Covid-19 in EuropaNahezu eine Million Corona-Fälle – Spanien vor traurigem Rekord

Covid-19 in Europa / Nahezu eine Million Corona-Fälle – Spanien vor traurigem Rekord
Wohl viel Arbeit vor sich: Zwei Krankenhausmitarbeiter in Leganés umarmen sich  Foto: AFP/Pierre-Philippe Margou

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Spanien steuert auf einen traurigen Rekord zu: Das südeuropäische Königreich, das von der zweiten Infektionswelle schon im Sommer überrollt wurde, hat seit Beginn der Epidemie im März bereits nahezu eine Million durch Tests bestätigte Corona-Fälle registriert.

Bis Dienstagnachmittag meldete das spanische Gesundheitsministerium 974.500 Fälle. Täglich wurden zuletzt 13.000 neue Infektionen erfasst. Die Millionengrenze dürfte folglich in den nächsten Tagen überschritten werden. Nur Frankreich, das am Dienstag in der Corona-Statistik geringfügig hinter Spanien lag, verzeichnet in der EU noch ähnlich viele Fälle. 

Obwohl Spanien deutlich früher als die Nachbarn von der zweiten Welle getroffen wurde, gelang es den Gesundheitsbehörden bisher nicht, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Ganz im Gegenteil: Die Corona-Lage spitzt sich weiter zu: Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz kletterte mittlerweile auf 153 Fälle pro 100.000 Einwohner – das ist der höchste Stand seit Beginn der Pandemie im Frühjahr.

Besonders schlimm betroffen ist die Hauptstadtregion Madrid, in der knapp ein Drittel aller Fälle erfasst werden. Und der gesamte Norden des Landes mit den Regionen Katalonien, Baskenland, Rioja, Aragonien und Navarra, wo die wöchentliche Häufigkeit bis zu 500 Fälle pro 100.000 Einwohner erreicht. Auch hinsichtlich der Toten, die im Zusammenhang mit Covid-19 registriert werden, gehört Spanien zu den europäischen Sorgenkindern. In den letzten vier Wochen wurden in Spanien 3.329 Corona-Tote gemeldet; allein in Madrid waren es 991.

Kritik an Behörden

Spanien hat nach der Statistik des EU-Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC) nach Rumänien die höchste Letalitätsrate auf dem Kontinent. Seit Epidemie-Beginn starben nach den offiziellen Zahlen nahezu 34.000 Menschen. Nur Italien und Großbritannien melden in Europa noch höhere Opferzahlen. Nach Expertenschätzung liegt die wirkliche Zahl der Covid-19-Toten in Spanien jedoch bei weit über 50.000. Denn bei vielen Verstorbenen mit Corona-Symptomen wurde kein Test gemacht, weswegen diese Fälle offiziell nicht mitgezählt wurden.

Auch Spanien versucht, die Ausbreitung der Ansteckungen mit Beschränkungen des öffentlichen Lebens zu bekämpfen. Etliche Städte, zum Beispiel Madrid oder Burgos, sind derzeit Sperrgebiet. Mancherorts wurden Gastronomiebetriebe ganz geschlossen, wie etwa in Katalonien, oder es wurde die Sperrstunde vorgezogen. 

Doch die renommiertesten Epidemiologen des Landes werfen den örtlichen Gesundheitsbehörden vor, viel zu spät reagiert zu haben. Verantwortlich sind in Spanien die Regionalregierungen. Als Negativbeispiel gilt vor allem Madrid, deren konservative Regionalpräsidentin Isabel Diaz Ayuso wochenlang tatenlos der Ausbreitung des Virus zugesehen hatte.