EschRückbesinnung auf das Buch: Die Bibliothek trotzt dem Lockdown und Corona 

Esch / Rückbesinnung auf das Buch: Die Bibliothek trotzt dem Lockdown und Corona 
Die Escher Stadtbibliothek in der rue Emile Mayrisch Archivbild: Editpress/Julien Garroy

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Bibliotheken sind nicht von der landesweiten Schließung der Kulturinstitutionen betroffen. Sie dürfen geöffnet bleiben. So ist die Stadtbibliothek momentan mit der Bâtiment-IV-Ausstellung (siehe unten) so etwas wie Eschs kulturelle Speerspitze im Lockdown.   

„Es ist wichtig, dass Menschen in diesen Zeiten einen Ort haben, der ihnen ein Minimum an Kultur garantiert“, sagt Tamara Sondag, Leiterin der Escher Bibliothek. Im Gegensatz zum ersten Lockdown bleiben die Bibliotheken landesweit genau wie die Museen geöffnet. Während der Schließung im März und April hatten Sondag und ihr Team Zeit, sich auf den Betrieb unter strengen hygienischen Regeln vorzubereiten und neue Ideen zu entwickeln. Die Regeln sind seit der Wiedereröffnung im Mai in Kraft und gelten auch heute noch. Momentan funktioniert die Bibliothek also wie in den letzten Monaten auch. 

Maximal fünf Kunden dürfen rein. Sie müssen sich im Gebäude verteilen, dürfen zum Beispiel nicht alle gleichzeitig im Lesesaal sein. Plexiglasscheiben trennen Bereiche ab, auf den Computertastaturen gibt es Schutzmembranen. Bücher werden nach der Rückgabe vier Tage lang in Quarantäne gesetzt. Es gibt momentan keine Studie, die das Infektionsrisiko durch Objekte wie Bücher untersucht hätte. Wenn man ein Buch liest, dann hält man es sich aber in der Regel vors Gesicht. Also legt man die Bücher in der Escher Bibliothek vor dem nächsten Ausleihen vorsichtshalber vier Tage zur Seite. 

Bitterer Beigeschmack

Dazu gelten im Haus natürlich die gängigen Hygienemaßnahmen wie Mundschutz und Desinfektion der Hände. „Momentan kommen vergleichsweise viele Menschen zu uns“, sagt Tamara Sondag, „man merkt schon das Bedürfnis nach Kultur.“ Es gebe Nachmittage, an denen die Bibliothek vier bis fünf neue Einschreibungen zählt. „Das ist zwar schön“, sagt sie, „hat aber auch einen bitteren Beigeschmack. Denn wir verstehen uns einerseits als service public, aber andererseits auch als Teil der Kulturförderung. Momentan müssen die Veranstaltungen ausfallen. Alle Lesungen zum Beispiel. Wir können demnach die Autoren nicht so unterstützen, wie wir das gerne würden. Das tut weh, vor allem den Kulturschaffenden. Und wenn die nachher nicht mehr da sind, dann kommt auch niemand mehr zu uns.“

Tamara Sondag, Leiterin der Escher Stadtbibliothek
Tamara Sondag, Leiterin der Escher Stadtbibliothek Archivbild: Editpress/Alain Rischard

Trotzdem ist zu Corona-Zeiten eine gewisse Rückbesinnung auf das Medium Buch feststellbar. Die E-Book-Nutzung hat stark zugenommen. Auch die können über die Bibliothek ausgeliehen werden. Ebenfalls beliebt sind momentan Kinderbücher. Es kann also davon ausgegangen werden, dass am Kinderbett wieder mehr vorgelesen wird. Wie erkläre ich meinem Kind Corona? Diese Frage beantworten Eltern gerne mit kindgerechten Büchern. Ansonsten spielt das Virus in den Lesegewohnheiten der Menschen (noch) keine große Rolle. Es ist auch nicht so, dass es einen Ansturm auf Bücher zur psychologischen oder sozialen Selbsthilfe gäbe, sagt Sondag. 

Seit dem Ausbruch der Pandemie passt sich das Team der Bibliothek ständig den neuen Gegebenheiten an. Während des ersten Lockdowns wurde ein „Pick-up“-Service organisiert. Die Menschen konnten sich die Bücher vor der Tür abholen. „Notfalls können wir auf diese Erfahrung zurückgreifen“, sagt Tamara Sondag. Sie zieht es allerdings vor, wenn die Leute wie jetzt in die Bibliothek kommen. „Wir leben vom persönlichen Austausch, von der Beratung. Das darf nicht wegfallen.“ An Ideen fehlt es nicht. Erst kürzlich wurde der „E Buch op Rieder“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit dem Escher BIBSS können sich Einwohner ab 60 Jahren einmal pro Monat mit bis zu drei Büchern beliefern lassen. Die Buchauswahl wird nach Rücksprache individuell zusammengestellt (Kontakt: 27 54 49 30, alexa.biewer@villeesch.lu). In Zeiten der Isolation ein wertvoller Service.          

Dagegen liegt die Zusammenarbeit mit den Kleinsten im Moment etwas auf Eis. Dreimal pro Woche machte die Bibliothek normalerweise in Escher Kindertagesstätten Station. Das geht nun nicht mehr, doch bekommen sie nun Pakete mit Büchern und Bastelaktivitäten geliefert. Nichts Großartiges, wie Tamara Sondag betont, doch so könne zumindest der Kontakt aufrechterhalten werden. Schlimm genug, dass in diesem Jahr der traditionelle Besuch des „Kleeschen“ ausfallen muss. Seit einiger Zeit steht eine kleine Box in der Bibliothek bereit. Hier können die Kinder ihre Briefe an den bärtigen Mann einwerfen. Für den Besuch des „Kleeschen“ haben sie sich in der Escher Bibliothek etwas einfallen lassen. Was, kann an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden … 

„Bâtiment IV“ bleibt geöffnet

Vom Lockdown nicht betroffen ist auch das „Bâtiment IV“ des Künstlerkollektivs Cueva. So wird die Ausstellung  im ehemaligen Direktionsgebäude der Arbed auch an diesem Wochenende öffnen. Es gelten nach wie vor die gängigen Hygienemaßnamen. So dürfen sich maximal 100 Menschen gleichzeitig im Haus befinden, was an den beiden ersten Wochenenden der Ausstellung zu Warteschlangen vor der Tür führte, vor allem zwischen 15 und 18 Uhr. Die  Ausstellung ist noch an diesem und am nächsten Wochenende zu sehen, von freitags bis sonntags, jeweils 14 bis 21 Uhr. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen, u.a. die Liste der 106 Teilnehmer, finden sich auf Facebook unter „Bâtiment 4“.    

Turmalin
27. November 2020 - 12.44

@Brandenbourger "3 Alte die gratis Zeitung lesen kommen sind keine Speerspitze." Genau, in Düdelingen ist das Personal auch immer immer in der Mehrzahl. Genau wie im Foto-Wasserturm oder dem Centre-de-documention-sur-les-migrations-humaines und all den anderen Geldverbrennungsmaschinen.

Brandenbourger
27. November 2020 - 11.51

3 Alte die gratis Zeitung lesen kommen sind keine Speerspitze.