Testspiel gegen LiechtensteinRevanche für die Schmach: Luxemburg will heute die Vergangenheit ausradieren

Testspiel gegen Liechtenstein / Revanche für die Schmach: Luxemburg will heute die Vergangenheit ausradieren
Wie schon gegen Montenegro kommen auch heute die Unparteiischen aus Belgien. Laurent Jans und seine Teamkollegen hoffen diesmal auf eine bessere Leistung des Schiedsrichtergespanns. Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Im Jahr 2004 ereignete sich einer der düstersten Momente der luxemburgischen Fußballgeschichte. In der WM-Qualifikation gingen die „Roten Löwen“ zu Hause gegen Liechtenstein unter (0:4; das Rückspiel 2005 in Liechtenstein verloren sie 0:3). Seitdem hat sich viel getan. Heute (20.45 Uhr) geht die FLF-Auswahl im Testspiel gegen die Elf aus dem Fürstentum als klarer Favorit in die Partie und will Revanche für die Schmach vor 16 bzw. 15 Jahren nehmen.

„Ihr seid so lächerlich“, hallte es am Abend des 13. Oktober 2004 durch das Stade Josy Barthel. Die FLF-Auswahl hatte gerade ihr Heimspiel der WM-Qualifikation mit 0:4 gegen Liechtenstein verloren. Die wenigen noch übrig gebliebenen Fans hatten es satt und kehrten den Luxemburger Kickern den Rücken. Der Imageschaden von damals hielt fast noch ein Jahrzehnt an. Erst die neue Generation unter Nationaltrainer Luc Holtz lockt die Zuschauer wieder ins Stadion. Live dabei waren damals auch Holtz und der heutige FLF-Kapitän Laurent Jans, der damals zwölf Jahre alt war: „Ich stand im M-Block und wir haben der Mannschaft den Rücken zugekehrt.“ Auch der Nationaltrainer erinnert sich: „Nach dem vierten Gegentreffer habe ich das Stadion verlassen.“

Seit 2004 hat sich aber einiges getan. Liechtenstein trat damals mit einer goldenen Generation an. Das tut Luxemburg heute. Vor 16 Jahren standen in der Elf aus dem Fürstentum Spieler wie Italien-Profi Mario Frick, der damals auch gegen die Luxemburger traf. Heute zählen dessen Söhne Yanik und Nicolas zu den größten Talenten aus Liechtenstein. Während die FLF-Auswahl in der Nations League, Division C um den Aufstieg kämpft, ist Liechtenstein in der Division D Favorit auf einen der vorderen Plätze. Das Auftaktspiel gegen San Marino wurde mit 1:0 gewonnen. Am Samstag und am Dienstag folgen die Duelle mit Gibraltar und noch einmal San Marino. Der isländische Trainer des heutigen Gegners der Luxemburger befindet sich auf Abschiedstournee. Nach der Nations League wird Helgi Kolvidsson den Verband verlassen. Heute gegen Luxemburg muss der ehemalige Spieler von Mainz 05 u.a. auf Stammtorwart Benjamin Büschel vom Schweizer Erstligisten FC Vaduz verzichten. Insgesamt stehen heute nur zwei Spieler im Kader, die beim liechtensteinischen Profiverein unter Vertrag stehen. Dieser setzt nämlich vor allem auf ausländische Fachkräfte.

Für Kolvidsson genauso wie für Holtz wird es wichtig sein, in den kommenden Tagen die richtige Dosierung zu finden. „Wir haben nicht die Ressourcen wie zum Beispiel Luxemburg, das einfach so einen 30-Mann-Kader aufbieten kann“, sagte beispielsweise der Isländer. „Kein Spieler kann hundert Prozent in den drei Partien geben. Morgen (heute) wird ein Mix auflaufen aus Spielern, die für die Startformation in den Nations-League-Partien in Frage kommen und jenen, die sich zeigen wollen. Es wäre verantwortungslos von mir, gegen Liechtenstein die Stammformation über fast die gesamte Spieldauer einzusetzen, nur um ein gutes Resultat zu erzielen“, erklärte Holtz gestern.

Mahmutovic positiv, Pinto vor Debüt

Zu der zweiten Gruppe gehört Mica Pinto. Der Diekircher Linksverteidiger, der bei Sparta Rotterdam unter Vertrag steht, wurde kürzlich vom Weltfußballverband für spielberechtigt für Luxemburg erklärt und wird heute wohl irgendwann im Laufe der Partie zu seinem Debüt kommen. Das 18-jährige Abwehrtalent Seid Korac (1. FC Nürnberg U19/D) wurde nachnominiert und hofft auch auf seine ersten Minuten für die Nationalmannschaft. Korac wird Enes Mahmutovic ersetzen, der beim letzten Corona-Test ein positives Ergebnis vorwies und gar nicht erst ins Trainingslager der Nationalmannschaft anreiste. Fehlen wird auch Christopher Martins, der heute und gegen Montenegro (am 13.10.) wegen einer Adduktorenverletzung passen muss. Maxime Chanot (New York City FC/USA) kam wegen der Reisebeschränkungen nicht nach Luxemburg und Stürmer Dave Turpel fällt noch bis Dezember aus.

