TennisViel Ungewissheit nach Saisonende

Tennis / Viel Ungewissheit nach Saisonende
Daniil Medwedew hat die Trophäe des letzten Turniers des Jahres gewonnen Foto: dpa/Frank Augstein

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Die Tennis-Saison ist beendet, Daniil Medwedew heißt der letzte Sieger des Jahres 2020. Nun begleitet eine große Unsicherheit die Tennis-Szene in die Saisonpause. Und es wird gerätselt, wann die Australian Open stattfinden.

Er plumpste nicht auf den Hallenboden wie andere Tennisprofis. Er streckte nicht mal die Arme in die Höhe und machte auch keinen Luftsprung. Daniil Medwedew zeigte nach seinem imposanten Titel bei den ATP Finals kaum eine Regung. „Ich feiere meine Siege nicht“, erklärte der 24-Jährige, „das ist einfach nicht mein Ding.“ Der Russe im blau-weißen Konfettiregen und mit dem mächtigen Silberpokal – das sind die letzten Szenen, die vom Tennis-Jahr 2020 in Erinnerung bleiben. Mit Medwedew ist sicher auch 2021 zu rechnen. Doch wann sich die Nummer vier der Welt nach dem abwechslungsreichen 4:6, 7:6 (7:2) 6:4 in London gegen den österreichischen US-Open-Gewinner Dominic Thiem wieder beweisen darf, das weiß auch er nicht.

Der Saisonauftakt in Australien ist fest etabliert. Doch wie das neue Jahr für die Tennisprofis beginnt, war direkt nach dem Ende des alten noch unklar. Und die Pause ist länger als sonst. Normalerweise hätte gestern die Davis-Cup-Endrunde mit 18 Mannschaften in Madrid begonnen. Doch der Team-Wettbewerb ist aufgrund der Pandemie längst abgesagt. Mit Medwedew und dem Österreicher Thiem verabschiedeten sich nun auch die letzten Profis mit erheblicher Ungewissheit in den Urlaub. Die Frage, wie sie ihre Vorbereitung bestreiten, können auch sie noch nicht beantworten.

Turnierkalender ein Rätsel

Sowohl die ATP bei den Herren als auch die WTA bei den Damen haben noch keinen Turnierkalender für das Jahr 2021 veröffentlicht. Bald beantwortet werden müsste die drängende Frage, ob die Australian Open wie geplant vom 18. bis 31. Januar stattfinden oder – zumindest ein wenig – nach hinten rücken. Eine Verschiebung gar bis in den April tat Australiens Tennis-Boss Craig Tiley als „Spekulation“ ab.

Knackpunkte sind die Einreise-Erlaubnis und die notwendige Quarantäne und damit die Corona-Politik im Bundesstaat Victoria, zu dem Melbourne gehört. „Stand jetzt dürfen wir frühestens am 1. Januar nach Australien einreisen. Ich glaube auch, dass es sich noch nach hinten verschieben kann“, sagte Thiem am Sonntag. Ursprünglich sollte der Tennis-Tross Mitte Dezember aus der ganzen Welt nach Australien reisen und schon Weihnachten dort verbringen. Die Profis sollten sich in einem Resort in eine Quarantäne begeben, Training wäre erlaubt.

Mit einer Einreise im Januar und der 14-tägigen Quarantäne wäre der Zeitraum vor dem ersten Grand-Slam-Turnier extrem kurz und ein Vorbereitungsturnier unmöglich. Wie die Zeitungen The Age und Sydney Morning Herald am Montag berichteten, umfassen die Überlegungen auch, die Qualifikation zu streichen, damit weniger Spieler einreisen, und dann eine Woche später loszulegen. Brisbane als ein Turnier-Standort für den Jahresauftakt vor den Australian Open hat sich zurückgezogen.

Der spanische Weltranglisten-Zweite Rafael Nadal mahnte zur Geduld. Das Tennis könne Australien nicht vorschreiben, was das Beste fürs Land sei, sagte der spanische French-Open-Champion in London. „Wir müssen einfach flexibel sein und einen Weg finden, so viele Turniere wie möglich im kommenden Jahr zu spielen.“

Die Australian Open waren 2020 das einzige Grand-Slam-Event, das ohne Beeinträchtigungen durch die Corona-Krise ausgetragen werden konnte. Im März hatte die Pause begonnen, fast ein halbes Jahr setzte die ansonsten intensive Tour mit Reisen rund um die Welt aus.

Es habe vor den US Open sogar Zweifel gegeben, ob es überhaupt noch Tennis im Jahr 2020 geben könne, erinnerte Medwedew nach seinem Coup. Und dann habe es doch noch großartige Turniere und großartige Matches gegeben. Für 2021 ist der Turnierkalender wieder ein Rätsel. Auf eins können sich Fans aber schon freuen: Roger Federer plant nach seinen Knie-Operationen, im kommenden Jahr zurückzukehren. (dpa)