EditorialDaseinsberechtigung der Armee: Die Wahrheit liegt zwischen Maschinengewehr und Schaufel

Editorial / Daseinsberechtigung der Armee: Die Wahrheit liegt zwischen Maschinengewehr und Schaufel
Der neue Oberbefehlshaber der Luxemburger Streitkräfte hat mehr Transparenz versprochen. Er wolle mehr kommunizieren, so General Steve Thull im Gespräch mit dem Tageblatt. Foto: Editpress/Julien Garroy

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit General Steve Thull haben die Luxemburger Streitkräfte seit Dienstag einen neuen Oberbefehlshaber. Der Nachfolger von Alain Duschène ist der fünfte Offizier, der seit der Beförderung von Colonel Gaston Reinig im Jahr 2008 im Rang eines Generals geführt wird. Mit seinen Vorgängern verbindet Thull aber nicht nur der Titel: Sie alle übernahmen bei der Amtseinführung eine „Truppe im Wandel“.

Imageprobleme, internationale Verpflichtungen und gesellschaftliche Entwicklungen drücken der Armee seit Jahren ihren Stempel auf. So hängt der Truppe auch heute noch der Ruf einer allerletzten Option für junge Menschen nach, die es in der Schule zu nichts gebracht haben. Trotz aller Fortschritte vermag das Militär dieses Vorurteil nur schwer abzuschütteln.

Indessen bedienen sich Armee-Gegner der unterschiedlichsten Argumente, um die Daseinsberechtigung des Militärs infrage zu stellen. Doch ist das Lager der Kritiker alles andere als homogen: Während der pazifistisch angehauchte Flügel Kriegsspiele im 21. Jahrhundert für obsolet erklärt, scheinen Ewiggestrige die geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte schlichtweg zu ignorieren. Für sie befindet sich die strategische Lage Europas immer noch auf dem Stand der Nachkriegszeit, als hätte es den Fall der Berliner Mauer nie gegeben.

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo zwischen Maschinengewehr und Schaufel. Die Überschwemmungen im Ernztal, der Tornado im Süden und die Corona-Krise? Alles Chancen, die das Militär zu nutzen wusste: Mit ihrem raschen Einsatz konnten sich die Soldaten vor einheimischem Publikum beweisen. Und das zu Recht, gründet die Daseinsberechtigung der Luxemburger Armee angesichts ihrer Truppenstärke wohl kaum auf einem Verteidigungsfall.

Somit werden die politischen Verantwortlichen nicht müde, mit dem Bild des modernen Hilfsdienstleisters mit kugelsicherer Weste, Laptop und direkter Netzverbindung zu kokettieren. Millionenschwere Anschaffungen wie der Kommunikationssatellit GovSat, die Militärmaschinen des Typs A400M oder das ehrgeizige Drohnenprogramm werden mit internationalen Verpflichtungen gerechtfertigt und als Möglichkeiten angepriesen, auf der Weltbühne weiter mitreden zu können.

National aber bleiben die Verantwortlichen den eigenen Bürgern doch einige Antworten schuldig. Die Positionierung als Katastrophenhelfer mit Granatwerfer und Rot-Kreuz-Appeal kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die modernen Technologien, in welche die Luxemburger Militärausgaben gerade fließen, trotz aller Vorzüge auch für verdeckte Zwecke genutzt werden können.

Auch haben nicht alle Anstrengungen gefruchtet, die Armee als zuverlässigen Arbeitgeber zu positionieren, mit breiten Perspektiven für die Zukunft. Zwar hat das Luxemburger Militär – dem digitalen Wandel sei Dank – inzwischen viele Karrieren im Angebot, doch gilt das auch für andere staatliche Arbeitgeber, die im gleichen Pool nach Kandidaten fischen. Früher waren Polizei, Zoll und Strafvollzug Abnehmer für die Abgänger vom Herrenberg. Heute sind es Konkurrenten.

Ein echtes Imageproblem kann man der Armee nicht unterstellen. Im Gegenteil: Drei von vier Bürgern sind laut Erhebung der Meinung, dass das kleine Großherzogtum in Verteidigungsfragen eine Rolle spielen soll. Gleichzeitig scheint die breite Öffentlichkeit aber nicht zu wissen, was hinter verschlossenen Toren auf dem Herrenberg vor sich geht: 72 Prozent der Befragten gaben an, mehr über die Welt der Soldaten erfahren zu wollen.

