No-Kill-FishingSpannender Angelwettbewerb erstmals an der Luxemburger Mosel

No-Kill-Fishing / Spannender Angelwettbewerb erstmals an der Luxemburger Mosel
Jojo Schmit, der in Echternach ein Fachgeschäft für Angeln und Reptilien betreibt, ging als stolzer Sieger des Events hervor

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Nirgendwo wird wohl mehr geflunkert als bei der Jagd oder beim Angeln. Jäger- und Anglerlatein haben wir sicher alle schon einmal vernommen, wenn jemand den dicksten Fisch geangelt oder den kapitalsten Hirsch erlegt hat. Nichts zu schummeln gab es allerdings am Samstag am Moselufer in der Moselperle Remich und am Dreiländereck in Schengen. Ein Angelwettbewerb der besonderen Art war angesagt: Objekt der Begierde war ausschließlich der Flussbarsch.

Samstagmorgen, 7.00 Uhr am Biodiversum in Remerschen: 25 noch halb verschlafene Kerle lauschen den Worten und Anweisungen von Tom Weber, Vizepräsident der „Baggerweier asbl“. Er ist hier u.a. verantwortlich für die Fischerei und hat mit seinen Mitstreitern einen speziellen Angelwettbewerb lanciert: No-Kill-Fishing in der Mosel, ausschließlich auf den Flussbarsch ausgerichtet. Was daran so besonders ist, interessiert uns natürlich brennend. Populärer Vorreiter für diese Art Wettbewerbe ist der europaweit bekannte „Youtube Predator Cup“, der vornehmlich in Gewässern in Holland ausgetragen wird, mit Profianglern aus aller Herren Länder. Gefischt wird hier auf die Raubfische Barsch, Zander und Hecht, der Fang wird aber weder gewogen noch anschließend verzehrt, sondern gemessen. Die Größe der jeweils drei längsten Exemplare wird addiert, so werden die jeweiligen Sieger ermittelt.

Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes „No-Kill-Event“, das heißt: der Fang wird nach der Vermessung gleich wieder ins Gewässer zurückgesetzt. Welche Art der Kontrolle, in puncto Anglerlatein, gibt es denn, haken wir etwas süffisant nach. „Dafür gibt es ein probates Mittel“, erklärt Tom Weber. „Jeder Teilnehmer erhält von uns eine in den eigenen Werkstätten gefertigte Messlatte in Form eines Halbrohres mit Messskala. Der Fang wird dort reingelegt, fotografiert und anschließend in eine eigens für den Wettbewerb angelegte WhatsApp-Gruppe gesendet, sodass alle Teilnehmer und auch die Juroren an der Strecke ständig im Bilde über die Fangergebnisse sind. Wir angeln heute in zwei Gruppen an zwei Sektoren, einmal an der Esplanade in Remich und einmal in Schengen in Höhe des Museums. Start ist um 8.00 Uhr, geangelt wird über einen Zeitraum von 90 Minuten, während einer halbstündigen Pause wechseln die beiden Gruppen die Standorte wegen der Chancengleichheit. Am Start sind 25 Teilnehmer aus Luxemburg, Frankreich und Deutschland. Wir hatten noch mehr Anfragen, wollten zum Debüt aber die Überschaubarkeit gewährleisten.“

Als der Tag erwacht und sich sogar erste Sonnenstrahlen zeigen, setzt der Tross sich in Bewegung zu den beiden Sektoren. Wir sind zuerst in Remich mit von der Partie.

Spartanisches Equipment

Zum spartanischen Equipment der Teilnehmer gehören lediglich Angelrute, ein Kescher, um den Fang schnell an Land zu bringen und zu vermessen, sowie Gummiköder. „Würmer und Maden, also lebende Köder, sind tabu“, klärt uns Tom Weber auf. „Diese würden beim Anbiss schneller geschluckt und der Angelhaken könnte im Maul des Fisches Verletzungen hervorrufen. Das gilt es natürlich zu vermeiden.“

Das Startsignal ertönt für die erste Runde und wir stellen noch verschämt die dümmste aller Fragen als Unwissende des Angelsports. „Woher weiß der Barsch, dass nur er zum Anbiss gemeint bzw. ‚verpflichtet’ ist?“

„Das weiß er natürlich nicht“, erklärt Tom Weber. „Das gezielte Angeln auf bestimmte Fischarten hängt in erster Linie vom Equipment des Anglers ab. Rutengröße, Wurfgewicht und nicht zuletzt die Art des Köders. Die Einführung des Gummifisches aus den USA nach Europa vor etlichen Jahren hat das Raubfischangeln revolutioniert. Der Gummifisch wird dabei aktiv durchs Wasser gezogen oder treibend angeboten.. Das übt einen unwiderstehlichen Reiz auf jagende Fische aus und verleitet zum Biss.“

Zwischenzeitlich werden die ersten Fangerfolge signalisiert, Tom Weber kontrolliert die Nachrichten und Fotos in der WhatsApp-Gruppe und trägt die Ergebnisse in eine Liste ein. „Kleinere Fänge werden meist gar nicht registriert, 20 cm sollte ein Exemplar schon haben, mehr als 30 cm sind schon beachtlich, der ausgewachsene Barsch kann aber schon bis zu 50 cm lang werden.“

95 Zentimeter für den Sieg

Nach 90 Minuten tauschen die beiden Gruppen die zugewiesenen Sektoren, wir fahren nach Schengen. In der Höhe des Europamuseums wird die zweite Runde ausgetragen. Angeln ist übrigens nichts für Ungeduldige, stellen wir fest. Da passiert auch schon mal eine Stunde lang nichts. Wer da als Neuling oder Laie nur mit einer „kurzen Lunte“ ausgerüstet ist, wirft wohl schnell das Handtuch. Angeln ist eine Passion und steht im Einklang mit der Natur. Bewundernswert, wie wir neidlos anerkennen.

