Nach blutigen ProtestenDer Präsident von Kirgistan tritt nach gefälschter Parlamentswahl zurück

Nach blutigen Protesten / Der Präsident von Kirgistan tritt nach gefälschter Parlamentswahl zurück
4.10.2020, Kirgistan, Bischkek: Sooronbaj Dscheenbekow, Präsident von Kirgistan, gibt am 4. Oktober in einem Wahllokal seine Stimme ab. Elf Tage später gibt er seinen Rücktritt bekannt – die Wahl wurde von Fälschungen begleitet und inzwischen von der zuständigen Kommission annulliert. Foto: dpa/AP/Vladimir Voronin

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Der kirgisische Präsident tritt zurück, nachdem die Parlamentswahl am 4. Oktober von massiven Fälschungen begleitet wurde. Die Wahlkommission hat die Wahl inzwischen annulliert. Mehrere Gruppen kämpfen in dem Land um Einfluss. Russland als Verbündeter warnte vor einem politischen Chaos.

Im Machtkampf in dem zentralasiatischen Land Kirgistan ist Präsident Sooronbaj Dscheenbekow zurückgetreten. „Ich halte nicht an der Macht fest“, sagte er am Donnerstag in der Hauptstadt Bischkek. Er wolle nicht als Staatsoberhaupt in die Geschichte eingehen, das auf seine eigenen Bürger geschossen habe, sagte Dscheenbekow in einer Ansprache, die von seinem Büro veröffentlicht wurde.

Der 61-Jährige war erst seit 2017 im Amt. Er hatte zuletzt zwar seinen Rückzug signalisiert, den Zeitpunkt aber offengelassen. Dscheenbekow argumentierte, ein Präsidentenwechsel inmitten einer politischen Krise würde das Land ins Chaos stürzen. Demonstranten hatten in dem Hochgebirgsland an der Grenze zu China immer wieder seinen Rücktritt gefordert.

Am Mittwoch pochte der neue Ministerpräsident Sadyr Schaparow mit Nachdruck darauf, dass Dscheenbekow sein Amt niederlegt. Hintergrund ist die von Fälschungen begleitete Parlamentswahl vor mehr als anderthalb Wochen. Dabei hatten zwei der Regierung nahestehende Parteien die meisten Stimmen erhalten. Viele Oppositionsparteien verpassten dagegen den Einzug ins Parlament.

Daraufhin gab es blutige Proteste mit Hunderten Verletzten. Demonstranten stürmten Gebäude der Regierung. Die Wahlkommission annullierte daraufhin das Ergebnis. Es sollte in den kommenden Wochen eine neue Wahl in der Ex-Sowjetrepublik geben.

Bei den Protesten war Schaparow von Anhängern aus dem Gefängnis befreit worden. Zunächst wollte ihn Dscheenbekow nicht als neuen Regierungschef anerkennen.

In Bischkek gilt seit dem Wochenende eine nächtliche Ausgangssperre. Proteste sind deshalb verboten.