Die Neuausrichtung der Armee auf gerade Bahnen bringen: das sei eine seiner größten Herausforderungen, so General Steve Thull im Antrittsinterview. Er wolle dafür sorgen, dass die Digitalisierung der Armee bei jedem Einzelnen in Fleisch und Blut übergeht. Gleichzeitig wolle er auch der Kommunikation mehr Platz einräumen – intern wie extern. Genau daran wird sich General Nummer fünf messen lassen müssen. Ansonsten wird auch sein Nachfolger eine „Truppe im Wandel“ übernehmen.

GéBé
7. Oktober 2020 - 12.30

@Madame Frolick Dass deemools direkt noom Korea Krich dofun och an der Schoul doriwer geschwaat gouf ass nët méi ewéi normal . Ech schwetzen fun haut! Daatselwecht göllt fir Medien, oder ? Wann ech gewosst hät dass ech geng mat enger Madame, also enger Spezialitin fum Korea Krich an esou weider geng korrespondéiren hät ech mech natierlech nët zu engem Kommentar hinreissen gelooss.

frolick
6. Oktober 2020 - 19.09

@BéGé "Här @ Frolick , " Ech sinn eng Madamm. ? "wann Dir daat doot , dann gleewen ech Iech daat och Soot mir just winni Dir and Schoul gaangen sid," An de 60er, e puer Joer nom Koreakrich. "an a welchen Zeitungen an aaner Medien all puer Deeg iwert de Koreakrich geschriwen, geschwaat a gewisen gët." A sämtlechen Zeitungen! Souguer wann Der nëmmen am Tageblatt googelt: "site: tageblatt Koreakrieg" da kritt Der 2210 Hits. https://www.google.com/search?q=site%3A+tageblatt+Koreakrieg Den Trump ass dach verléift an de Kim-Jong-Il. Mat deenen 2 eleng kann een e puer Zeitungsarchive fëllen.

BéGé
6. Oktober 2020 - 12.35

Här @ Frolick , wann Dir daat doot , dann gleewen ech Iech daat och Soot mir just winni Dir and Schoul gaangen sid,an a welchen Zeitungen an aaner Medien all puer Deeg iwert de Koreakrich geschriwen, geschwaat a gewisen gët. Ech sin op är Äntwert méi ewéi gespaant . Merci am Firaus .

frolick
5. Oktober 2020 - 16.07

BéGé / 4.10.2020 - 09:29 @frolick " Also ewéi Diir jo anscheinend kontrolléert hutt, guer nët vergiessenem Koreakrich " Kontrolléiert? Ech hunn dat an der Schoul geléiert an an der Zeitung gelies, wou Nordkorea jo net nëmmen all 10 Joer op d'Tapéit kënnt. mä all puer Deeg. Dir wäert just de Sport liesen.

H.Horst
4. Oktober 2020 - 17.49

@HTK Vor unserer Haustür, d.h. in B u. F hat eine Terror-Lage über 2 Jahre eine verstärkte Präsenz u. erhöhte Bereitschaft von allen bewaffneten Staatsorganen erforderlich gemacht. Die Nachbarländer mussten sogar Reservisten mobilisieren. Unsere prominente EU- u. Finanzplatzrolle macht uns eindeutig zu einem lohnenden Ziel. Die Readyness der Nachbarländer könnten wir bestenfalls 6 Wochen ohne Reservisten gewährleisten. Wollen sie Söldner oder fremde Sicherheitskräfte....?

jean-pierre goelff
4. Oktober 2020 - 11.21

Armeï hin,Armeï hiër,eis Armeï,sie ass nun eben kleng,huët hir Plaatz an der Gesellschaft,an kascht nun eben och e puër Mecken!Mee,an Gott sei gedankt,getrommelt und gepfiffen,den Vladimir an nach vill aaner Gesellen,sin jo esou immens Friedensstifter......An wann där deï nit gleewt,dann verzaapen ech iëch nach eng aaner!