Zum Sieger des Events „Perchmaster 2020“ gekürt wurde Jojo Schmit aus Echternach mit einer Gesamtlänge von 95 cm für drei Barsche, vor Remy aus Frankreich mit 94 cm und Joey aus Luxemburg mit 82 cm auf Platz drei. Der größte Fang war ein Barsch von stolzen 38 cm Länge.

No-Kill-Fishing

Das „No-Kill-Fishing“, auch „Catch and Release“ genannt (fangen und freilassen), ist ein heikles Thema, denn es wird unter Tierschützern kritisiert. Die Fische erleiden Stress und möglicherweise sogar Schmerzen. Überlegungen, diese Art des Angelns zu verbieten (wie bei unseren deutschen Nachbarn), gibt es seitens der zuständigen Ministerien seit längerem. Die Sportangler stehen anders dazu: Sie streben das Recht an, selbst zu bestimmen, ob man nur aus sportlichen Aspekten angelt oder zum späteren Verzehr des Fanges.

Nëmmen ech
27. Oktober 2020 - 19.09

@Petrus Eben, deswegen muss man sich ja etwas einfallen lassen um sie zu überlisten. Zweitens, nicht richtig gegoogelt, man kann diese Fische essen, Artenabhängig und natürlich nicht jeden Tag...

Dan
27. Oktober 2020 - 17.59

Sou ganz einfach as et net. NO KILL heescht net zwengend den Fësch egal wei zereck ze setzen. Et geet virun allem dorems net ALL Fësch deen een fänkt doudzeschloen an mat Heem ze huelen. An Daitschland as et z.B verbueden en Fësch zereck ze setzen. Waat as dann zB wann ech en Fësch fänken (eng aaner Zort Fesch) dei ech net well mat heem huelen? Oder ech fänken en Fësch wou ech gesin dass desen voller Laich (Eer) as. Ma dann setzen ech en zereck well ech well dass desen Fësch sech gudd weiderentweckelen kann an domat d’Weiderpflanzung ennerstetzen! NO KILL heescht einfach selektiv an bewosst ze fëschen, net alles doudzeschloen an raisonabel ze Fëschen mat Hinbléck dodrop dass an 10 Joer och nach Fësch am Gewässer dran sin. Et as net ëmmer Schwarz an Waiss oder Gudd an Béis dofir als eischt mol den Kapp unstrengen, sech informeieren an driwer nodenken!

Petrus
27. Oktober 2020 - 15.41

@Nëmmen Ech/ 1- Fische sind nicht dumm, richtig, kein Tier ist dumm aber wie ist es mit denen die sie fangen. 2- Catch and cook, falsch, es wir immer wieder geraten keine Fische aus Sauer und Mosel zu verspeisen. Ich habe gegoogelt.

Nëmmen Ech
27. Oktober 2020 - 12.12

Wie überall besser informieren bevor man losbrüllt. Einfach mal googeln, Schmerzempfinden bei Fischen, ich Red hier nicht von Peta, sondern Studien von anerkannten Instituten. Komisch dass Fische sogar zweimal hintereinander beissen, oder immer wieder auf die selben Köder reinfallen, Krebse samt Scheren vertilgen usw... Dann kann das wohl nicht so weh tun, weil etwas sind die Fische nicht, nämlich dumm. Aber ja, falls ne größere Verletzung vorkommen würde, ist "Catch an Cook" , dem "Catch and Release" vorzuziehen.

Herbert Becker
27. Oktober 2020 - 11.50

Genau diese Verletzungen gibt es, gemäß Aussage der Sportangler, nicht bei Verwendung des Gummiköders. Bei lebendem Köder (Wurm o.ä.) ist das eher der Fall, daher ist das Catch and Release mit lebendem Köder auch nicht erlaubt.

Petrus
27. Oktober 2020 - 11.33

Dat ganzt Gefëschs ass nëmmen Tierquälerei. Wann d'Fësch kënnte jeitzen géngen 95% net méi fësche goen.

CESHA
27. Oktober 2020 - 10.29

Ich schliesse mich HTK an - jeder Angler sollte mal ausprobieren, sich selbst einen Haken in den Gaumen zu rammen und sich damit für einige Minuten unter Wasser ziehen zu lassen. Wohl keine angenehme Erfahrung, selbst wenn man anschliessend mit blutendem Mund wieder auftauchen darf.

HTK
27. Oktober 2020 - 8.46

"„No-Kill-Event“, das heißt: der Fang wird nach der Vermessung gleich wieder ins Gewässer zurückgesetzt. " Im Prinzip eine gute Sache,aber wenn das Tier eine größere Verletzung durch den Haken erlitten hat ( Verschlucken des Hakens ) und es wird zurückgesetzt wird es erbärmlich verenden.