Verkaufsstart von Playstation 5Gamer verbringen Nacht vor Supermarkt-Filiale und verstoßen gegen die Sperrstunde

Verkaufsstart von Playstation 5 / Gamer verbringen Nacht vor Supermarkt-Filiale und verstoßen gegen die Sperrstunde
Wegen der Pandemie sollte die neue Konsole von Sony nur auf Vorbestellung verkauft werden. Damit sollten unnötige Ansammlungen in Zeiten der sanitären Krise vermieden werden. Doch nicht alle Händler hielten sich an die Vorgaben. Foto: AFP/Charly Triballeau

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Überlastete Online-Shops, Ausverkaufsmeldungen, überfüllte Wartelisten: Der Ansturm auf die Spielekonsolen der neuen Generation ist so groß, dass es gerade unmöglich ist, eine Playstation 5 zu ergattern. Wegen des Andrangs in Corona-Zeiten durften die Konsolen zum Verkaufsstart am 19. November zusätzlich nur auf Vorbestellung über den Ladentisch. Allerdings hielten sich in Luxemburg nicht alle Händler an die Vorgaben des Herstellers. Das Resultat: Chaos, Geldstrafen und lange Gesichter.

Für Gamer hat eine neue Zeitrechnung begonnen: Nach sieben Jahren haben Sony und Microsoft neue Spielekonsolen auf den Markt gebracht. Punkten können die Playstation 5 (PS5) sowie die Xbox Series X und S vor allem mit kürzeren Ladezeiten und einer höheren Grafikpower. Doch selbst wenn man das Geld dafür hat: Eine neue Konsole zu bestellen, ist dieser Tage wegen der großen Nachfrage schwer bis unmöglich.

Der offizielle Verkaufsstart der Playstation 5 war am vergangenen Donnerstag, dem 19. November. Bei den großen Vertreibern im Netz waren die Konsolen aber Wochen zuvor schon „bis auf Weiteres nicht verfügbar“. Die Kontingente waren so stark begrenzt, dass sogar dem Fachhandel nur eine reduzierte Anzahl an Produkten geliefert worden war. Wegen der sanitären Krise hatte der Hersteller Sony die Händler überdies dazu aufgefordert, die Konsolen nur auf Vorbestellung zu verkaufen, um große Ansammlungen vor den Filialen zu vermeiden.

Schlaflose Nacht in Foetz

In Luxemburg hatten sich auch die meisten Händler an die Vorgabe des Herstellers gehalten. Mit einer Ausnahme: der französischen Supermarktkette Cora. In Bartringen und Foetz soll in der Nacht auf den 19. November denn auch genau das eingetreten sein, was Sony in Corona-Zeiten eigentlich vermeiden wollte: lange Schlangen und große Menschenansammlungen. Dutzende Kunden sollen Tageblatt-Informationen zufolge die Nacht vor den beiden Cora-Filialen zugebracht haben – in der Hoffnung, doch noch eine Konsole ergattern zu können.

Tatsächlich hatte Cora in den Tagen vor dem Release über die sozialen Netzwerke angekündigt, jeweils 20 PS5-Konsolen in den freien Verkauf zu geben. „Pour rappel, nous recevrons un nombre ultra limité de PS5 pour la mise en vente ce jeudi 19.11.“, schrieb die Supermarktkette am 18. November unter anderem in einer Mitteilung auf Facebook. „Au vu de la forte demande, nous vous déconseillons de vous déplacer inutilement.“

Anrufenden Kunden wurde am Tag vor dem Verkaufsstart mitgeteilt, dass die Filialen um 8.30 Uhr ihre Türen öffnen und die Kunden zu diesem Zeitpunkt nach dem „First come, first served“-Prinzip bedient würden. Dies haben mehrere Betroffene dem Tageblatt bestätigt. Trotz Sperrstunde hätten daraufhin etliche Kunden die Nacht vor den Filialen verbracht. In den frühen Morgenstunden hätten dann die ersten 20 Wartenden ein Ticket erhalten, mit dem sie nach Ladenöffnung ihre Konsole kaufen konnten.

