EschFahrradfreie Alzettestraße: „Verheerende Signalwirkung für die sanfte Mobilität“

Esch / Fahrradfreie Alzettestraße: „Verheerende Signalwirkung für die sanfte Mobilität“
Radfahrer in der Alzettestraße. Damit soll in Bälde Schluss sein. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Hohe Wellen schlägt seit Mittwoch die Ankündigung von Eschs Bürgermeister Georges Mischo im „Tageblatt“, die Alzettestraße in Zukunft komplett für Fahrräder zu sperren. Von Lob bis Unverständnis war alles dabei. Auch politische Reaktionen ließen nicht auf sich warten. Henri Hinterscheid von der LSAP jedenfalls lässt kein gutes Haar an der Entscheidung.     

„Es wird immer gefährlicher und irgendwann kommt es hier zu einem schweren Unfall“, hatte Bürgermeister Georges Mischo (CSV), gleichzeitig Mobilitätsschöffe der Gemeinde, die Maßnahme begründet. In den vergangenen Monaten hat vor allem das Aufkommen der E-Bikes die Lage weiter verschärft. Diese erreichen mitunter ein beachtliches Tempo, sodass die Gemeindeverantwortlichen nun die Notbremse ziehen wollen und den Radverkehr in der Alzettestraße ganz verbieten wollen. Zuvor war dies nur zwischen 14.00 und 18.00 Uhr der Fall. Details sollen auf einer Pressekonferenz am kommenden Donnerstag publik gemacht werden. Auch über die geplante Alternativrouten für Radfahrer soll es dann erste Informationen geben.   

Die Reaktionen auf die Ankündigungen Mischos gingen von Lob über eine längst fällige Maßnahme zur Sicherheit der Einkaufskunden bis hin zu harscher Kritik an einer Kollektivstrafe für alle Radfahrer wegen einiger Rowdys, die womöglich auch noch auf den Leihrädern der Gemeinde unterwegs sind.

Letzteres ist auch die Meinung von Henri Hinterscheid (LSAP). Mischo mache es sich mit dem Verbot viel zu einfach, sagt er und reflektiert damit die Meinung seiner Partei: „Das Problem sind nicht die Radfahrer, sondern das Rowdytum. Hier werden alle Radfahrer bestraft, weil einige sich danebenbenehmen. Anstatt gleich eine solch drastische Maßnahmen zu ergreifen, sollte man sich besser Gedanken darüber machen, wie man ein besseres Nebeneinander zwischen Radfahrern und Fußgängern hinkriegt“. Hinterscheid, übrigens Vorgänger Mischos als Escher Mobilitätsschöffe, stuft die Signalwirkung des Verbots als verheerend ein: „Das ist kontraproduktiv in Zeiten, in denen die sanfte Mobilität einen immer größeren Platz in der Gesellschaft einnimmt, immer mehr Menschen das Fahrrad als Transportmittel wiederentdecken.“

Verbote nicht der richtige Weg

Kleinreden will der LSAP-Politiker und Gemeinderat das Problem aber nicht. Das hätte sich mit dem Siegeszug der elektrischen Räder und Tretrollern tatsächlich verschärft, so Hinterscheid. „Ja, es gibt ein Problem und ja, es gibt Handlungsbedarf. Aber so ist das zu einfach. Man muss diese Rowdys in den Griff kriegen. Das schafft man aber nicht mit Verboten. Wenn man also feststellt, dass es sich in erster Linie um Jugendliche auf Leihrädern der Gemeinde handelt, warum versucht man dann nicht zusammen mit dem ‚Service de la jeunesse’ eine Sensibilisierungskampagne auf die Beine zu stellen? Eine andere Idee ist eine Art ‚Guideline’, also ein ABC für das friedliche Nebeneinander von Radfahrern und Fußgängern aufzustellen und unter die Leute zu bringen.“

