Anleitung zum SelbermachenSo stellen Sie eine „Strickbrust“ her

Anleitung zum Selbermachen / So stellen Sie eine „Strickbrust“ her
Eine Strickbrust selber anfertigen kann auf den ersten Blick kompliziert aussehen. Hat man die Technik erst einmal verinnerlicht, geht das Stricken leicht von der Hand, versichern die Helfer des Vereins „Strickbrust e.V.“. Foto: Strickbrust e.V.

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Glatt rechts, Maschen verdoppeln und zusammenstricken: Die Stricktechnik, um eine „Strickbrust“ zu fertigen, ist einfach. In dieser Anleitung erklärt Daisy Schengen zusammen mit „Strickbrust e.V.“ die einzelnen Arbeitsschritte ausführlich. 

„Du musst rechte Maschen, linke Maschen und Maschen zusammenlegen können“, erklärt mir Doreen Ahmed Ridha, als ich sie frage, ob sich sowohl erfahrene Strickerinnen als auch Anfängerinnen an die Anleitung heranwagen können. Sie ist Vorsitzende des Vereins „Strickbrust e.V.“ aus Schwerin. Dort stricken Freiwillige Brustepithesen für Krebspatientinnen, denen eine Brust oder Teile davon operativ entfernt wurden.

Der Verein ermutigt aber Freunde, Verwandte und die Betroffenen selbst, sich an der Strickanleitung zu versuchen. Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen. „Es sieht viel schwerer aus, als es ist“, sagt Ahmed Ridha: „Der Bruch zwischen Innen- und Außenseite entsteht durch die zwei Reihen linke Maschen, danach nimmt man Maschen ab. Das Ergebnis ist ein kleiner Beutel.“ Mit Füllstoff gefüllt entsteht daraus eine Strickbrust. Sie kann als Alternative zu Silikonprothese genutzt werden, etwa, wenn eine Frau allergisch auf diese Prothesen reagiert. 

Strickanleitung von innen nach außen

Material: Der US-Verein „Knitted Knockers“ empfiehlt für die Herstellung von Strickbrüsten reine Baumwolle, 120-150 m/50g Knäuel (siehe „Approved Yarns“ auf der Website https://knittedknockers.org/downloads). Für
Schwimmerinnen eignet sich Acrylwolle. „In Deutschland benutzen wir für den Alltag bevorzugt Catania Schachenmayr und zum Schwimmen Bravo Schachenmayr. Die Farbauswahl hat für viele Amazonen, wie wir diese starken Kriegerinnen nennen, die sich dem schweren Schicksalsschlag einer Mastektomie nach einer grausamen Diagnose so tapfer stellen, eine tiefe Bedeutung“, sagt Sandro Eibl, Pressesprecher von „Strickbrust e.V.“.

Nadeln: Ein Nadelspiel mit 4 Nadeln in den Stärken 2,0-3,5 mm, je nachdem, wie fest man strickt. „Es dürfen nicht zu große Löcher entstehen, damit die Füllung nicht zwischen den Maschen hervorquillt“, heißt es. Vernäht wird mit einer Stopfnadel.

Die fertige Stricktasche wird mit Füllstoff befüllt
Die fertige Stricktasche wird mit Füllstoff befüllt Foto: Strickbrust e.V.

Füllung: Aus Erfahrung empfiehlt der Verein eine hochwertige, waschbare Füllwatte. „In Deutschland arbeiten wir mit einem Füllstoff von homescapes.com“, sagt Eibl. 

Maschen verdoppeln nach der „kfb“-Technik:  „Aus einer Masche werden 2 Maschen herausgestrickt: Im Englischen nennt man diese Technik ‚kfb = knit front and back’“, sagen die Vertreter des Vereins. Dabei wird in die Masche auf der rechten Nadel von vorne eingestochen und eine rechte Masche daraus gestrickt. Die ursprüngliche Masche verbleibt auf der rechten Nadel und man sticht in den hinteren Teil der ursprünglichen Masche ein, sodass man jetzt eine zweite Masche verschränkt herausstrickt. Anschließend lässt man die ursprüngliche Masche von der Nadel gleiten.“

Das Stricken beginnt

Innenteil:

Es werden 18 Maschen angeschlagen, gleichmäßig auf 3 Nadeln verteilt (je sechs Maschen auf eine
Nadel) und zur Runde geschlossen. Es sollte ein gut 20 cm langer Anfangsfaden übrigbleiben (siehe abschließende Arbeiten).

