BasketballEin Herz für den Mädchen-Basketball: Nadia Mossong vom Profi zur Sportkoordinatorin der Interreg Academy

Basketball / Ein Herz für den Mädchen-Basketball: Nadia Mossong vom Profi zur Sportkoordinatorin der Interreg Academy
Sportkoordinator Frank Muller übergibt den Ball an Nadia Mossong, die den Posten am 1. Oktober 2020 übernommen hat Foto: Interreg Academy

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Mit dem Ende ihrer Profikarriere hat für Nadia Mossong auch eine neue Herausforderung begonnen. Seit dem 1. Oktober hat die 34-Jährige die Funktion der Sportkoordinatorin der Interreg Basket Academy übernommen und will vor allem jungen Basketballerinnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Nach Jahren, in denen sie als Profispielerin durch Europa tingelte, ist Nadia Mossong seit Sommer wieder in Luxemburg. Mit 34 Jahren hat sie sich entschieden, einen Schlussstrich unter ihre Profikarriere zu ziehen und verließ schweren Herzens nach drei Spielzeiten Südtirol, wo sie zuletzt für Pallacanestro Bolzano auflief: „Die Entscheidung stand für mich persönlich bereits früher fest, denn ich habe Ende 2019 meinen Master-Abschluss gemacht und für mich war klar, dass dies dann auch gleichzeitig meine letzte Saison als Profi sein würde. Es war einfach Zeit, auch ins richtige Berufsleben einzusteigen“, erklärt Mossong. Ihren Abschied hatte sie sich jedoch anders gewünscht, denn durch die Corona-Pandemie konnte die Saison in der dritten Liga, der Serie B, nicht zu Ende gespielt werden: „Dabei waren wir auf einem guten Weg, hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur ein einziges Spiel verloren.“

Kurzzeitig spielte Nadia Mossong noch mit dem Gedanken, doch noch eine Saison dranzuhängen, entschied sich schlussendlich jedoch dagegen: „Das Team spielt in dieser Saison in der Südgruppe, deshalb stehen so viele lange Reisen auf dem Programm. Ich weiß nicht, ob ich das in meinem Alter noch so gut weggesteckt hätte“, erklärt sie mit einem Lachen. Leid tat ihr vor allem der Abschied aus Bozen, für Mossong die schönste Station ihrer Profikarriere, wie sie selbst betont: „Es ist einfach eine wunderschöne Region zum Leben. Zudem hat alles gepasst, nicht nur, was das Team betrifft, sondern auch den sportlichen Erfolg.“ Bei keinem anderen Klub war Mossong demnach auch so lange unter Vertrag wie bei Pallacanestro Bolzano.

Profikarriere und Studium

Ganz mit dem Basketball wollte die 34-Jährige jedoch von heute auf morgen nicht aufhören und so kam das Angebot des T71 Düdelingen gerade zur rechten Zeit. Denn neben einem Platz im Team des Vizemeisters schlug ihr Präsident Marcel Wagener – der wusste, dass Frank Muller seinen Platz zur Verfügung stellen würde – zudem den Posten der Sportkoordinatorin der Interreg Basket Academy vor, ein Projekt der Großregion, bei dem der T71 Düdelingen als einziger luxemburgischer Verein vertreten ist. Da kommt es gelegen, dass Mossong während ihrer Profikarriere auch in Sachen Weiterbildung am Ball geblieben ist. 2017 lancierte der Basketball-Weltverband FIBA das „Time-Out“-Programm, bei dem Profibasketballer, die sich am Ende ihrer sportlichen Laufbahn befinden, auf ihrem Weg ins Berufsleben unterstützt werden. Mossong machte in diesem Rahmen ihren Master in Leadership und Management an der Northumbria University: „Angesetzt war es erst einmal auf ein Jahr, doch ich dachte mir, wenn, dann kann ich gleich noch ein weiteres dranhängen und meinen Master machen.“ Ein Diplom, das ihr bei ihrer neuen Aufgabe sicherlich helfen dürfte.

Am 1. Oktober übernahm Nadia Mossong dann offiziell den Sportkoordinator-Posten von Frank Muller, der diesen seit dem Start des Projekts im Jahr 2018 innehatte und inzwischen als Mental Coach im „Sportlycée“ eine neue Herausforderung angenommen hat. Komplettes Neuland ist die Interreg Basket Academy für die 34-Jährige nicht: „Ich habe davon bereits gehört, bevor es offiziell gestartet wurde. In den letzten Jahren habe ich zudem auch immer verfolgt, was im Rahmen dieses Projektes alles organisiert wurde.“ Auf welche Aktivitäten sich die ehemalige Profispielerin in den kommenden Monaten konzentrieren möchte, weiß sie auch bereits, auch wenn aufgrund der aktuellen sanitären Lage einige Einschränkungen bestehen. Denn in den letzten Jahren lag der Fokus des Projektes zu einem großen Teil auf Aktivitäten der sozialen Integration. Für Mossong ein wichtiger Aspekt, dennoch will sie die Erfahrung, die sie aus etlichen Jahren im Profigeschäft mitbringt, nutzen und sich in den kommenden Monaten verstärkt auf den Mädchen-Basketball konzentrieren: „Dieser erfährt in der Großregion noch nicht überall die notwendige Unterstützung. Es ist ein Thema, das mir als Basketballerin sehr am Herzen liegt und wo ich meiner Meinung nach auch die nötigen Kompetenzen besitze.“

