Lehren aus der Covid-KriseLuxemburger Wirtschaft soll widerstandsfähiger werden

Lehren aus der Covid-Krise / Luxemburger Wirtschaft soll widerstandsfähiger werden
Mehr Wettbewerbsfähigkeit soll die Fähigkeit des Landes, seine Bürger mit wachsendem Wohlstand zu versorgen, verbessern. Statec-Direktor Serge Allegrezza mit Wirtschaftsminister Franz Fayot.  Foto: Editpress/Julien Garroy

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Das Luxemburger Wirtschaftsministerium will Lehren aus der Covid-Krise ziehen. Mit einer neuen Abteilung namens „Luxembourg Stratégie“ sollen sich Gedanken über die langfristige Zukunft der Wirtschaft des Landes gemacht werden.

Das „Observatoire de la compétitivité“ (ODC), das die Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit des Landes unter die Lupe nimmt, soll Teil dieser neuen Einheit im Wirtschaftsministerium werden. Das ODC wurde 2004 gegründet, um jährlich ein eigenes nationales Ranking zur Wettbewerbsfähigkeit zu erstellen. Die Sozialpartner hatten sich damals auf eine Liste von 68 Indikatoren geeinigt, die untersucht werden sollen. Internationale Rankings würden die Besonderheiten der kleinen Luxemburger Wirtschaft nicht genügend in Betracht ziehen, so die Überlegung.

Ziel einer hohen Wettbewerbsfähigkeit ist es, den Wohlstand und den Lebensstandard im Lande zu erhöhen, so die zurückbehaltene Definition. Wettbewerb an sich solle nicht einfach als Mittel zum Zweck gesehen werden. Der bestehende Indikator beinhaltet sowohl wirtschaftliche Kategorien als auch Umweltfaktoren und soziale Kriterien.

„Dann kam 2020. Eine Zäsur. Wir haben viel gelernt über unsere Schwächen“, so Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) am Montag vor Journalisten. „Es ist an der Zeit, sich Gedanken zu machen über die Zeit nach Covid.“ Die Luxemburger Wirtschaft müsse digitaler, umweltfreundlicher, nachhaltiger werden, unterstrich er. Das Land müsse „seine Wirtschaft vordenken, sich eine Vision für die langfristige Entwicklung geben“. Man solle die aktuelle Krise als Chance sehen, um „in Zukunft mit solchen Krisen noch besser umgehen zu können“.

Wie viele Krankenhausbetten gibt es?

Unter der Leitung von Statec-Direktor Serge Allegrezza soll die neue Abteilung im Wirtschaftsministerium „Luxembourg Stratégie“ unter anderem die Megatrends und die globalen Entwicklungen, die Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft, Unternehmen und den Einzelnen haben, beobachten. Es gehe darum, Lehren aus der Krise zu ziehen, so der Wirtschaftsminister. Durch strategische Analyse und vorausschauende Arbeit soll die Entstehung einer widerstandsfähigeren, nachhaltigeren und wettbewerbsfähigeren Wirtschaft gefördert werden, unterstreicht Fayot. „Luxembourg Stratégie“ solle erst eine Bestandsaufnahme machen und dann konkrete Maßnahmen, die soziale und ökologische Aspekte integrieren, ausarbeiten. Die verschiedensten Interessenverbände sollen in die Überlegungen miteinbezogen werden.

In der Vergangenheit habe man die verschiedenen Schwächen des Landes und seine Widerstandsfähigkeit nicht genug bei den Überlegungen beachtet, fügte Serge Allegrezza hinzu. Die bestehenden Indikatoren müssten angereichert werden. Gut gefallen tut ihm dabei beispielsweise das vom Unternehmen Creditreform erstellte Ranking „Pandemic Vulnerability Index“ (PVI). Dieses schaut sich an, wie widerstandsfähig unterschiedliche Volkswirtschaften auf Schocks von außerhalb sind. Untersucht wird beispielsweise, wie stabil die Wirtschaftsstruktur eines Landes ist, wie viele Krankenhausbetten es gibt, wie es um die Fähigkeit steht, von zu Hause aus arbeiten zu können, oder wie alt die Bevölkerung eines Landes ist.

Im aktuellen PVI befindet sich Luxemburg auf Platz eins des Rankings. Dennoch gebe es Spielraum, um sich zu verbessern, so Allegrezza. Man müsse nach neuen Indikatoren suchen. So stelle beispielsweise die große Abhängigkeit von Grenzgängern eine Verwundbarkeit dar.

Luxemburg in der Top 5

Laut dem aktuellen Luxemburger Wettbewerbsindikator, der die Zahlen von 2019 untersucht hat, erreicht Luxemburg den vierten Platz der untersuchten europäischen Länder. Laut den revidierten Daten ist Luxemburg somit im Ranking stabil geblieben. Platz eins belegt, wie in vielen Vorjahren, Dänemark. Auf Platz zwei und drei liegen Slowenien und Irland. Hinter Luxemburg folgen die Niederlande, Schweden und Österreich. Luxemburgs Nachbarländer Deutschland, Belgien und Frankreich folgen, etwas abgeschlagen, auf den Plätzen 11, 16 und 17.

In den drei Kategorien Wirtschaft, Soziales und Umwelt fallen die Luxemburger Resultate sehr unterschiedlich aus. Im Bereich Wirtschaft landet das Großherzogtum wegen gesunder Staatsfinanzen trotz der hohen Produktionskosten auf dem 12. Platz. In der Kategorie Soziales belegt das Land aufgrund der hohen Kaufkraft einen sehr guten 2. Platz. Bei der Umwelt erreicht Luxemburg den 6. Platz.