Freude löste gestern bei der Nationalmannschaft die Nachricht vom Wechsel von Laurent Jans vom FC Metz zu Standard Liège aus. „Das hat für positiven Rummel gesorgt. Dort wird er hoffentlich die Spielzeit bekommen, damit er mental und körperlich stärker zur Nationalmannschaft anreisen kann. In Metz wurde er nicht geschätzt.“ Der Kapitän der FLF-Auswahl hatte am Montag noch so einige Dinge zu erledigen, bevor er von Liège nach Lipperscheid anreisen konnte. „Es war positiver Stress, aber ich freue mich auf meine neue Aufgabe bei einem großen Verein mit tollen Fans. Ich hatte ein sehr gutes Gespräch mit meinem neuen Trainer (Philippe Montanier, d.Red.) und das hat mich schlussendlich überzeugt, zum Standard zu wechseln. Jetzt muss ich diese Gedanken aber beiseitelegen und mich auf die Aufgaben mit der Nationalmannschaft konzentrieren“, sagte Jans.

Eine der Aufgaben wird es heute sein, offensiv konsequenter zu Werke zu gehen. Gegen Montenegro (0:1) und Aserbaidschan (2:1) wurde die Dominanz nur teilweise belohnt. „Wichtig ist, dass wir uns Torchancen erarbeiten und mehr Präsenz vor dem gegnerischen Tor zeigen. Ob der Stürmer dann trifft, darauf habe ich keinen Einfluss“, sagt Holtz.

Der Nationaltrainer und sein Kapitän sind jedoch keinesfalls gewillt, an gleicher Stelle noch einmal einen ähnlich peinlichen Moment zu erleben wie vor 16 Jahren. Alles andere als ein Erfolg kommt deshalb für die „Roten Löwen“ nicht in Frage.

Aufgebote

Luxemburg:
Tor: Anthony Moris (Union Saint-Gilloise/B/29/0), Ralph Schon (FC Wiltz 71/11/0), Tim Kips (F91 Düdelingen/0/0)
Abwehr: Laurent Jans (Standard Liège/B/65/1), Tim Hall (Gil Vicente/P/3/0), Dirk Carlson (Karlsruher SC/D/25/0), Vahid Selimovic (OFI Kreta/GRE/4/1), Lars Gerson (IFK Norrköping/SWE/76/4), Kevin Malget (Swift Hesperingen/34/2), Marvin Martins (Casa Pia/P/7/1), Mica Pinto (Sparta Rotterdam/NL/0/0), Seid Korac (1. FC Nürnberg U19/D/0/0)
Mittelfeld: Vincent Thill (Nacional Funchal/P/31/3), Leandro Barreiro (FSV Mainz 05/D/18/1), Danel Sinani (Waasland-Beveren/B/23/3), Olivier Thill (FK Ufa/RUS/24/2), Aldin Skenderovic (Progrès Niederkorn/14/0), Florian Bohnert (Mainz 05 II/D/16/1), Timothé Rupil (Mainz 05 U19/D/0/0)
Angriff: Gerson Rodrigues (Dynamo Kiew/UKR/26/4), Maurice Deville (1. FC Saarbrücken/D/42/3), Stefano Bensi (Fola Esch/50/5), Edvin Muratovic (F91 Düdelingen/0/0)

Liechtenstein: 
Tor: Lorenzo Lo Russo (FC Linth 04/0/0), Justin Ospelt (FC Vaduz/0/0)
Abwehr: Daniel Brändle (SV Pullach/D/27/0), Maximilian  Göppel (FC Vaduz/31/1), Jens Hofer (FC Biel-Bienne 1986/CH/6/0), Daniel Kaufmann (USV Eschen-Mauren/58/1), Andreas Malin (Dornbirn/AUT/20/0), Alexander Marxer (FC Ruggell/0/0), Sandro Wolfinger (USV Eschen-Mauren/34/2), Seyhan Yildiz (FC Balzers/38/1)
Mittelfeld: Marcel Büchel (Ascoli Calcio/I/17/1), Martin Büchel (Red Star Zürich/CH/83/2), Noah Frommelt (USV Eschen-Mauren/2/0), Nicolas Hasler (FC Thun/CH/68/4), Nicola Kollmann (FC Ruggell/0/0), Simon Kühne (USV Eschen-Mauren/22/0), Aron Sele (Chur 97/CH/20/0), Fabio Wolfinger (USV Eschen-Mauren/1/0)
Angriff: Philipp Ospelt (USV Eschen Mauren/5/0), Noah Frick (Xamax Neuchâtel/CH/4/0), Yanik Frick (vereinslos/12/2), Dennis Salanovic (FC Thun/CH/42/4)