1. Runde: 18 Maschen anschlagen und auf 3 Nadeln verteilen

2. Runde: glatt rechts stricken

3. Runde: zu Beginn und am Ende jeder Nadel „kfb“, also pro Nadel 2 Maschen zunehmen (8 Maschen)

4. Runde: zum Ende jeder Nadel „kfb“, also pro Nadel 1 Masche zunehmen (9 Maschen)

5. Runde: zu Beginn und am Ende jeder Nadel „kfb“, also pro Nadel 2 Maschen zunehmen (11 Maschen)

6. Runde: zum Ende jeder Nadel „kfb“, also pro Nadel 1 Masche zunehmen (12 Maschen)

7. Runde: zu Beginn und Ende jeder Nadel „kfb“, also pro Nadel 2 Maschen zunehmen (14 Maschen) usw.

Man arbeitet immer abwechselnd: eine Runde mit der Zunahme von jeweils 2 Maschen pro Nadel und eine Runde mit der Zunahme von 1 Masche pro Nadel.

Tipp: Man erkennt an dem Querfaden direkt unter der Nadel, der durch eine „kfb“-Zunahme entsteht, dass man in der Reihe zugenommen hat.

Rand/Übergang: Wenn die gewünschte Maschenanzahl erreicht ist (siehe Maschentabelle), strickt man zwei Runden links, ohne zuzunehmen. Dadurch entsteht ein Rand.


Außenteil:

Jetzt wird wieder rechts gestrickt. Dabei werden am Ende jeder Nadel 3 Maschen zusammengestrickt. Auf diese Weise werden in jeder Reihe 3 Maschen abgenommen. Das wiederholt man so lange, bis auf jeder Nadel noch 3 Maschen übrig sind. Diese werden mit der Stopfnadel aufgefasst, zusammengezogen und von innen gut vernäht.

Abschließende Arbeiten: Der mindestens 20 cm lange Arbeitsfaden auf der Innenseite wird nun mit der Stopfnadel durch die 18 anfänglich angeschlagenen Maschen gezogen. Dann kann die Strickbrust mit Füllstoff gestopft werden. Soll sie verschenkt werden, wird sie prall gefüllt. (So hat die Amazone die Möglichkeit, durch die Öffnung auf der Rückseite Watte herauszuziehen, um die Strickbrust individuell anzupassen.) Die Strickbrust wird nicht zu fest zugezogen und vernäht. Durch die verbleibende Öffnung lässt sich Füllwatte entnehmen oder nachstopfen.

Beschwerung: „Für die Gewichtsanpassung empfehlen wir derzeit, mehrere (Stein-)Murmeln in die Füllung verteilt einzupassen, bis das Gewicht in etwa der früheren Brust entspricht. Durch diese Beschwerung sollen langfristige, etwaige Haltungsschäden vermieden werden“, schreibt Eibl in der Anleitung.


Maschentabelle: ….

Der Durchmesser wird bei der gefüllten Strickbrust diagonal auf der Innenseite gemessen (von einer Ecke zur gegenüberliegenden Mitte der Kante).

Für größere Größen gilt:

Größe F (17,8cm): Runde 3 und 4 werden nochmals wiederholt, dann 2 Runden links gestrickt, dann 2 Runden rechts ohne abzunehmen, um dann mit der Außenseite zu beginnen.

Ab Größe G: Runde 3 und 4 noch zweimal wiederholen und dann pro weitere Größe jeweils einmal wiederholen. Anschließend 2 Runden links und 4 Runden rechts ohne Abnahmen stricken. Ab hier beginnt man, die Außenseite zu bearbeiten.

* Diese Anleitung enthält Material von „Strickbrust e.V.“