FLBB-HerrenDer Sieg gegen die Slowakei ist alles andere als ein Zufallsprodukt

FLBB-Herren / Der Sieg gegen die Slowakei ist alles andere als ein Zufallsprodukt
Mit dem Sieg gegen die Slowakei unterstrichen die FLBB-Herren einmal mehr, dass Luxemburg im europäischen Basketball kein Nobody mehr ist Foto: FIBA

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Mit leeren Händen werden die FLBB-Herren nicht aus der „Bratislava-Bubble“ zurückkehren. Am Samstagabend feierte das Team von Ken Diederich gegen die Slowakei einen überraschenden 77:73-Sieg, der erste in der laufenden Vorqualifikation für die WM 2023, der jedoch alles andere als ein Zufallsprodukt war.

Keine Sensation: Der 77:73-Sieg der FLBB-Herren gegen die Slowakei am Samstagabend ist sicherlich keine Sensation mehr, auch wenn er aufgrund der schwierigeren Umstände durch die Corona-Pandemie – in Luxemburg ist der Spielbetrieb immerhin seit einem Monat unterbrochen – etwas überraschend kommt. Dennoch reiht sich der Erfolg nahtlos in die Entwicklung der vergangenen vier Jahre ein und unterstreicht einmal mehr, dass Luxemburg im europäischen Basketball inzwischen kein Nobody mehr ist. Immerhin schaffte es das Team von Ken Diederich, in jeder Qualifikation seit 2016 einen Sieg zu holen: Historisch war der Erfolg 2016 in der EM-Qualifikation gegen Großbritannien, es war der erste seit zwei Jahrzehnten. Keine zwei Jahre später folgte der nächste Coup in der Vorqualifikation für die EM 2021 in Zypern. Im Sommer 2019, eine weitere EM-Vorqualifikation, besiegten die FLBB-Herren dann den Kosovo. Mit etwas mehr Routine auf diesem internationalen Level hätte dabei der ein oder andere Sieg mehr herausspringen können, denn hohe Niederlagen gab es in den vergangenen Jahren keine mehr. Diederich hat jedenfalls einen erfolgreichen Generationenwechsel geschafft – vom Sieg 2016 stehen nämlich nur noch Alex Laurent, Thomas Grün und Joe Kalmes im aktuellen Kader. Die Zeiten, in denen die FLBB-Auswahl als Zielsetzung hatte, bloß nicht zu hoch zu verlieren, sind jedenfalls endgültig vorbei.

Starting Five steht: In allen vier Begegnungen der laufenden Vorqualifikation setzte Trainer Diederich auf die gleiche Starting Five. Aufbauspieler Philippe Gutenkauf hat in den letzten drei Jahren eine enorme Entwicklung vollzogen und ist inzwischen als Point Guard fest gesetzt. Der 25-Jährige kann in wichtigen Momenten, wie auch gegen die Slowakei, als er direkt nach der Pause zwei wichtige Dreier versenkte, für entscheidende Nadelstiche sorgen. An den beiden Profis Alex Laurent und Thomas Grün, die in den letzten Jahren im Ausland viel Erfahrung sammeln konnten, besteht inzwischen für den Coach kein Vorbeikommen mehr. Grün hat sich zur wichtigen Schaltzentrale in der Defense entwickelt, schafft es aber auch, in der Offensive benötigte Impulse zu setzen. Denn als sich Clancy Rugg im ersten Viertel gegen die Slowakei unter dem Korb gegen die doppelte Bewachung des Gegners schwertat und ohne Korberfolg blieb, war es der Spieler der Gladiators Trier, der dafür sorgte, dass die FLBB-Herren dranbleiben konnten.

Kapitän Laurent stellt sich unterdessen komplett in den Dienst der Mannschaft und übernimmt dort Verantwortung, wo er gebraucht wird. Als der slowakische Topscorer Brodziansky im letzten Viertel sein Team mit einfachen Treffern unter dem Korb wieder heranbrachte, übernahm Laurent seine Verteidigung. Am Ende hatte Brodziansky mit 20 Punkten somit fünf Zähler weniger erzielt als noch im Februar, als Luxemburg der Slowakei mit 65:73 unterlag. Bereits in der letzten Qualifikationskampagne erstaunte Oliver Vujakovic durch seine Entwicklung, da er wegen seines Geografie-Studiums nach Österreich ging und eigentlich nur nebenbei bei den Swarco Raiders Tirol – die inzwischen in der zweiten Liga antreten – Basketball spielt. Inzwischen ist der 23-Jährige Topscorer dieser Liga und unterstrich gegen die Slowakei einmal mehr seinen Stellenwert im Rebound.