Wann genau diese Tickets ausgeteilt wurden, scheint bis dato unklar. In diesem Punkt gehen die Aussagen der Anwesenden etwas auseinander. Im Netz etwa berichten enttäuschte Kunden davon, dass die ersten Leute bereits kurz nach 5.00 Uhr ihr Ticket erhalten hätten – also noch während der Sperrstunde. Andere Zeugen gehen gegenüber dieser Zeitung davon aus, dass die Tickets kurz nach 6.00 Uhr verteilt wurden. „Es scheint aber auf der Hand zu liegen, dass die Betroffenen bereits vor Aufhebung der Sperrstunde um 6 Uhr angestanden haben“, berichtet Daniel, dessen Frau Sandra zwischen 6.00 und 7.00 Uhr an beiden Standorten zugegen war.

Gleich mehrere Zeugen zitieren Verantwortliche der Supermarktkette, wonach die Stimmung in der Nacht zu kippen gedroht habe. Um die Lage zu entschärfen, hätte man sich dann dazu entschlossen, die Tickets zu verteilen und die Wartenden nach Hause zu schicken. Dabei seien aber immer mehr Menschen aufgetaucht. „Meiner Frau haben Verantwortliche in Bartringen erklärt, dass die Tickets verteilt wurden, um einen Aufstand zu vermeiden. Dort sei in der Früh sogar ein Sicherheitsmann angegriffen worden“, erklärt Daniel.

Auch wenn es „nur“ um eine Konsole geht, so fühle er sich als Verbraucher betrogen. „Am Telefon erzählen sie das eine, in Wirklichkeit aber handeln sie anders. Die Verantwortlichen behaupten, man habe dem Kunden eine Freude bereiten wollen, indem man ihm die Möglichkeit gibt, noch eine Konsole im freien Verkauf zu ergattern. Und dann werden gerade jene Menschen belohnt, die sich während der Corona-Krise nicht an die Regeln halten“, so Daniel weiter.

Ihn ärgere vor allem, dass sich die Gruppe nun aus der Verantwortung stehlen wolle. Dabei hätte die Supermarktkette nur den Vorgaben des Herstellers folgen müssen. „Diese Anordnung kommt ja nicht von ungefähr. Mit der Entscheidung, die Konsole nur auf Vorbestellung zu verkaufen, wollte Sony seinen eigenen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten“, erklärt der junge Mann.

Polizei muss eingreifen

Fest steht, dass die Konsolen bereits etliche Stunden vor der offiziellen Öffnung des Ladens verteilt wurden – entgegen jeglicher Ankündigungen der Supermarktkette, die Kunden erst nach 8.30 Uhr zu bedienen. „Fest steht auch, dass die Supermarktkette in Kauf genommen hat, dass manche Kunden trotz der Sperrstunde die Nacht vor dem Laden verbracht haben und dafür auch noch belohnt wurden“, meint Daniel. Andere Kunden, die sich an die Regeln gehalten hätten, seien indessen leer ausgegangen.

Untermauert wird diese Darstellung von Aussagen der Polizei: Mindestens zwei Patrouillen seien in der Nacht auf den 19. November vor der Cora-Filiale in Foetz auf mehrere Personen aufmerksam geworden, die sich trotz Sperrstunde ohne zulässigen Grund im Freien aufgehalten hätten. Von den Betroffenen hätten die meisten in ihrem Wagen übernachtet, bestätigt ein Mitarbeiter der Pressestelle der Polizei dem Tageblatt.

Ob die Sperrstunde nun wegen der PS5 verletzt wurde, gehe nicht aus den Polizeiberichten hervor. Doch seien die Leute allesamt gebührenpflichtig verwarnt und anschließend nach Hause geschickt worden, so der Sprecher weiter. Dies sei am 18. November kurz nach 23.00 Uhr der Fall gewesen sowie ein weiteres Mal am Morgen des 19. November gegen 4.00 Uhr in der Früh.

