Klopapier, Nudeln und Co. So kauften die Luxemburger im Lockdown ein 

Klopapier, Nudeln und Co.  / So kauften die Luxemburger im Lockdown ein 
Zumindest die Klopapier-Industrie konnte sich über den Lockdown freuen Foto: dpa/Rene Traut

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35 Prozent. So viel mehr kauften die Luxemburger im März dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr ein. In ihren „Regards“ berichtet die Luxemburger Statistikbehörde Statec am Freitag von „beispiellosen Auswirkungen auf die Konsumgewohnheiten der Einwohner“ durch die Corona-Krise. Einer der Kassenschlager war – wenige wird es überraschen – das Klopapier. Ein Produkt wurde aber noch mehr nachgefragt. 

Aber auch lang haltbare Lebensmittel wie Reis, Nudeln, Couscous, Konserven und Getränke waren gefragt. „Vor der Pandemie lag das Volumen von Reis und Teigwaren unter dem Niveau des Vorjahres, bevor es sich im März 2020 verdoppelte“, schreibt Statec. Erst drei Monate später herrschte – zumindest im Nudelregal – wieder Ruhe. „Ab Juni lagen die Teigwarenverkäufe wieder über denen des Vorjahres“, sagen die Statistiker. Rekorde wurden auch bei Fisch-, Fleisch, Obst- und Gemüsekonserven verzeichnet. Von ihnen stellten sich die Luxemburger 28 Prozent mehr als normalerweise in den Küchenschrank. 22 Prozent mehr alkoholfreie Getränke wurden im März 2020 gegenüber dem März 2019 verkauft. 

 Quelle. Statec

Der „spektakuläre Anstieg“ des Verkaufsvolumens in den ersten beiden Märzwochen – also kurz vor Beginn des Lockdowns Mitte März – zeige deutlich, „dass die Verbraucher diese Lebensmittel in Erwartung der Gesundheitskrise gehortet haben“, schreibt Statec. „In den folgenden Monaten beobachten wir eine plötzliche Rückkehr der Verkaufsmengen auf das Niveau von 2019 oder sogar darunter.“

Die Statistiker beobachteten aber noch andere Trends an der Ladentheke, die die veränderten Lebensgewohnheiten der Menschen in Luxemburg widerspiegelten: Bereits zu Beginn der Pandemie konnte etwa ein Anstieg der Verkäufe von Mehl, Öl, Salz, Gewürzen und Küchenkräutern verzeichnet werden. Während des Lockdowns verwandelten sich dann wohl einige Drei-Zimmer-Wohnungen zu wahren Gourmet-Tempeln. „Die Verbraucher sind auf ihr Zuhause beschränkt, haben keinen Zugang zu Restaurants, machen Home-Office – und kochen mehr zu Hause“, schreibt Statec. Es zeichnete sich ein starker Trend zum „Hausgemachten“ ab. 

Hobby-Chefs am Ofen

Bei der „Pâtisserie“ ging das Verkaufsvolumen im April 2020 im Jahresvergleich stark zurück, wie das Statec schreibt. „Erst ab Juni erreichte das Verkaufsvolumen wieder das Vorjahresniveau, aber im September und Oktober gingen die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder zurück.“ Ähnliche Beobachtungen machten die Statistiker bei Brot, Brötchen und Baguettes. Deren Verkäufe haben sich sogar bis heute nicht vollständig erholt. Neben einem Lockdown-Backboom könnte es dafür aber auch statistische Gründe geben: „Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die Haushalte ihr Brot lieber in kleinen lokalen Bäckereien als in den Supermärkten kaufen, die als Grundlage für diese Analyse dienen“, schreibt das Statec. 

Die Behörde hat für ihre Analyse nämlich direkt auf die Daten der Kassensysteme der Supermärkte zurückgegriffen. Normalerweise werden die genutzt, um die Inflation – und damit den Auslöser für Indextranchen – zu berechnen. Jeden Monat übersenden mehrere Unternehmen diese Daten an das Statec. Daraus konnten die Statistiker auch schließen, dass sich die Lebensmittelpreise nicht sonderlich verändert haben. Mit einigen Ausnahmen: Vor allem die Preise für frische Produkte wie Frischfisch, Obst und Gemüse „schwankten stark“. Die Preise für frisches Obst stiegen im April um neun Prozent, die für frisches Gemüse sogar um 14 Prozent und bleiben während des gesamten Analysezeitraums auf einem höheren Niveau als im Februar. Noch im Oktober lagen beide Kategorien preislich über dem Niveau von Anfang 2020. Bei frischem Fisch und Meeresfrüchten gab es eine gegenteilige Entwicklung: Sie wurden mit Beginn des Lockdowns sogar günstiger – um fünf Prozent. Fleischprodukte ihrerseits blieben im Preis stabil. 

 Quelle. Statec

Auch bei den Non-Food-Produkten gab es einige Lockdown-Trends. Natürlich darf das Klopapier in dieser Statistik nicht fehlen: 130 Prozent mehr davon wurde laut Statec-Daten im März verkauft. Die Klopapier-Industrie darf sich freuen – denn ein Lagereffekt ist dabei seltsamerweise nicht in Sicht. Bis auf einen kleinen relativen Rückgang im Mai (sieben Prozent weniger Verkäufe als im Vorjahresmonat) sind die Toilettenrollen übers ganze Jahr hinweg mehr als 2019 gefragt. 

Das Gleiche gilt für den eigentlichen Gewinner der Pandemie: die Putzmittel. Die brachen im März sogar den Klopapier-Rekord: Um 168 Prozent steigerten sich ihre Verkäufe. Und der Putz-Boom hält an. Noch im Oktober lagen die Absätze rund 30 Prozent über denen des Vorjahresmonats. 

 Quelle. Statec

Und der Alkohol?

Die Verkäufe von alkoholischen Getränken gingen im April und Mai um 30 Prozent gegenüber den Vorjahreswerten zurück, schreibt das Statec. Im Juni wurden dann offenbar verpasste Feste nachgeholt: In diesem Monat kauften die Menschen in Luxemburg 20 Prozent mehr alkoholische Getränke als im Vorjahr.

Das Absatzvolumen alkoholischer Getränke ist im Laufe des Jahres aber generell „recht volatil“, wie das Statec schreibt. Dennoch es gibt zwei klassische Verkaufsspitzen: Die erste im Sommer – „verbunden mit günstigen Wetterbedingungen für Familienfeiern und Grillfeste“ – und die zweite im Winter, bei den Festen zum Jahresende.