Radsport„Wir alle wollen nach Mailand“: Der Giro bangt vor weiteren Corona-Fällen

Radsport / „Wir alle wollen nach Mailand“: Der Giro bangt vor weiteren Corona-Fällen
Mauro Vegni, Direktor des Giro d’Italia, hofft, dass das Peloton es bis nach Mailand schafft  Foto: Marco Alpozzi/dpa

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Hält die Blase oder nicht? Dem Giro d’Italia drohen bei der Testreihe am Ruhetag weitere Corona-Befunde im Fahrerfeld. Die Pandemie ist dabei nicht die einzige Gefahr für den reibungslosen Verlauf des Rennens.

In den nasskalten Abruzzen begann gestern am ersten Ruhetag des Giro d’Italia das große Zittern. Nach neun harten Renntagen hielt sich die Zeit auf dem Rad für die Fahrer endlich in Grenzen, doch die Gedanken an die heikle Fracht, die die Kuriere schon seit Sonntagabend eiligst nach Mailand transportierten, waren bei Vincenzo Nibali und Co. allgegenwärtig.

Hunderte Corona-Tests von Fahrern und Betreuern wurden im Zuge des Hygienekonzepts in der Zielstadt der 103. Italien-Rundfahrt ausgewertet. Erst heute vor dem Start der zehnten Etappe nach Tortoreto sollten alle Ergebnisse vorliegen – und damit auch Antworten auf dringende Fragen: Wie gut funktioniert die Blase wirklich? Bleibt Mitfavorit Simon Yates der einzige infizierte Fahrer? Muss der Plan, am 25. Oktober das Rennen zu beenden, womöglich sogar verworfen werden?

Keine garantiert sichere Blase

Noch herrscht Zuversicht. „Es wird der erste wichtige Gradmesser, um Klarheit über die Gesundheit des Pelotons zu bekommen. Wir alle wollen nach Mailand. Das ist unser Ziel“, sagte Renndirektor Mauro Vegni.

Der Fall Yates, der als Kandidat auf den Gewinn des Rosa Trikots mit Covid-19 nicht mehr zur achten Etappe am Samstag angetreten war, hat Verantwortliche und Fahrer aufgeschreckt. Die Teams würden alles tun, um sich nicht mit dem Virus anzustecken, meinte etwa NTT-Teamchef Bjarne Riis: „Am Ende des Tages gibt es keine hundertprozentige Sicherheit.“ Cédric Vasseur, verantwortlich beim Team Cofidis, pflichtete ihm bei. „Wenn man eine garantiert sichere Blase haben will, dann gibt es kein Rennen“, sagte er.

Der 61-jährige Vegni hat die undankbare Aufgabe, den Giro durch eine sich zuspitzende Infektionslage manövrieren zu müssen. 5.456 Neuinfektionen meldeten die italienischen Behörden am Sonntag. Vergleichbar hohe Zahlen hatte es zuletzt im März, dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie, gegeben.

Widrige Bedingungen 

Die Tour de France war im September allerdings trotz steigender Fallzahlen im Land ohne positiven Corona-Test im Fahrerfeld in Paris angekommen. Fällt die gestrige Testrunde beim Giro negativ aus, stehen auch die Chancen auf ein Giro-Finale in Mailand gut. „Uns kann nur ein Eingreifen der Behörden stoppen“, sagte Vegni.

Die Pläne durcheinanderwirbeln könnte allerdings auch das Wetter. Der Giro war wegen der Corona-Zwangspause vom Mai in den Oktober verlegt worden, nun drohen in den Alpen Schneefall und winterliche Temperaturen, die Fahrten auf Pässe wie den Stelvio (2.758 m) oder den Colle dell’Agnello (2.744 m) unmöglich machen könnten. (SID)