Henri Hinterscheid
Henri Hinterscheid Archivbild Editpress

Hinterscheid macht zudem auf ein rechtliches Problem aufmerksam. Man könne Fahrräder nicht aus der Alzettestraße verbannen, wenn gleichzeitig der motorisierte Verkehr zu bestimmten Tageszeiten dort zirkulieren  darf. Prinzipiell fehlt es ihm bei den Gemeindeverantwortlichen an Sensibilität in Sachen sanfte Mobilität. „Bestes Beispiel ist doch die Baustelle in Wobrécken. Da wurde einfach der Fahrradweg für eine Baustelle geopfert. Ich verstehe nicht, weshalb man sich nicht mit den Leuten zusammensetzt, die das Fahrrad als tagtägliches Transportmittel benutzen“, sagt Hinterscheid. Damit meint er nicht sich selbst, obwohl er innerhalb Esch fast ausschließlich auf dem Zweirad unterwegs ist, sondern Initiativen wie „Vélorution“ oder „Esch Biken“. Auch ein auf Schritttempo reduzierter „Radkorridor“ in der Alzettestraße würde Hinterscheid nicht von vornherein als Holzweg abtun. Die von Georges Mischo angedeuteten Alternativrouten für Radfahrer rund um die Alzettestraße kann sich Hinterscheid nur schwer vorstellen: „Wenn diese Alternativen Kanalstraße und Boulevard Kennedy heißen, dann brauch ich als Radfahrer doch gar nicht mehr ins Zentrum zu fahren. Dann bin ich von Lallingen aus doch schneller auf dem Belval.“ 

Das alles lässt für Henri Hinterscheid nur ein Fazit zu, das er dann in seiner ureigenen Art zieht: „Der Escher Bürgermeister hat ein generelles Problem mit der ‚Cohabitation‘, sogar bei der sanften Mobilität!“

Jemp
9. Oktober 2020 - 22.56

@ Glodt: "Das ist nur, weil Sie keine Regenkleidung haben und zu hause bleiben" Nein, ich bleibe nicht zuhause, ich habe Regenkleidung und fahre mit dem Bus. Es ist nur ärgerlich für die vielen Leute im Bus, wenn einer wie Sie in Regenkleidung und mit Kapuze auf einem Fahrrad im Wind kilometerweit vor dem Bus herumtorkelt und alle, die im Bus sitzen, ihren Zug verpassen. "Wir haben den Velosummer sehr genossen." Ich auch, ich bin sonntags bei 23° gemütlich mit dem Fahrrad von Weiswampach nach Wilwerdange und zurück gefahren und ich bin nicht einem einzigen anderen Radfahrer begegnet, obschon die Straße gesperrt war. Das zweite unsinnige Ereignis fand in Wilwerwiltz statt, wo eine ganze Herde SUV's, voll beladen mit Fahrrädern, beim Abladen die Straße und als Folge den Bahnübergang blockierten, um alle miteinander und gleichzeitig die Strecke Wilwerwiltz-Clerf mit dem Fahrrad abzufahren. Das gleiche später in Clerf, nachdem ihre Helfer mit den SUV's 40 km Umweg mit entsprechendem CO2-Ausstoß gefahren waren, um sie dort abzuholen. Hoffentlich kamen sie nicht von Düdelingen. Ihr persönliches Problem ist Folgendes: Sie glauben, dass alle so denken und handeln müssten wie Sie. Sie denken nicht an Alte, Schwangere, Kinder, Behinderte..., die nicht an Ihrem Fahrradfanatismus teilnehmen können und eher darunter leiden müssen. Wahrscheinlich gehören Sie zu der Velorevolutionssektion einer bestimmten Partei, die auch eine Windanlagensektion, eine Fledermausschutztruppe, eine Antiautogruppe, eine Veganerabteilung, eine Covidiotenbewegung, einen Anti-5G-Klüngel, eine Anti-Amalgambande, eine Neubauverhinderungsaktion, einen Elektroautomobilclub, einen indischen Teezirkel, einen Weekendhäuschenverein, ein Lithiumaktionarat, und eine Wollstrickrunde nur für Frauen zu haben scheint, und wo jeder des anderen Ekel ist. Alle erinnern mich irgendwie an die mittelalterlichen katholischen Missionare, die heutigen islamischen Selbstgeißler oder sonstwelche religiösen Eiferer. Ihr Handlungsmotor ist der triebhafte, pure, reine, missionarische Glaube an ihr persönliches Hobby. Ich wünsche Ihnen, dass die fahrräderischen Teufel des Rheumatismus, des Bandscheibenvorfalls und des Nierenversagens sich nicht an Ihnen rächen werden, wenn Sie mal alt sind, und Sie das Glück hatten, nicht schon viel früher in Regenkleidung von einem Laster übersehen und überfahren zu werden.

