EditorialDie Sportverbände reagieren panisch

Editorial / Die Sportverbände reagieren panisch
 Foto: Gerry Schmit

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Seit etwas mehr als zwei Wochen befinden sich die Corona-Zahlen in Luxemburg wieder auf einem besorgniserregenden Level. Premier Xavier Bettel und die Regierung reagierten vergangene Woche mit neuen Restriktionen. Bald könnten weitere Einschränkungen hinzukommen. Auch der nationale Sport ist massiv betroffen. Bei manchen Verbänden und Vereinen macht sich deshalb nun Panik breit. Bereits jetzt ist von Saisonschluss die Rede.

Dass eine solche Reaktion überstürzt ist, zeigt ein ganz einfaches Beispiel: Für Ende Juli prognostizierten die Wissenschaftler von „Research Luxembourg“ über 300 positive Fälle pro Tag. In diesem Zeitraum erkrankten jedoch im Durchschnitt „nur“ rund 70 bis 90 Personen an Covid-19. Das ist drei- bis viermal weniger als vorausgesagt. Wahrscheinlich wird sich dieses Szenario in den nächsten beiden Wochen wiederholen. Für Mitte November sind laut „Research Luxembourg“ rund 1.400 Neuinfektionen pro Tag möglich. Am Montag (2. November) und am gestrigen Dienstag wurden 320 bzw. 533 positive Fälle gemeldet.

Diese Wissenschaftler sind keine Panikmacher, sondern Frühwarner. Ihre Prognosen treffen jedoch nicht immer ein, weil die Ad-hoc-Maßnahmen der Regierung und das Verhalten des Menschen nicht in die Kurven mit einfließen. Da die Sportverbände aber noch weniger prognostische Fähigkeiten besitzen, sollten sie vor zu schnellen Entscheidungen absehen.

Der Basketballverband „schoss“ als Erster und sagte alle Begegnungen bis zum 31. Dezember ab. Kurz danach zogen der Handball- und der Volleyballverband nach. Ruhig blieben bisher nur die Fußballer und ihr Präsident Paul Philipp, der die Entwicklungen abwartet und nach dem Motto „besser spät absagen als zu früh“ handelt. Die FLF weiß nämlich, wie schwierig es ist, eine frühzeitige Absage (z.B. durch das Wetter) im Nachhinein zu vermitteln. Sein Basketball-Amtskollege wagt hingegen größere Zukunftssprünge. Der neue FLBB-Vorsitzende Samy Picard schloss im Tageblatt-Interview nämlich aus, dass der Spielmodus innerhalb dieser Saison noch einmal verändert wird.

Außergewöhnliche Situationen erfordern jedoch außergewöhnliche Maßnahmen und frühzeitige Schlüsse sind in der derzeitigen Lage nicht angebracht. Das Drehbuch kann in den kommenden Monaten noch einige Male geändert werden. Und dies sollte ein Ansatzpunkt für die nationalen Sportverbände sein. Ein Stufenplan mit hoher Flexibilität und mehreren Szenarien ist nötig, um die nationalen Meisterschaften zu retten.

Es sollte nicht auf Gedeih und Verderb Sport getrieben werden. Jetzt bereits ein weiteres Mal Titelkämpfe, Abstiegs- und Aufstiegsrennen abzusagen und sich frühzeitig dem Virus zu beugen, kommt jedoch einer sportlichen Bankrotterklärung gleich.

Der Hauptgrund, warum die Vereine bereits jetzt über einen Saisonabbruch nachdenken, sind die finanziellen Engpässe, die entstehen könnten. Dies trifft vor allem auf die Klubs der höchsten Ligen zu. Diese haben jedoch den größten Einfluss und entscheiden meistens, welche Richtung ein Verband einschlägt.

Hätte die Regierung vergangene Woche wieder den „chômage partiel“ für Asbls in ihr Restriktionspaket gepackt, würden die Vereine und die Verbände mit deutlich mehr Ruhe agieren. Und das würde der gesamten Sportbewegung guttun.

dranghi
4. November 2020 - 18.27

Et ass en Hobby, kritt iech erëm an.

frolick
4. November 2020 - 12.40

"Die FLF weiß nämlich, wie schwierig es ist, eine frühzeitige Absage (z.B. durch das Wetter) im Nachhinein zu vermitteln." Ja, Fußballfans sind nicht gerade die schärfsten Messer in der Schublade.

Black_Jack51
4. November 2020 - 12.09

Och d'FLTT huet net direkt 'geschoss' a waart mol of. Och ginn d'Veräiner mat agebonnen, wat sech bis elo als positiv Approche erausgestalt huet.