Vuelta„Es ist wie Poker spielen“ – Michel Ries über die Schwierigkeit, es in die Fluchtgruppe zu schaffen

Vuelta / „Es ist wie Poker spielen“ – Michel Ries über die Schwierigkeit, es in die Fluchtgruppe zu schaffen
Michel Ries fühlt sich „von Tag zu Tag besser“ und blickt optimistisch auf die kommenden Etappen der Vuelta.  Archivbild: Gerry Schmit/Tageblatt

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Der luxemburgische Radprofi Michel Ries (Trek-Segafredo) hat die erste Woche der Vuelta ciclista a España hinter sich gebracht. Bei seiner ersten Grand-Tour-Teilnahme war der 22-Jährige zu Beginn der Etappen aktiv, in eine Fluchtgruppe hat er es jedoch noch nicht geschafft. In der Gesamtwertung belegt er mit 38:41 Minuten Rückstand auf Richard Carapaz (Ineos) den 54. Platz. 

Tageblatt: Michel Ries, wie gelegen kommt Ihnen der heutige Ruhetag nach sechs anspruchsvollen Etappen?

Michel Ries: Für eine Grand Tour kommt der Ruhetag etwas früh – eigentlich hat man erst nach neun Etappen einen ganzen Tag Zeit, sich zu erholen. Aber ich glaube, in den letzten Tagen war keine einfache Etappe dabei, deswegen tut dieser Tag schon ziemlich gut. Ich konnte ausschlafen, weil wir nach der Etappe vom Sonntag einen ziemlich langen Transfer hatten. Wir sind heute Morgen anderthalb Stunden Rad gefahren, danach wurden wir massiert, damit sich der Körper erholt. 

Wie ist Ihr Eindruck nach der ersten Woche bei einer Grand Tour?

Ich habe mich von Tag zu Tag besser gefühlt, deswegen lief es okay für mich. Das Tempo ist, wie ich es erwartet habe, sehr hoch. Es ist nicht das erste Rennen, das ich auf einem solchen Niveau fahre, aber ich denke, dass die nächsten Wochen sich von anderen Rennen unterscheiden werden, wenn die Fahrer müde werden. 

Sie haben in der ersten Woche Helferdienste geleistet, persönlich konnten Sie sich aber noch nicht ganz vorne zeigen. 

Auf der Sprintankunft wollten wir vorne mitspielen und Verantwortung übernehmen. Als Team müssen wir zusammenarbeiten, um gut positioniert zu sein. Für mich ist es auch wichtig, für das Team zu arbeiten. Ansonsten hatte ich meine Freiheiten und habe versucht, in die Ausreißergruppe zu gelangen. 

Wie schwer ist es, in die Ausreißergruppen zu kommen?

Ich habe es auf den letzten drei Etappen versucht, in die Fluchtgruppe zu schaffen, aber es hat nicht sollen sein. Bei der 5. Etappe hat es alleine etwa 100 Kilometer gebraucht, bis sich die Ausreißer richtig absetzen konnten. Es wird also schon zu Beginn der Etappen Vollgas gefahren, sodass viele Fahrer früh abgehängt werden. Um in die Ausreißergruppe zu gelangen, ist es wie Poker spielen, du musst die richtige Gruppe erwischen. Dazu kommt, dass viele Fahrer in der Gesamtwertung nichts auszurichten haben und auf Etappensiege fahren. Es sind immer starke und renommierte Fahrer in den Fluchtgruppen dabei. Zudem muss man immer noch schauen, wie die Mannschaften, die für ihre Kapitäne in der Gesamtwertung fahren, auf die Gruppen reagieren – ob sie ihnen eine Chance lassen oder nicht. Ich denke, dass es von Tag zu Tag nicht einfacher wird, in die Führungsgruppe zu kommen, aber ich werde es weiterhin versuchen. 

Ihr Team konnte sich noch nicht in Szene setzen. Steigt damit der Druck in den nächsten Tagen?

Wir verspüren keinen Druck. Bei der Sprintankunft wurden wir 6., das war okay. Man muss wissen, gegen wen man fährt, und realistisch sein. Sam Bennett und Pascal Ackermann gehören zu den besten Sprintern der Welt – aber dennoch haben wir im Sprint auch Chancen. Außerdem haben wir mit Kenny Elissonde noch einen Fahrer in den Top 20 der Gesamtwertung. Jeder hat gezeigt, dass die Form da ist, und das stimmt uns zuversichtlich für die nächsten Etappen. Sicherlich wäre es gut gewesen, wenn wir noch Fahrer in einer Ausreißergruppe vertreten gehabt hätten, aber da fehlt uns vielleicht die Erfahrung. Wir haben junge Fahrer dabei, die es täglich versucht haben, aber uns hat noch die richtige Gruppe gefehlt.