Herzensprojekt Mädchen-Basketball

Am liebsten würde Nadia Mossong in den kommenden Monaten ein Jugend-Turnier mit sämtlichen Klubs organisieren, die am Projekt teilnehmen: „Ich habe da so viele Ideen, aber wegen Corona sind die zurzeit leider nicht umsetzbar.“ Denn alleine in Belgien ruht der Spielbetrieb bei der Jugend zurzeit komplett. „So heißt es dann einfach, kreativ zu sein“, meint die 34-Jährige weiter. Neu lanciert wurde in den letzten Wochen ein Mentorprojekt, bei dem junge Basketballerinnen im Alter von 14 bis 17 Jahren sich einmal im Monat mit Mossong treffen können, um über ihre Zukunftsziele zu reden: „Hier werden verschiedene Sachen diskutiert. Die Mädchen sollen eine Hilfestellung erhalten, wie sie zum Beispiel Sport, Schule und Familie bzw. Freunde kombinieren können, oder Rat hinsichtlich einer möglichen Profikarriere erhalten.“ Etwas, das sich Nadia Mossong in ihrer Jugend übrigens gewünscht hätte, wie sie selbst betont: „Bevor ich mich für die USA entschieden hatte, hätte ich gerne mit jemandem, der diese Erfahrung bereits gemacht hat, ausgetauscht.“ Fakt ist, dass der Damen-Basketball in Luxemburg immer noch viele Mädchen im Alter von 18 bis 19 Jahren verliert, wenn sie sich für ein Studium und somit gegen den Sport entscheiden. „Der Aspekt der ’Dual Career’ wird immer wichtiger. Während meines Studiums habe ich eine Weiterbildung in genau diesem Bereich gemacht, somit kann ich hier nicht nur aus meinem eigenen Erfahrungsschatz berichten.“ Wenn der sportliche Aspekt zurzeit etwas kürzer kommt, dann muss man eben die Chance ergreifen und den Mädchen die Möglichkeit geben, auch an mentalen Aspekten zu arbeiten, so lautet zurzeit jedenfalls das Motto der Sportkoordinatorin.

Freuen tut sich Mossong auch auf die Zusammenarbeit mit dem Belgier Pierre Cornia: „Er war mein Trainer, als ich in meiner zweiten Profisaison in Belgien spielte. Ihm liegt sehr viel am Damen-Basketball.“ Der Trainer der Liège Panthers ist gleichzeitig auch Assistant-Coach der belgischen Damen-Nationalmannschaft, die in den letzten Jahren einen enormen Entwicklungssprung vollzogen hat. „Es ist schon beeindruckend zu sehen, was er mit dem noch sehr jungen Verein in Liège bisher alles erreicht hat. Es bringt also auch was, wenn man sich ausschließlich auf den Damen-Basketball und dessen Entwicklung konzentriert.“ Das Team gibt es erst seit dem Jahr 2014, hat sich seitdem fest in der ersten belgischen Liga etabliert und konnte bereits viele Titel in den verschiedenen Jugendklassen feiern.

Nadia Mossong steckt demnach voller Tatendrang und Frank Muller hat ihr auch einen passenden Tipp mit auf den Weg gegeben: „Man soll seine eigenen Ideen umsetzen, vor allem in dem Bereich, in dem man selbst gut ist.“ Und so dürften die Nachwuchs-Basketballerinnen in den kommenden Monaten besonders vom Erfahrungsschatz der ehemaligen Profispielerin profitieren.

Interreg Basket Academy 

Im Frühling 2018 ging die Interreg Basket Academy offziell an den Start. Fünf Vereine aus der Großregion setzten sich damals das Ziel, neue Wege in der Förderung des Mädchen-Basketballs einzuschlagen und diese durch eine gemeinsame Kooperation voranzubringen. Ein zweiter Aspekt des Projekts konzentrierte sich auf die soziale Integration durch Basketballprojekte von Menschen mit Beeinträchtigungen, Personen mit Flüchtlingshintergrund und Kindern, die aus schweren sozialen Verhältnissen stammen. Dafür wurde ein Budget von 1.107.790,26 Euro bereitgestellt. Mit Saarlouis ist inzwischen ein Klub ausgestiegen, womit die beiden belgischen Vereine SFS BCCA Neufchâteau und Liège Panthers, der deutsche Klub DJK/MJC Trier sowie der T71 Düdelingen das Projekt weiterhin gemeinsam stemmen. Aufgrund der aktuellen sanitären Situation wurde das Projekt der Interreg Basket Academy bis Juni 2021 verlängert.

Steckbrief

Nadia Mossong:
Geboren am: 9. April 1986
Vereine: Résidence Walferdingen, Eastern Kentucky University (USA), OKE Panthers Osnabrück (D), Point Chaud Basket Sprimont (B), Etzella Ettelbrück, Eveil Garnachois Basket Vendée (F), ChemCats Chemnitz (D), Saarlouis Royals (D), Pallacanestro Bolzano (I), T71 Düdelingen

Nadia Mossong bringt einen großen Erfahrungsschatz mit in die Interreg Academy: In ihrer Zeit im Ausland stand sie in den USA, Belgien, Deutschland (hier im Trikot der ChemCats Chemnitz), Frankreich und Italien auf dem Basketball-Parkett
Nadia Mossong bringt einen großen Erfahrungsschatz mit in die Interreg Academy: In ihrer Zeit im Ausland stand sie in den USA, Belgien, Deutschland (hier im Trikot der ChemCats Chemnitz), Frankreich und Italien auf dem Basketball-Parkett Archivbild: Jeff Lahr

Marcel Wagener
13. November 2020 - 6.48

Merci fir dee ganz flotten Reportage!