Predi-CovidWer erkrankt wie schwer? Corona-Studie aus Luxemburg gibt Antworten

Predi-Covid / Wer erkrankt wie schwer? Corona-Studie aus Luxemburg gibt Antworten
Die Covid-Station im Escher CHEM Ende Oktober Symbolfoto: Editpress/Alain Rischard

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Mit ihrer Predi-Covid-Studie wollen Wissenschaftler des LIH herausfinden, was die Risikofaktoren für einen schweren Krankheitsverlauf sind – und welche Langzeitsymptome bei Menschen mit milden oder gar keinen Symptomen auftreten können. Hinzu kommt ein Ansatz, der wie Science-Fiction klingt: das Feststellen einer Corona-Infektion per Spracherkennung. Fast 600 Menschen in Luxemburg machen mit.

„Predi-Covid“ heißt die Studie, mit der Forscher des „Luxembourg Institute of Health“ (LIH) herausfinden wollen, welche Risikofaktoren zu einem schweren Krankheitsverlauf bei einer Corona-Infektion führen können. Das LIH hat am Dienstag erste vorläufige Resultate veröffentlicht. Die lauten: Die Mehrheit der Menschen, die an der Studie teilnahmen, haben nur „wenige oder leichte Symptome“. Zu den Symptomen, die tatsächlich auftraten, gehörten Fieber, Husten, eine Triefnase und Halsschmerzen. Zu den häufigsten Risikofaktoren zählten das Rauchen, Asthma, Diabetes, chronische Herzerkrankungen und Fettleibigkeit. 

Dass die Resultate vorläufig sind, hat einen guten Grund. Denn: Die Studie läuft noch. „Wir beobachten die Teilnehmer für zwölf Monate“, sagt Guy Fagherazzi, der die „Predi-Covid“-Studiengruppe am LIH leitet, am Dienstag gegenüber dem Tageblatt. Insgesamt 556 Luxemburger über 18, die positiv getestet wurden, wurden seit Mai in die „Kohorte“ aufgenommen. Hinzu kommen noch andere Freiwillige: Menschen, die mit den untersuchten Corona-Infizierten in einem Haushalt leben. „Das ist eine sehr wichtige Gruppe, denn sie sind einem hohen Risiko ausgesetzt“, sagt Fagherazzi. Sie könnten Erkenntnisse liefern, aufgrund welcher Faktoren sich einige Menschen infizieren – und andere nicht. 

14 Tage lang werden die Teilnehmer nach der Diagnose mit verschiedenen Methoden digital überwacht. Um herauszufinden, ob und welche Langzeitfolgen möglich sind, müssen sie danach zudem einmal pro Monat einen Fragebogen ausfüllen. Alles in allem eine große Masse an Informationen, wie Fagherazzi sagt. „Wir sind sehr froh, wie die Studie läuft – das Feedback der Patienten ist sehr gut und die Daten sind äußerst ergiebig.“ Es lägen die verschiedensten Informationen über Symptome sowie klinische, soziale, demografische und andere Faktoren vor. „Jetzt analysieren wir die Daten“, sagt Fagherazzi. Weitere vorläufige Resultate sollen Anfang 2021 veröffentlicht werden. Ein „finales Resultat“ zu liefern, könne aber noch Jahre dauern. 

So verläuft eine typische Covid-19-Erkrankung

Aber auch schon jetzt können die Forscher bestimmte Aussagen treffen. So konnten sie beobachten, wie eine typische Covid-19-Erkrankung in Luxemburg verläuft. „Für die meisten ist es eine Sache von Tagen“, sagt Fagherazzi. „Wir haben beobachtet, dass die Hauptsymptome innerhalb einiger Tage verschwinden, insbesondere Fieber und Husten.“ Nach zwei Wochen zeigten die meisten Probanden keine Symptome mehr. Noch sei es zu früh, um Langzeiteffekte beschreiben zu können.

Eine weitere Erkenntnis sei, dass das Virus in Luxemburg keine anderen Krankheitsbilder hervorruft als anderswo. „Die Symptome sind die bereits bekannten“, sagt Fagherazzi. „Wir sehen keine Diskrepanz zu dem, was wir in anderen europäischen Ländern oder Studien beobachten.“ Das sei in gewisser Weise „beruhigend“. 

Dennoch betritt die „Predi“-Studie in mehreren Hinsichten wissenschaftliches Neuland (siehe Infobox). „Andere Studien konzentrieren sich auf die schweren Symptome, wir haben uns dafür entscheiden, auch Informationen über die milderen Verläufe von Covid-19 zu bekommen“, sagt Fagherazzi. Die schwereren Verläufe seien die, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. „Die meisten Teilnehmer der ,Predi-Covid‘-Studie zeigten aber keine oder nur milde Symptome.“ Das bedeute aber nicht automatisch, dass die Erkrankung für diese Menschen keine gesundheitlichen Konsequenzen hat. „Wir schauen uns das langfristig an“, erklärt Fagherazzi. Das sei von der Wissenschaft noch nicht ausreichend erforscht. Und deshalb sei das Projekt „wirklich wichtig“. Das sei auch eine Chance, mit der Luxemburg an die Spitze der Forschung gelangen könnte. 

Corona-Test per Spracherkennung?

245 Teilnehmer der „Predi-Covid“-Studie liefern ganz besondere Proben: Sprachaufnahmen. Diese sollen Erkenntnisse darüber liefern, wie sich die Stimmmerkmale im Verlauf einer Covid-19-Erkrankung verändern. So lassen sich „vokale Biomarker“ von bei Covid-19-Patienten häufig beobachteten Symptomen identifizieren. Damit können nicht nur Rückschlüsse auf Erschöpfung und Probleme in den Atemwegen gezogen werden. „Wir können unterscheiden, was von Kopfschmerzen kommt oder wenn es eine Erkältung ist – und auch wenn es etwas mit Covid-19 zu tun hat“, sagt LIH-Forscher Guy Fagherazzi. „Wenn wir alles zusammensetzen, sind wir sicher, dass wir damit Covid-19 detektieren können.“  Das Forscherteam hat über eine Smartphone-App bereits 3.290 Sprachaufzeichnungen in Luxemburg gesammelt. sen

Jemp
25. November 2020 - 11.02

Wieviel % der Infizierten haben gar keine Symptome? Wieviel % der Infizierten haben nur leichte (erkältungsähnliche) Symptome? Wieviel % der Infizierten müssen ins Krankenhaus? Wieviel % der Infizierten müssen auf die Intensivstation? Wieviel % der Infizierten sterben (am Virus)? Und wieviel % der Menschen, die gestorben sind, wären auch gestorben, wenn sie sich einfach erkältet hätten? Immerhin wird gemunkelt, dass sogar Menschen, die durch einen Verkehrsunfall gestorben sind und positiv waren, zu den Covidopfern gezählt werden. Präzisere Angaben würden helfen, idiotische Verschwörungstheorien zu verhindern, die Zahl der Impfgegner zu reduzieren und die Akzeptanz der Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus zu verstärken.

Marc
25. November 2020 - 9.59

Ett wier interessant (aus eegener Erfahrung) Informatiounen iwert d'Langzeit / Nofolger Problemer, vun enger 'liichter' Covid-Erkrankung ze wessen. PS: Ech hun keen Risikofaktor.

HTK
25. November 2020 - 9.30

"Zu den häufigsten Risikofaktoren zählten das Rauchen, Asthma, Diabetes, chronische Herzerkrankungen und Fettleibigkeit. " Gott sei Dank,Trinken ist nicht dabei. Sie retten mir den Morgen.