PrivatbankenDie Transparenz hat dem Finanzplatz nicht geschadet

Privatbanken / Die Transparenz hat dem Finanzplatz nicht geschadet
In den vergangenen Jahren hat sich die Kundschaft am Luxemburger Bankenplatz merklich verändert. Unter anderem ist der Anteil der Kundengelder aus Luxemburg gewachsen. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Befürchtung, dass das Abschaffen des Bankgeheimnisses dem Finanzplatz schaden würde, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Das Volumen des von Privatbanken verwalteten Vermögens ist in all den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die Kundschaft hat sich jedoch verändert.

Zum Ende des Jahres 2019 erreicht das vom Luxemburger Bankenplatz verwaltete Vermögen einen neuen Rekordwert. Auf insgesamt 466 Milliarden Euro beläuft sich mittlerweile das Vermögen, das wohlhabende Privatkunden den Luxemburger Banken anvertraut haben, teilte die ABBL Private Banking Group in einer Pressemeldung mit.

Im Vorjahr waren es „erst“ 395 Milliarden Euro. Insgesamt ist es das elfte Jahr in Folge mit Wachstum, so die Vereinigung der Privatbanken weiter. Seit 2008 (225 Milliarden) hat sich das verwaltete Vermögen somit etwas mehr als verdoppelt.

„Diese Zahl zeugt von der Attraktivität des Finanzplatzes Luxemburg für private Bankkunden, die die politische, wirtschaftliche und regulatorische Stabilität Luxemburgs sowie das Triple-A-Rating, das diese Attraktivität noch verstärkt, schätzen“, schreibt die Vereinigung.

Derweil verändert sich die Kundschaft des Bankenplatzes weiter. Die sehr reichen Kunden (über 20 Millionen Euro angelegt) machen mittlerweile mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Kundschaft aus. Das ist ein überaus deutlicher Anstieg. 2018 standen sie erst für 41 Prozent der Kundengelder.

Reichere Kunden – weniger Bankmitarbeiter

Deutlich weiter geschrumpft ist derweil der Anteil der Kundschaft, die weniger als eine Million Euro nach Luxemburg gebracht hat. Sie stehen (2019) nur noch für rund acht Prozent der verwalteten Kundengelder. 2011 waren es noch 24 Prozent.

Der „belgische Zahnarzt“ ist demnach mit dem Bankgeheimnis aus Luxemburg abgezogen. Ersetzt wurde er durch viel reichere Menschen. Eine Unterteilung der Kundengelder in die, die eine halbe Million Euro – oder 250.000 Euro – mitbringen – wurde mittlerweile fallengelassen. Der Beobachter darf sich fragen, wann die Aufteilung in über/unter 50 Millionen Euro kommen wird.

Mit einem Schrumpfen der Zahl der Kunden ist auch die Zahl der Finanzinstitute, die im Bereich Privatbank tätig sind (von 57 im Jahr 2018 auf 54 im Jahr 2019), geschrumpft. Auch die Zahl der Mitarbeiter im Geschäftsbereich „Private Banking“ in Luxemburg ist rückläufig. Während die Gesamtzahl der Beschäftigten im Bankensektor 2019 mit 26.337 Beschäftigten stabil geblieben ist, verzeichnete der Privatbankensektor innerhalb eines Jahres einen deutlichen Rückgang der Zahl der Beschäftigten (um 6,8 Prozent), von 6.676 auf 6.224 Personen.

Seit Jahren legt das verwaltete Vermögen stetig zu
Seit Jahren legt das verwaltete Vermögen stetig zu Quelle: Private Banking Group

Der allergrößte Anteil der Vermögenswerte des Bankenplatzes (85 Prozent) kommt aus Europa: Etwa ein Fünftel (21 Prozent) aus Luxemburg, gefolgt von Belgien, Frankreich und Deutschland (17 Prozent) und dem übrigen Europa (47 Prozent). Aus der „übrigen Welt“ kommen nur noch 10 Prozent der Gelder. Deutlich kleiner geworden ist die Herkunft der Kundengelder aus Belgien, Frankreich und Deutschland (2011: 25 Prozent). Deutlich angestiegen ist der Anteil der Kundengelder aus Luxemburg (2011: 18 Prozent).

Für die Zukunft ist die Private Banking Group optimistisch. „Sie stehen vor großartigen Möglichkeiten“, so die Vereinigung. Als Erstes schreibt sie dann über den Brexit, der viele Institute veranlasst habe, nach Luxemburg zu kommen. Die Rahmenbedingungen, die den Privatbanken hierzulande zur Verfügung stehen (Berater, Rechtsanwälte, Versicherer, Vermögensverwaltung und Strukturierungslösungen), seien ein echter Pluspunkt bei einer Kundschaft, die immer höhere Anforderungen stelle.

Als Herausforderungen nennt die Vereinigung die Covid-19-Pandemie sowie das Erhalten der Rentabilität, die unter anderem wegen eines wachsenden Anstiegs der Regulierungskosten, eines negativen Zinsumfeldes und der Notwendigkeit von Investitionen in neue Systeme unter Druck steht.