SpanienClasico als Krisengipfel – Bei Real „fehlt ein bisschen von allem“

Spanien / Clasico als Krisengipfel – Bei Real „fehlt ein bisschen von allem“
Nach zwei Niederlagen in Folge ist Real Madrid mit Zinedine Zidane in die erste Krise der Saison geschlittert Foto: AFP/Pierre-Philippe Marcou

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Real Madrid wankt in den „Clasico“ gegen den FC Barcelona. Nach der Blamage gegen Schachtjor Donezk ist Trainer Zinedine Zidane ratlos.

Zinedine Zidane kratzte sich kurz nachdenklich am Kopf, ehe er mit ruhiger Stimme und leerem Blick ein vernichtendes Urteil fällte. „Uns fehlt ein bisschen von allem“, sagte der Trainer von Real Madrid nach der Champions-League-Blamage gegen Schachtjor Donezk: „Vor allem unser Selbstvertrauen, was das Wichtigste ist.“ Ausgerechnet vor dem legendären „Clasico“ beim FC Barcelona schrillen bei den Königlichen alle Alarmglocken.

Mit der 2:3-Heimpleite gegen das Corona-bedingt letzte Aufgebot des ukrainischen Serienmeisters ist der spanische Champion in seine erste Krise der Saison geschlittert. Wie schon wenige Tage zuvor bei der 0:1-Heimniederlage in der Liga gegen Aufsteiger FC Cadiz ließ der Königsklassen-Rekordchampion defensiv wie offensiv nahezu alles vermissen.

Schwierige Zeiten

Er sei „verantwortlich“ für diese beiden Pleiten, sagte Zidane gestern und müsse nun gegen Barça eine Antwort „finden“. Doch die „Vergangenheit“ zähle in dem ewigen Duell mit Barça nicht. Es seien „schwierige Zeiten“, sagte Zidane, aber die Partie liefere das „perfekte Szenario“, den Trend umzukehren und seine Spieler könnten ihre wahre „Qualität“ zeigen.

Das gelang zuletzt nicht. Halbherziges Pressing, ungewohnte Schwächen im Passspiel und dazu gravierende individuelle Fehler in der Abwehr: Gerade in der ersten Halbzeit gegen Donezk wurden die Madrilenen von einem Gegner mit bescheidenen Mitteln nahezu vorgeführt, der 0:3-Pausenrückstand war fast noch schmeichelhaft. „Es war ein schlechtes Spiel, eine schlechte Nacht“, bilanzierte Zidane.

Der französische Startrainer stellte sich dennoch schützend vor seine Spieler. „Wir verdienen die Kritik, wir alle, und ich zuerst“, sagte der 48-Jährige: „Ich bin der Trainer, ich muss die Lösung finden. Ich habe sie aber nicht gefunden, und deshalb war es schwierig für meine Spieler.“ Auch wenn Zidane noch vom Kredit seiner ersten Amtszeit mit drei Champions-League-Siegen in Serie zehrt, kommt in der spanischen Medienlandschaft langsam leise Kritik auf.

„Real wird für die schlechteste erste Halbzeit seiner jüngsten Geschichte und für eine extravagante Aufstellung des Trainers bestraft“, titelte beispielsweise die AS. Zidane hatte am Mittwoch angeschlagen auf seinen Kapitän Sergio Ramos verzichten müssen, andere Stammkräfte wie Toni Kroos oder Karim Benzema rotierte er freiwillig aus der ersten Elf. „Wir haben einen sehr engen Zeitplan und alle drei Tage ein Spiel“, begründete er seine Wechsel.

Die Medienlandschaft ließ das aber nicht als Entschuldigung gelten. Die Niederlage gegen Donezk sei „nur noch peinlich und irritierend“, schrieb El Mundo. Die Marca titelte: „Real Madrids Leiden erstrecken sich über Europa.“ Mundo Deportivo blickte gleich voraus auf das anstehende Duell mit dem katalanischen Erzrivalen: „Real reitet von Niederlage zu Niederlage und direkt in die Krise hinein. Wenige Tage vor dem Clasico ist das keine gute Nachricht.“

Tatsächlich könnte der Druck für Samstag nun kaum größer sein. „Wir wissen, wo wir stehen und müssen die Probleme jetzt sofort angehen“, sagte Zidane deshalb eindringlich und schaltete auch selbst wieder in den Kampfmodus: „Ich denke, dass ich dazu in der Lage bin.“ (SID)