Schweres LosClaudio dos Santos muss bei EM in Prag „sein ekligstes Judo zeigen“

Schweres Los / Claudio dos Santos muss bei EM in Prag „sein ekligstes Judo zeigen“
Der 21-jährige Claudio dos Santos geht heute mit der „Nichts-zu-verlieren-Einstellung“ an die Sache heran Archivbild: Marcel Nickels

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Los-Pech, anders kann man das wohl nicht nennen. Heute trifft der FLAM-Athlet Claudio dos Santos in der ersten Runde der Judo-Europameisterschaft in Prag auf den an Position eins gesetzten Athleten der -73-kg-Gewichtsklasse. Der 29-jährige Rustam Orjovuc aus Aserbaidschan gehört weltweit zu den absoluten Schwergewichtlern des Judo. Zu seinem „Palmarès“ gehört Silber bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio, seit 2017 ist er amtierender Vize-Europameister.

FLAM-Coach Alexander Lüdeke hat seinem Athleten klar gemacht, dass diese Auslosung ihm entgegenkommen könnte: „Wenn du auf so einen Gegner triffst, kannst du nur gewinnen.“ Die Nummer zwei der Welt „startet mit einem Riesenselbstvertrauen. Das kann ihm zum Verhängnis werden“. Allerdings sei das Talent des Aserbaidschaners so groß („Weltklasse“, „intuitiv geiles Judo“), dass er durchaus in der Lage sei, unerwartete Techniken auszupacken. Weshalb die Analyse, die heute Abend nach dem Gang auf die Waage eingeplant ist, auch nicht sehr intensiv ausfallen wird. „Claudio muss morgen (heute) sein ekligstes Judo zeigen und wie eine Nervensäge denken. Damit verhält er sich dann atypisch und kann den Gegner ständig im Kampfaufbau stören. Er muss super unangenehm sein und ich weiß auch, dass er das kann.“ 

Während Lüdeke vom anstehenden Kampf spricht, liegt Dos Santos nach dem Training unter einem Kleiderberg versteckt auf der Matte. „Er schwitzt wie ein Schwein“, scherzt sein Trainer. Aus guten Grund. In den Stunden vor dem offiziellen Wiegen müssen die letzten überflüssigen Gramm rausgeschwitzt werden, damit er auch tatsächlich in der gewohnten Gewichtsklasse antreten kann. Ein harter Tag, der zur Routine der Judokas gehört. Läuft alles glatt, ist Dos Santos nach 18 Uhr gleich am Pasta-Buffet zu finden. Kohlehydrate in sich schaufeln heißt es nämlich in den letzten Stunden vor dem morgigen Wettkampf. 

Überraschungen zu erwarten

Die Sportler und ihre Trainer haben sich, wie vor zwei Wochen bei der U23-EM, erneut in eine Blase begeben –mit obligatorischen Tests vor der Abreise und vor Ort. „Es ist ein bisschen zur Normalität geworden. Die Organisation ist hier zwar ein bisschen schlechter, aber die Teilnehmer haben alle schon gelernt, wie sie sich in der Blase verhalten müssen.“ 

Was allerdings niemand vorhersehen kann, ist, welchen Einfluss das Virus auf die Trainingsbedingungen sämtlicher Nationen hatte. „Ich kann mir vorstellen, dass es durchaus ein paar Überraschungen geben wird“, sagt Lüdeke. „Kleine Nationen hat Covid-19 deutlich schwerer getroffen als die großen. Es ist nun mal nicht so, dass es in Luxemburg x-beliebige Trainingspartner für Claudio gibt, die man problemlos austauschen kann.“ Dos Santos bereitete sich mit drei FLAM-Athleten auf den anstehenden Wettbewerb vor, um der Vierer-Regelung gerecht zu werden. „Es ist für uns alle eine komische Zeit, aber das sind die Kompromisse, auf die man eingehen muss. Denn es ist egal wie besser, Wettkämpfe bestreiten zu müssen.“