Baerchen
9. Oktober 2020 - 12.59

@Letz Happen Waat Get et dann nach ze Kaafen an Escher Uelzecht Stross net nei vill Ausverkaaf vun de Stross do heleft och Keen Pop Up Store asw

GéBé
9. Oktober 2020 - 12.52

Also wie immer in Esch , halbe Arbeit ist gute schwarz-blau-grün karierte Arbeit , oder ? Stadtschulze und Schöffemannen haben vergessen , respektief noch nicht gemerkt , dass es noch andere zugepollerte Fussgänger- Zonen gibt, in denen die Fussgänger , d.h. die potentiellen Einkäufer die diese Geschäftsstrassen am Leben respektief sterben halten die Herren und Meister sind, wenn man der Beschilderung ( ausser der Pierre Claudestrasse natürlich ) Glauben schenken kann. Auf all diesen Rennpisten kann also fröhlich und rasend schnell weiterhin pedalliert werden mit dem Segen der christlichen Diktatoren. Es würde mich nicht wundern, dass nach Lektüre dieses Kommentars, ähnlich wie dies der Fall bri meiner Idee für Schülersicherheit in der Pierre Claudestrasse der Fall war, auch in den halben ( ? ) Brill und Garestrassen die Pedallenroller als erste ihrer Kategorie verboten werden , oder ?

Verona
9. Oktober 2020 - 12.32

"Fußgängerzone" muss ein schweres Wort sein, dass so viele Leute es nicht verstehen.

Glodt
9. Oktober 2020 - 12.30

@Jemp "Der Artikel kommt ein bisschen spät, denn seit es jeden Tag regnet, sieht man sowieso fast keinen Radfahrer mehr. " Das ist nur, weil Sie keine Regenkleidung haben und zu hause bleiben, wir sind noch immer unterwegs. "der Velosummer war ein Reinfall, " Nein, wir haben ihn sehr genossen. Wenn er ihnen nicht gefallen hat, sogar noch mehr. ?

Hausemer
9. Oktober 2020 - 11.56

Ich verstehe die Aufregung der sanften Mobilität nicht so ganz, im Ausland muss (soll) man auch in einer Fussgängerzone vom Rad und schieben

Romain Juni
9. Oktober 2020 - 10.47

Macht eine Bahn für Fahrräder, eine andere für E Bikes, eine für Rollatoren und eine für das Fussvolk.Ein paar Linien aufgemalt und gut ist!

Sputnik
9. Oktober 2020 - 6.54

Alles schön und gut. Und wie steht’s mit denen die den Bürgersteig als Fahrradpiste benutzen und der Bürger desöftern ausweichen müssen ob mit den elektronischen Tretrollern oder Fahrrädern und sich zu hundertprozentig im Recht fühlen. Sogar , selbst erlebt dass ein grüner Politiker aus Esch sich im Recht glaubt dass der Bürgersteig ihm und seinem schrottfahrrad alleine gehört?? Wie steht’s um die Restaurantbesitzer ( rue j.p Michels) die sich einfach das Recht nehmen und den Bürgersteig besetzen mit ihren Menü Schilder und der Passant auf die fahhradpiste ausweichen muss und wie letztes ein Fahrradfahrer zu Fall kam beim ausweichen einer älteren Person die mit ihrem Rollator gezwungenermaßen die Schilder umgehen musste ? Die Verantwortlichen der Gemeinde wurden mehrmals drauf hingewiesen, sogar schriftlich, passiert ist bis dato nichts, außer es passiert mal was ernstes. Solange der Wähler der Gemeinde Esch sich nur vom grünen Salat und Rotwein ernähren will, dann wird er eines Tages feststellen müssen ,dass er sich nicht vom Durchfall mehr befreien wird! In dem Sinne.

Let‘z happen
9. Oktober 2020 - 6.08

Bravo, endlich kann ich wieder ruhig einkaufen ohne von rüpelhaften Fahrradgesellen angepöbelt ,nicht auf der Hut zusein angefahren zu werden

Jemp
8. Oktober 2020 - 21.11

Der Artikel kommt ein bisschen spät, denn seit es jeden Tag regnet, sieht man sowieso fast keinen Radfahrer mehr. Der Hype ist vorbei, die Velosnummer, pardon, der Velosummer war ein Reinfall, auch wenn einige tatsachenblinden Ideologen das nicht wahr haben wollen, und sich lustig weiter selbst auf die Schulter klopfen.