Topscorer Rugg

Das fehlende Puzzlestück: Das entscheidende Puzzlestück hat Ken Diederich jedoch mit Clancy Rugg gefunden. Im Februar bestritt der 29-Jährige, der seit rund einem Jahr im Besitz der luxemburgischen Staatsbürgerschaft ist, sein erstes offizielles Qualifikationsspiel im Dress des Nationalteams. Endlich verfügt der Nationalcoach über einen Spieler, der es unter den Brettern mit den körperlich überlegenen Gegenspielern aufnehmen kann. Zudem zeigte Rugg etwa gegen die Slowakei, welche Cleverness er mit ins Team bringt. Auch wenn er im ersten Viertel einen schweren Stand unter dem Korb hatte, so zog es in folglich mehr nach außen, wo er dann eben aus der Mitteldistanz traf. Zudem ging Rugg routiniert die Fehler suchen und traf anschließend souverän von der Freiwurflinie. Mit einem Schnitt von 25 Punkten in den bisherigen vier Partien der Vorqualifikation ist Rugg zudem der Topscorer dieser Kampagne, dies vor Vladimir Brodziansky (21,8) und Tryggvi Hlinason (17,8), den Gegenspielern, mit denen er es am Donnerstag gegen Island bzw. am Samstag gegen die Slowakei direkt zu tun bekam und die ihn von der Größe her um mehrere Zentimeter überragen.

Alex Laurent (in Weiß) unterstrich, dass er endgültig in die Kapitäns-Rolle hineingewachsen ist
Alex Laurent (in Weiß) unterstrich, dass er endgültig in die Kapitäns-Rolle hineingewachsen ist Foto: FIBA

Defensive: Das Prunkstück in der ersten Halbzeit gegen Island sowie in der gesamten Partie gegen die Slowakei war zweifelsohne die Defensive. Aus einer stabil stehenden Mann-Verteidigung heraus schafften es die FLBB-Herren immer häufiger, dem Gegner ihr schnelles Spiel aufzuzwingen. Gegen die Slowakei konnten sich Laurent und Co. zudem ein weiteres Mal in der Reboundsparte durchsetzen – 43:38.

Youngsters: Hinter der gesetzten Starting Five zeigten mit Ben Kovac (20 Jahre) und Ivan Delgado (22) zwei junge Talente, die im ersten Zeitfenster im Februar aufgrund ihrer Grundausbildung bei der Armee noch fehlten, ihre bisher stärksten Leistungen im Trikot des Nationalteams. Delgado beweist bereits beim Meister von 2019, der Etzella Ettelbrück, immer wieder seine Stärken in der Defensive. Fünf Rebounds holte er etwa gegen die Slowakei und verwandelte zu Beginn des letzten Viertels zudem einen wichtigen Distanzwurf. Kovac seinerseits schaffte es ebenfalls im letzten Abschnitt, etwa Clancy Rugg unter dem Korb geschickt in Szene zu setzen, und mit seinem Dreier knapp vier Minuten vor Schluss erhöhte der ehemalige Escher die luxemburgische Führung auf vorentscheidende elf Punkte. Zwei Spieler, an denen man in den kommenden Jahre jedenfalls noch viel Freude haben dürfte.

Ivan Delgado (in Weiß) ist einer der beiden Youngsters, die gegen die Slowakei zu überzeugen wussten
Ivan Delgado (in Weiß) ist einer der beiden Youngsters, die gegen die Slowakei zu überzeugen wussten Foto: FIBA

Im Überblick

Statistik:
„T“-Bestnote: Clancy Rugg (Luxemburg)
Viertel: 15:16, 16:14, 20:22, 26:21
Luxemburg: Rugg 23, Grün 17, Laurent 13, Gutenkauf 9, Vujakovic 7, Kovac 5, Delgado 3, Schmit 0, Kalmes 0
Slowakei: Ihring 22, Brodziansky 20, Krajcovic 19, Körner 7, Abrhám 3, Musil 2, Bachan 0, Rozánek 0, Pavelka 0, Juricek 0
Schiedsrichter: Rohacky (AUT)/Praksch (HUN)/Földhazi (HUN)

Programm:
WM-Vorqualifikation 2023, Gruppe B:
Island – Kosovo 86:62
Luxemburg – Slowakei 77:73
18. Februar 2021:
Slowakei – Island
Kosovo – Luxemburg
20. Februar 2021:
Kosovo – Slowakei
Luxemburg – Island
Bereits gespielt:
Luxemburg – Kosovo 80:84
Island – Slowakei 83:74
Slowakei – Luxemburg 73:65
Kosovo – Island 80:78
Island – Luxemburg 90:76
Slowakei – Kosovo 91:67

Tabelle: 1. Island 4 Spiele/7 Punkte, 2. Slowakei 4/6, 3. Kosovo 4/6, 4. Luxemburg 4/5