CMCMGesundheits-Mutualität plant Neustrukturierung und Ausbau der Leistungen

CMCM / Gesundheits-Mutualität plant Neustrukturierung und Ausbau der Leistungen
Für Grubenarbeiter war die Mutualität wie zum Beispiel der „Bergarbeiter-Unterstützungsverein“ von existenzieller Bedeutung. Wer krank oder verletzt war und nicht arbeiten konnte, erhielt vom Grubenbesitzer nämlich keinen Lohn. Zum Leidwesen der Familie, die im Todesfall eines Bergmanns oft nicht mal genug Geld für ein ordentliches Begräbnis hatte. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Gemeinsam ist man stärker. Das prägt seit jeher die Luxemburger Gesundheits-Mutualität. Daran wird sich bei der „Caisse médico-complémentaire mutualiste“ auch in Zukunft nichts ändern. Wenn, wie beim letzten Kongress angekündigt, die „CMCM 2.0“ eingeführt wird, soll das Angebot klarer strukturiert sein. Im Mittelpunkt stehen aber nach wie vor Solidarität und Hilfe jenen gegenüber, die sie am meisten brauchen.

„Seit Ewigkeiten verspüren die Menschen das Bedürfnis, im Falle von großer Bedrohung oder Elend zusammenzustehen, sich gegenseitig zu helfen und besonders die sozial Schwachen zu unterstützen. Aus diesem Solidaritätsgedanken ist die Idee der Mutualität geboren worden.“ So heißt es im Vorwort einer rund 30 Jahre alten Festschrift über „100 Jahre Mutualitätsgesetz in Luxemburg“.

Diese Aussage gilt heute noch. Mutualität bedeutet nach wie vor Solidarität. Solidarität mit Leuten, die wie zum Beispiel die Grubenarbeiter damals einer gefährlichen und schlecht bezahlten Arbeit nachgingen. Wer krank oder verletzt war und nicht arbeiten konnte, erhielt keinen Lohn. Zum Leidwesen der Familie. Im Todesfall eines Bergmanns erhielt die sehr oft nicht mal das Geld für ein ordentliches Begräbnis.

Auch aus diesem Grunde sind Ende des 19. Jahrhunderts in den verschiedensten Bereichen die Mutualitätsbewegungen inklusive Sterbekasse entstanden. Die erste Mutualität in Luxemburg war dann in der Tat auch der bereits 1849 gegründete „Luxemburger Arbeiter-Unterstützungsverein“, so Fabio Secci, Generaldirektor der CMCM („Caisse médico-complémentaire mutualiste“). Das Prinzip war immer gleich. Alle zahlen ein, um gemeinsam im Bedarfsfall aushelfen zu können.

Gesundheit für alle

1891 bekam Luxemburg das erste Mutualitätsgesetz. Zu jener Zeit war noch nicht wirklich die Rede von sozialer Absicherung der Arbeitnehmer. Zumindest aber erhielten alle bestehenden Mutualitätsinitiativen mit diesem Gesetz erstmalig einen legalen Rahmen und eine staatliche Zuwendung. Es war ein Anfang. Von staatlicher Seite wurde sich auf wesentliche Elemente beschränkt. Gesundheit ist im Allgemeinen nach wie vor teuer geblieben, etwas, das sich in vollem Umfang nur Wohlhabende wirklich leisten konnten.

Deshalb, so Fabio Secci, haben sich die Mutualitäten weiterentwickelt und ihre Leistungen vergrößert. Es gab einen Zuschuss bei Hochzeiten, bei der Geburt eines Kindes oder sonstigen Ereignissen. Auch der Erwerbsausfall bei Krankheit wurde damals von der jeweiligen Mutualität zumindest teilweise finanziell kompensiert.

Am 6. Juli 1924 haben sich diese Mutualitäten zusammengeschlossen und die FNML „Fédération nationale de la mutualité luxembourgeoise“ gegründet. Dieser Verband konnte die Interessen dem Staat gegenüber besser vertreten.

Ein weiterer Schritt in der Geschichte der Mutualität in Luxemburg war anschließend der Wunsch des Verbandes und der ihm angeschlossenen Mutualitäten, eine gemeinsame Kasse zu gründen. So sind einerseits 1956 die „Caisse chirurgicale“ und andererseits 1963 die „Caisse dentaire“ entstanden. Die konnten im Interesse aller die Leistungen bündeln und bessere Bedingungen schaffen. 1976 ist aus diesen beiden Kassen die „Caisse médico-chirurgicale mutualiste“ geworden.

