FilmkritikThe Night of the Living Langeweile: Trotz „Cannes 2020“-Label enttäuscht „Peninsula“

Filmkritik / The Night of the Living Langeweile: Trotz „Cannes 2020“-Label enttäuscht „Peninsula“
Die Effekte sehen manchmal aus wie eine „Mad Max“-Videospiel-Adaptation für eine Playstation-2-Konsole

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Nach „The Walking Dead“ und dem Tod von George A. Romero 2017 wünschte Mensch den lebenden Untoten ihren wohlverdienten künstlerischen Frieden. Internationale Filmautoren machten diesem Frieden einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. „Zombie Child“, „Atlantique“, „Little Joe“ oder „The Dead Don’t Die“ – Zombies waren überall in Cannes letztes Jahr. Die Verantwortlichen beim Festival wollten diesen Trend weiterführen. So hat „Peninsula“ des koreanischen Autors und Regisseurs Yeon Sang-ho das Prädikat „Cannes 2020“ bekommen.

Vor einigen Jahren wurde Yeons Zombiefilm „Train to Busan“ ein internationaler Überraschungshit. Dieser wusste mit einem spannenden formalen Dispositif und einer cleveren Dramaturgie – irgendwo zwischen Bong Joon-hos „Snowpiercer“ und „World War Z“ – sowie einem Händchen für überdurchschnittlich geschriebene Figuren zu überzeugen. Yoens neuer Streich siedelt sich jetzt zwar im gleichen Universum wie „Train to Busan“ an, übernimmt jedoch keine der Figuren.

Nach dem Ausbruch des tödlichen Virus ist die ganze koreanische Halbinsel von Untoten besetzt. Die ganze koreanische Halbinsel? Nein. Nordkorea ist überraschenderweise so abgeschottet und isoliert, dass die Zombiehorden dort nicht eingedrungen sind. Die überlebenden Südkoreaner führen bittere Existenzen in Hongkong und werden an den Rand gedrängt wie Flüchtlinge aus Drittweltländern. Die Hauptfigur der Erzählung, ein Soldat, verliert am Anfang der Zombie-Pandemie seine Schwester und Neffen und kriegt Jahre später von einem amerikanischen Gangster die Möglichkeit, auf die verseuchte koreanische Halbinsel zurückzukehren, um mit einem Team von Angeheuerten einen zurückgebliebenen Geldbetrag zu ergattern. Natürlich verläuft nichts nach Plan – und die Untoten sind nicht einmal hauptverantwortlich fürs Chaos.

Dieser Hauptverantwortliche ist der Regisseur und Co-Drehbuchautor Yeon Sang-ho selbst. „Peninsula“ ist der Film eines Regisseurs, der binnen weniger Minuten jegliche Lust und Laune am eigenen Werk verliert. Die Ausführung des Films ist schäbig und ziellos drauf los inszeniert, die Effekte einer Verfolgungsjagd im letzten Akt z.B. sehen furchtbar aus, fast wie eine Videospiel-Adaptation von „Mad Max: The Road Warrior“ um die Jahrtausendwende auf einer frühen PlayStation-2-Konsole.

Die eigentliche Tragik liegt aber ganz woanders. Die spannenden Ideen werden binnen weniger Minuten in den Raum und gleich wieder aus dem Fenster geworfen. Sie lösen sich nicht einmal in Luft auf, wie das noch gegen Ende von „Train to Busan“ der Fall war. Sie werden einfach gar nicht ausgearbeitet. Nordkorea wird als Zufluchtsort der Südkoreaner in Krisenzeiten dargestellt, Überlebende der Zombie-Pandemie mit Flüchtlingen gleichgestellt, der Klassenkampf auf Basis von Infektionsresultaten und Herkunft inszeniert – es ist alles da! Das könnten drei Filme sein.

„Peninsula“ aber bevorzugt es, drei andere Filme zu zeigen: einen müden Heist-Film, einen uninspirierten „Mad Max“-Klon und einen Survival-Thriller mit kindischem Abenteueransatz. Keiner dieser Filme im Film setzt sich konsequent durch und/oder ist von irgendeinem künstlerischen Mehrwert. Was sich allerdings breitmacht, ist Langweile auf ganzer Länge. Yeon Sang-ho mag ein Filmuniversum aus verschiedenen Genrewerken um den Zombie-Film geplant haben, „Peninsula“ begräbt diesen Anspruch vollends. Todesursache: das eigene Desinteresse. Mögen seine Ambitionen frischer als seine Untoten auferstehen.

Bewertung: 1,5/5

Reuter
6. November 2020 - 0.07

All diese Zombiefilme und Serien spielen in einer Paralellwelt wo es keine Fliegen gibt denn sonst wäre nach 3 Wochen nichts mehr da.