehen. Am Campus ist er in den sechs Wochen nur einmal vorbeigefahren. Auch die Sportinfrastruktur ist dem Kayler bisher unbekannt, denn es wurde ausschließlich vor dem Bildschirm gelehrt: „Wir hatten noch keinen einzigen Kurs vor Ort. Im Oktober ging es für die Erstsemester gleich mit den Online-Stunden los.“ Seine Professoren und Kommilitonen kennt er also nur von den Bildern der Webcam oder ihren Namen, wenn sie sich einloggen. „Einige übertragen ihre Vorlesungen im Livestream. Wer eine Frage hat, schreibt sie in den Chat. Andere schicken uns die Videoaufnahmen des theoretischen Teils, die man sich dann ansehen kann, wann man will. Hauptsache man ist später bei den Tests dabei“, erklärt Bucin, der zugibt, dass besonders die zweite Variante ihre Tücken hat: „Das Ganze ist nicht besonders motivierend. Man bekommt die Videos gebündelt geschickt. Das sammelt sich irgendwann, bis man gar nicht hinterherkommt …“ 

Andere Vorstellungen

In einer gemeinsamen WhatsApp-Gruppe mit den Kommilitonen wird sich zwar regelmäßig über den theoretischen Stoff ausgetauscht, persönlich kennengelernt hat der Luxemburger aber noch keinen Sportstudenten seines Jahrgangs. Auch ein Grund, warum er 2020 nicht mehr in die eigene Wohnung zurückkehren wird. „Warum sollte ich dort bleiben? In Innsbruck kenne ich absolut niemanden und es herrscht ein harter Lockdown. Jeder hat sich das Studium im Ausland komplett anders vorgestellt. Praktische Kurse gab es für mich noch gar nicht“, sagt Bucin. Die Universität Innsbruck hat bereits vor einigen Wochen mitgeteilt, dass sich dies bis nach den Winterferien auch nicht ändern wird und die Uni geschlossen ist. Bisher steht noch nicht fest, ob die erste praktische Prüfung im Februar tatsächlich stattfinden kann. Der Student will nichts dem Zufall überlassen und befolgt strikt seinen Plan, fünfmal die Woche ein Fitness- und Krafttraining in den eigenen vier Wänden durchzuziehen. 

Für die Erstsemester der „Sportwissenschaften“ bedeutet dies aber auch, dass sie sich rund 13 Stunden pro Woche Biologie, Physik, Psychologie oder Anatomie im Online-Modus widmen. Ob im beliebten Skigebiet oder zu Hause sei jedem selbst überlassen, fügt Bucin hinzu. „Wir lernen, wie der Körper funktioniert oder in welchem Winkel man abspringen muss, um so weit wie möglich zu springen. Das alles wäre noch viel interessanter, wenn wir die Möglichkeit hätten, es nach der Theorie gleich in die Praxis umzusetzen – wie es normalerweise der Fall ist.“ Genauso wie Ballsportarten, Schwimmen oder Leichtathletiktraining. 

Der angehende Lehrer hat im Sommer seine Mitgliedschaft im Parkour-Klub gekündigt und wollte eigentlich eine neue Herausforderung in Innsbruck suchen. „Ich hatte mich bereits erkundigt und wollte wieder Basketball spielen, um Leute zu treffen. In den sechs Wochen hatte ich nicht mal Zeit, die Stadt zu erkunden.“ Zumindest einen Vorteil hat es aber, wieder zu Hause zu sein, wie er lachend zum Abschluss meint: „Ich bin ja auch gerne hier … und ich muss nicht selbst kochen.“ Trotzdem freut sich Bucin bereits darauf, wieder ins Skigebiet zurückzukehren. Derzeit wird in Österreich geprüft, wie die Region Tirol sich auf den Tourismus in Corona-Zeiten vorbereiten kann. Danach könnte es dann auch neue Regeln für die Universität geben.