PressekonferenzFahrradverbot in der Alzettestraße in Esch von 10 bis 20 Uhr bestätigt

Pressekonferenz / Fahrradverbot in der Alzettestraße in Esch von 10 bis 20 Uhr bestätigt
Der zukünftige Plan: In Grün die für Fahrräder und Tretroller von 10 bis 20 Uhr gesperrten Fußgängerzonen, in Blau die Ausweichrouten und in Gelb die zugelassenen Bereiche Foto: Ville d'Esch

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Seine Ankündigung, die Alzettestraße für Fahrräder zu sperren, hatte hohe Wellen geschlagen. Gestern zog der Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) auf einer Pressekonferenz Bilanz in Sachen Mobilität und gab einen Ausblick auf die geplanten Arbeiten der nächsten Zeit. Für Mischo ist die Mobilität neben der sozialen Gerechtigkeit das Thema der Zukunft.   

Georges Mischo begründete noch einmal die Entscheidung, in Zukunft die Fahrräder und Tretroller aus der Alzettestraße zu verbannen. Die Alzettestraße sei nun mal eine Fußgängerzone. Per Definition habe der Fußgänger dort Vorrecht. Eigene Erfahrungen, Reaktionen der Bürger und Geschäftsleute hätten die Entscheidung zur Sperrung bekräftigt. „Ich bin nicht gegen Fahrräder im Zentrum. Und ich will auch nicht, dass die Leute nicht mit dem Rad ins Zentrum fahren. Doch die Situation hat sich in letzter Zeit zugespitzt und wir wollen nicht warten, bis ein schlimmer Unfall geschieht“, erklärte der Bürgermeister. Es gehe nicht darum, alle Radfahrer über einen Kamm zu scheren, doch sei es nun mal so, dass nun eine ganze Gruppe für das Fehlverhalten anderer bestraft werde. 

Daher soll ab dem nächsten Jahr das Fahren durch die Alzettestraße (und die Brillstraße sowie die avenue de la Gare) von 10 bis 20 Uhr verboten werden. Ausgenommen sind dabei explizit kleine Kinder. Auch die Lieferzeiten (bisher 6 bis 10 Uhr und 18 bis 20 Uhr) sollen in diesem Kontext analysiert werden. Wobei die Frage der Kontrolle aktuell bleibt. Sanktionieren kann nur die Polizei. Und natürlich muss die Reglementsänderung erst einmal durch den Gemeinderat. Begleitet werden soll das Verbot zu Beginn mit einer Aufklärungskampagne ähnlich der bei der Mobilitätswoche 2019, als Flyer an die Radfahrer verteilt wurden, was laut Mischo jedoch wenig gebracht hätte. 

Kanalstraße als Alternative

Die von Mischo im Tageblatt angekündigte alternative Route für Fahrradfahrer verläuft durch die Kanalstraße, wie Stadtingenieur Lucien Malano erklärte. Vom Rathausplatz geht es via rue Boltgen in die Kanalstraße bis hin zum Brillplatz. Die Kanalstraße würde sich als Tempo-30-Straße eignen, selbst wenn sie auch Nachteile hat, insbesondere durch ihre Enge und die vielen Rechtsvorfahrt-Straßen. Der Radweg ist hier nicht von der Straße getrennt. Mit Anpassungen in der Beschilderung könne aber viel bewirkt werden, so Malano. Mischo stellte zudem mehr Radständer in Nähe der Alzettestraße in Aussicht. Eine Südvariante einer Alternativroute wurde derweil nicht vorgestellt, da dort momentan zu viele Baustellen wären. 

V.l.: Stadtingenieur Lucien Malano, Bürgermeister Georges Mischo und Yves Bissen, „chef de service circulation“
V.l.: Stadtingenieur Lucien Malano, Bürgermeister Georges Mischo und Yves Bissen, „chef de service circulation“ Foto: Editpress/Julien Garroy

Mischo bekräftigte seinen Willen, die zweite Hälfte seiner Mandatsperiode ganz ins Zeichen der sanften Mobilität zu stellen. So soll das Radwegenetz ausgebaut werden und Beleuchtung und Beschilderung sollen verbessert werden. Es werde momentan zudem an einer Radverbindung vom Dieswee in den Ellergronn gearbeitet. Zuvor hatte der Bürgermeister auf die Gesamtfläche der Stadt hingewiesen. Die sei mit 14,3 km2 im Vergleich mit Differdingen (22,2), Düdelingen (21,4) und Sanem (25) gering. Mehr Platz bedeute natürlich mehr Möglichkeiten, Infrastruktur zugunsten der sanften Mobilität zu schaffen, so Mischo. „Auf der anderen Seite ist Esch so aber auch eine Stadt der kurzen Wege.“ Er sprach zudem das Problem des seit einiger Zeit schon gesperrten Verkehrsgartens am Viadukt, die unmittelbare bevorstehende Installierung einer M-Box neben der Gemeinde und schlussendlich die Unterstützung der Gemeinde für den Kauf eines Fahrrads an. Die wurde von 100 auf 200 Euro verdoppelt, wovon bisher 310 Bürger profitiert haben. 

Aber: „Die Radinfrastruktur in Esch ist überlebt. Sie stammt aus Zeiten eines Felix Braz. Nun muss an einem neuen Konzept gearbeitet werden“, meinte Mischo. Er wies darauf hin, dass er Anfang November einen Termin mit „EschBiken“ habe. Die Organisation will die Alltagstauglichkeit Eschs für Fahrräder verbessern. In diesem Zusammenhang wurde die Frage nach einem vor kurzem an der Luxemburger Straße installierten Bushäuschen gestellt. Dem Fahrrad wurde nichts weggenommen, antwortete Malano, da es sich schon vorher um eine Mischzone für Radfahrer und Fußgänger gehandelt hätte. Derer gäbe es viele in Esch.    

„Ich bin ein großer Freund des Fahrrads und kein Gegner“, betonte Mischo und reagierte somit auf Vorwürfe von Henri Hinterscheid (LSAP) im Tageblatt. Zuvor hatte der Bürgermeister eine Zwischenbilanz in Sachen Mobilität gezogen. Dabei kamen unter anderem das neue Parkraummanagement, das Fußgängerleitsystem, der Ausbau des „Pedibus“, die Einführung des Sport- und Kulturbus, die Entschärfung der „Rennstrecke“ an der Jean-Jaurès-Schule durch Straßensperrung, die M-Box, Bushäuschen mit neuen Gesamtfahrplänen und 17 Parkplätze für Elektroautos mit Ladestationen zur Sprache. Im Ausblick auf 2021 erwähnte Mischo die Neustaffelung der Preise für das Anwohnerparken (erster Parkschein gratis, zweiter 60 Euro), eine Smartphone-App fürs Parkticket, neue Parkmeter,  elektronische Anzeigetafeln in Bushäuschen und eine Verbesserung der Beleuchtung von Kreuzungen und Zebrastreifen.    

Sputnik
17. Oktober 2020 - 9.59

Und wie steht’s mit den Bürgersteigen? Sind das Bürger- steige oder gar Fahrradwege ??

de Schmatt.
16. Oktober 2020 - 10.47

Richtig: eine Fussgängerzone ist schliesslich keine Fahrradpiste.