In den sozialen Netzwerken überschlagen sich indessen die Gerüchte, potenzielle Kunden lassen ihrem Frust auf den Seiten der Supermarktkette freien Lauf. „Gut informierte“ Nutzer wollen wissen, dass die meisten Konsolen bereits in der Nacht verkauft worden seien, viele davon „intern“ an die eigenen Mitarbeiter. Andere regen sich darüber auf, dass die Tickets bereits weit vor 6.00 Uhr verteilt worden seien. In Bartringen seien vereinzelte Kunden zeitweise sogar an Sicherheitsbeamte geraten. Beweise für diese Behauptungen gibt es allerdings keine.

Die französische Supermarktkette hat den „Shitstorm“ indessen kommentarlos an sich vorbeiziehen lassen. Zu einer offiziellen Stellungnahme haben sich die Verantwortlichen (noch) nicht durchringen können. In den sozialen Netzwerken bleiben die Anschuldigungen und Fragen der Nutzer unkommentiert. Eine entsprechende Anfrage des Tageblatt blieb zunächst auch unbeantwortet. Der Sprecher der Cora-Gruppe in Luxemburg war auf Nachfrage nicht erreichbar.

Playstation beliebter als Xbox

In Luxemburg steht besonders die PS5 von Sony derzeit hoch im Kurs. Was unter anderem dem Umstand geschuldet ist, dass Microsoft – der Hersteller der Xbox-Konsolen mit offizieller Niederlassung in Luxemburg – den großherzoglichen Markt seit jeher stiefmütterlich behandelt. Tageblatt-Informationen zufolge wurde die größte Luxemburger Supermarktkette dieses Mal zum Verkaufsstart überhaupt nicht von Microsoft beliefert, nachdem es beim Launch des Vorgängermodells vor sieben Jahren bereits zu Kontroversen gekommen war.

Allerdings war auch das Kontingent der PS5 in Luxemburg zum Verkaufsstart recht begrenzt. Cactus und Saturn sollen jeweils etwa hundert Konsolen erhalten haben. Kurz vor Weihnachten seien noch weitere Lieferungen geplant, heißt es aus dem Umkreis der beiden Ketten. Allerdings sind auch diese PS5 bereits vergriffen: Die Warteliste der beiden Händler umfasst mehrere Hundert Namen.

Während die Luxemburger Supermarktkette keine weiteren Vorbestellungen mehr annimmt, kann man sich bei Saturn noch auf einer Liste eintragen. „Vor Frühjahr ist aber nicht mit einer Lieferung zu rechnen“, verrät ein Verkäufer. Ähnlich sehen es auch die Experten im Fachgeschäft „Le Réservoir“ in der Hauptstadt: „Momentan können wir noch nicht sagen, wann wieder mit Konsolen zu rechnen ist“, so ein Mitarbeiter. Der Laden habe dieses Mal zwar Glück gehabt: „Wir haben zum Verkaufsstart mehr Konsolen erhalten als letztes Mal“, fügt der junge Mann lachend hinzu. „Gleich acht Stück. Die sind aber schon seit Monaten vergriffen.“

Tatsächlich sei die erste Vorbestellung bereits 2018 eingegangen. „Auch die anderen Personen, die jetzt eine Konsole erhalten haben, hatten ihre bereits Monate vor Ankündigung des Release-Termins bestellt“, erklärt die Fachkraft. Ungefähr hundert Personen fasse die Warteliste des „Réservoir“. Für Weihnachten rechne man mit weiteren acht Konsolen. Wann die anderen Kunden bedient werden können, stehe aber noch in den Sternen.

Blanchet
26. November 2020 - 13.11

Na hoffentlich war die Strafe teuerer als das Gerät.

HTK
26. November 2020 - 10.04

Ich verweise auf den Artikel des Editorial von Herrn Goetz: "Gegen Dummheit und Ignoranz." Sind wir eine Playstation Nation of Gamers? Und abends dann Djungelcamp und Dieter Bohlens Superstar...."Da erfinden wir so schlaue Maschinen wie den Flachfernseher um anschliessend davor zu verblöden." ( J.Beckers-Kabarettist)

Jos.Reinard
26. November 2020 - 8.33

Ja, wenn es sich um, teilweise aus seltenen Erden hergestellten Produkte handelt, berücksichtigt die süchtig nach Digitalisierung gewordene Menschheit keine Grenzen, freundlichst