Kopf des TagesHenri Hinterscheid, die Escher Schnauze

Kopf des Tages / Henri Hinterscheid, die Escher Schnauze
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Henri Hinterscheid zieht sich aus der Lokalpolitik zurück 

Die Politik wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Trotzdem war er der einzige der drei Söhne des Gewerkschaftsführers Mathias „Mett“ Hinterscheid, der in die Fußstapfen seines Vaters trat. Geboren wurde Henri Hinterscheid am 14. April 1954 in Düdelingen. Mutter Marie Morbé kam aus Volmerange-les-Mines, Vater Mett arbeitete in Düdelingen bei der Arbed, ehe er 1958 Zentralsekretär des LAV, der Vorgängergewerkschaft des OGBL, wurde. Die Familie zog nach Esch und wohnte im „Peuple“.

Die Grundschule durchlief Henri in der „Groussgaassschoul“ und der Dellhéicht-Schule, ehe die Familie nach Beles zog. „Zu dieser Zeit war es quasi unmöglich, in Esch ein Haus zu finden“, erinnert sich Henri Hinterscheid. In der Oberstufe war er zunächst im „Jongelycée“, ehe er auf die Berufsschule wechselte. Denn sein Berufswunsch war Krankenpfleger. Als er sein Diplom 1973 in der Tasche hatte, machte er im Escher Krankenhaus, das damals noch „Hôpitaux réunis Esch/Dudelange“ hieß, schnell Karriere. So war er von 1990 bis zum Eintritt in die Frührente 2011 administrativer Direktor des Krankenhauses.

Mit dem Eintritt ins Berufsleben begann auch Hinterscheids gewerkschaftliches Engagement. Das ging nicht ohne Fortbildung. Denn Hinterscheid war der Personalvertreter im Verwaltungsrat und stellte schnell fest, dass man dort ohne Grundwissen in Buchhaltung, Lagerverwaltung oder Bilanzanalyse auf verlorenem Posten stand. Nicht ohne Stolz verweist er auf das fortschrittliche Gehälterabkommen des Krankenhauses. Als aus dem LAV und der Angestelltenföderation des Privatsektors FEP der OGBL wurde, war Henri Hinterscheid Gründungsmitglied.

Sein politisches Engagement hatte Anfang der 1970er in der Schülerzeitung „Roud Wullmaus“ begonnen. Es waren stürmische Zeiten in Luxemburg, die 68er-Bewegung hatte das erzkonservative Großherzogtum erreicht. Hinterscheid schloss sich der LSAP an, die nach der Spaltung der sozialistischen Partei Anfang des Jahrzehnts linker als die SdP war. Die Karriere als Escher Lokalpolitiker begann mit den Gemeindewahlen 1993. Als erster Ersatz schaffte es Hinterscheid nicht in den Gemeinderat. 1999 scheiterte er erneut knapp, bei den Neuwahlen 2000 wurde er dann aber direkt in den Gemeinderat gewählt und zwei Jahre später Schöffe, als John Snel sich aus Altersgründen ähnlich wie er heute selbst zurückzog. Schöffe blieb Hinterscheid bis zu den Wahlen 2017, als die schwarz-grün-blaue Koalition die LSAP in die Opposition schickte. „Hien ass duerch säin Organ opgefall. Zu Berlin hätten se gesot, hien hätt eng ,Schnauze’“, beschreibt Dan Codello seinen langjährigen politischen Weggefährten. In der Tat „polterte“ der Lokalpolitiker Hinterscheid gerne und oft, nahm selten ein Blatt vor den Mund. Aber stets ging es ihm um die Sache. Und er kannte seine Dossiers.    

Während sein Vater drei Söhne hervorbrachte, schlug das Pendel bei Sohn Henri in die andere Richtung aus. Mit seiner ersten Ehefrau Denise, die er 1975 heiratete, bekam er zwei Töchter, Muriel und Cheryl. Später sollte die heute 20-jährige Anne folgen, nachdem er 1994 seine jetzige Frau Danielle geheiratet hatte.

Bleibt der Sport, der eine große Rolle in Hinterscheids Leben spielt, nicht nur als langjähriger Sportschöffe der Stadt. Er ist Präsident der Vélo-Union Esch, Organisator der Flèche du Sud. Außerdem ist er Präsident des Sub Aqua Club Esch. Das Tauchen ist seine große Leidenschaft. Zwischen 1.200 und 1.300 Tauchgänge auf allen Kontinenten der Welt stehen in seinen Logbüchern. Nicht ohne Stolz nennt er noch sein drittes Mandat im Escher Vereinsleben. Er half mit, dass Esch mit den „Diables rouges“ einen laizistischen Scouts-Verein bekam. (Philip Michel)