Die den Mutualitäten überall auf der Welt zugrundeliegende Solidarität scheint nach wie vor wichtig. Vielleicht sogar mehr denn je in einer Gesellschaft, in der das „Ich“ zunehmend an Bedeutung gegenüber dem „Wir“ gewinnt, sagt Secci. Der Generaldirektor der CMCM ist darüber etwas besorgt, macht sich für die kommenden Jahre aber nicht allzu viele Gedanken. In Zeiten, in denen Menschen, die aus irgendeinem Grund schwächer gestellt seien, mehr denn je Gefahr laufen, in existenzielle Not zu geraten, sei es besonders wichtig, dass die CMCM den Gedanken der Mutualität, des gegenseitigen Helfens hochhält.

Es funktioniert eigentlich immer noch wie früher. „Alle zahlen ein. Wer Hilfe braucht, bekommt sie. Wer aber egoistisch überlegt und wie ein Profiteur handelt und nur einzahlen möchte, wenn er Hilfe benötigt, ansonsten aber nicht, der ist bei der CMCM an der falschen Adresse. Es geht um Solidarität.“ Und wer lange Jahre eingezahlt habe, ohne Leistungen in Anspruch genommen zu haben, der könne sich doch eigentlich glücklich schätzen, sagt Secci: „Es bedeutet nämlich, dass er gesund ist, mit seinen Beiträgen aber jemandem helfen konnte, der nicht in dieser beneidenswerten Situation ist!“

CMCM 2.0

Der Mutualitätsgedanke ist aber auch im permanenten Wandel. Deshalb hat die CMCM auf ihrem Kongress Anfang Herbst beschlossen, das Angebot klarer zu strukturieren. Statt des historisch gewachsenen Allgemeinregimes und daneben „Prestaplus“ sowie „Denta&Optiplus“ mit teils überlappenden Leistungen soll es ab Januar 2022 eine CMCM mit einer neuen Abstufung geben. Bronze, Silber und Gold könnten diese neuen Kategorien heißen, kündigt Secci an. Es wird auch darüber nachgedacht, eine neue Top-Abdeckung Platin einzuführen, was dann eine ganze Reihe an präventiven sowie kurativen Leistungen beinhalten würde, die bei einigen privaten Anbietern inklusive sind, heute aber noch nicht oder kaum von der CMCM abgedeckt werden. Zielsetzung von CMCM 2.0 ist es jedenfalls, das Angebot einfacher zu erklären, vom Basisangebot bis hin zum vollen Paket.

Um den Zugang zur Mutualität zu vereinfachen, soll es auch ein günstigeres Angebot für junge berufstätige Menschen geben. Ab Oktober ist die CMCM übrigens über Land mit einem VW California „on Tour“, um herauszufinden, wie die Menschen zu der neuen Struktur stehen respektive was sie sich in Zukunft von „ihrer“ Mutualität sonst noch erwarten.

Die CMCM hat offensichtlich keine Angst vor der Zukunft. Könnte sie nicht aber in eine Situation geraten, in der sie zahlungsunfähig würde? Ja, sagt Secci, theoretisch schon. „Wenn niemand mehr Mitgliedschaft zahlen würde, hätten wir Reserven für ein Jahr. Wobei zu bemerken ist, dass es ohne Mitgliedschaft keine Rückerstattung gibt.“

So weit die Theorie. Praktisch sei es natürlich so, dass man als „Hilfsverein auf Gegenseitigkeit“, wie die Mutualität im deutschen Sprachgebrauch richtig heißt, sich den Gegebenheiten anpassen könne. Wenn die Einnahmen über die Mitgliedschaft oder deren Gegenwert weniger würden, könne man die Leistungen kürzen oder den Beitrag erhöhen. Aber: „Die Leistungen werden seit Jahren erweitert“, erklärt Secci. „Die Beiträge sind minimal angehoben worden, allerdings mit als Gegenleistung seit einem Jahr zum Beispiel einer Reiserücktrittsversicherung in Höhe von 1.500 Euro pro Person.“

Mit soliden Netto-Überschüssen in den letzten acht Jahren, davon alleine 5,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr, bestünde indes keine Gefahr, in einen finanziellen Notstand zu geraten, so der CMCM-Generaldirektor.

CMCM

Die CMCM („Caisse médico-complémentaire mutualiste“) zählt aktuell 137.000 Familien als Mitglieder, was insgesamt ungefähr 280.000 abgesicherten Personen entspricht. Seit Herbst gibt es einen neuen Präsidenten. Beim Kongress hat André Heinen die Nachfolge des langjährigen Amtsinhabers Albert Glod  angetreten. Mit André Heinen wird die Mutualität die kommenden Herausforderungen (CMCM 2.0) angehen sowie voraussichtlich im Juli 2021 das „Haus der Mutualität“, das neue Verwaltungsgebäude der CMCM an der Hollericher Straße in der Hauptstadt, eröffnen.

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Fabio Secci, Generaldirektor der Gesundheits-Mutualität