BéGé
4. Oktober 2020 - 9.29

@frolick , wann Diir Recht hutt , dann hutt Diir eben Recht. D’Meehrhéit fun eiser Jugend, all eis Schoulkanner an hiir Elteren wëssen direkt ëm waat et geet , wann een hinnen fun eisen Saldoten schwetzt déi sech als Helden an dem ,also ewéi Diir jo anscheinend kontrolléert hutt, guer nët vergiessenem Koreakrich och mat Maschinnengewierer geschlooen hunn.......Bravo ! Ech sinn komplett matt Iech anverstaanen an hunn mat mengen 85 vergiess dass iwer all Daat an nach vill méi an eisen Schoulen geléiert gëtt.

Duesselmann
3. Oktober 2020 - 19.32

HTK "sie denken also der Haufen Soldaten vom Härebierg würde eine islamistische Bedrohung oder einer Cyberattacke auf unser Finanzzentrum verhindern? " Die Armee wird ja nicht mal um ihre Meinung gefragt, wenn die Regierung einen Satelliten für sie anschafft. ?

Let’z happen
3. Oktober 2020 - 18.34

@bege: Luxemburg war Teil der schnellen Einsatzgruppe AMF, Cold War Er’s.Es bedarf nicht immer Maschinengewehrfeuer um die Freiheiten der Meckerer zu gewährleisten. Abschreckung genügt.

HTK
3. Oktober 2020 - 17.04

@Horst, sie denken also der Haufen Soldaten vom Härebierg würde eine islamistische Bedrohung oder einer Cyberattacke auf unser Finanzzentrum verhindern? Im Text wird von zivilen Dienstleistungen,Katastrophenhilfe,gesprochen. Das wäre aber auch das einzige Argument ausser natürlich die Ausbildung unserer Polizei.Aber dazu braucht es keinen General.Es gibt einen abgedroschenen Witz: " Morgen greifen wir Russland an." "Und was machen wir übermorgen?"

frolick
3. Oktober 2020 - 16.25

@ BéGé "Meines Wissens nach im …. im…. im längs vergessenen Koreakrieg , oder ?" Wie sie auf die Idee kommen, der Krieg sei längst vergessen ist mir schleierhaft, er ist noch nicht mal vorbei, nur Waffenstillstand herrscht an der demilitarisierten Zone, wo die Amis und die Südkoreaner argwöhnisch nach Norden auf die Nordkoreaner starren, die das Gleiche tun, nur südwärts.

Zachte
3. Oktober 2020 - 16.15

@BéGé "Wann hat ein luxemburger Maschinengewehr abgesehen gelegentlicher Übungen auf dem Schiesstand eigentlich zum letzten Mal geschossen ?" Vor einiger Zeit war das Lernen mit einem Maschinengewehr schießen, eine Voraussetzung, um Laufbursche bei der Post werden zu können..

BéGé
3. Oktober 2020 - 14.06

Wann hat ein luxemburger Maschinengewehr abgesehen gelegentlicher Übungen auf dem Schiesstand eigentlich zum letzten Mal geschossen ? Meines Wissens nach im .... im.... im längs vergessenen Koreakrieg , oder ?

H.Horst
3. Oktober 2020 - 13.44

Ihr Post beweist, dass sie die aktuellen Szenarien ignorieren. Hybride Kriegführung oder kriminelle bzw. islamistische/politische Bedrohungen des EU- und Finanzzentrums Luxemburg sind reale Optionen die eine militärisch-polizeiliche Sicherung von Räumen u. Infrastrukturen erfordern. Die Bereitstellung dieser Sicherheitskräfte ist Kernaufgabe jeden Staates

J.C.Kemp
3. Oktober 2020 - 13.09

Besser den CGDIS mit sinnvollem Material aufstocken, staatliche Rettungshubschrauber kaufen und einen anständigen technischen Katastrophenschutz aufbauen als eine nutzlose Armee stärken mit Totschlagspielzeug. EIne Armee, die uns durch Nato-Verträge aufgezwungen wird und hauptsächlich den amerikanischen Machtspielen dient.

Moroni
3. Oktober 2020 - 12.54

Dem Lametta nach, muss der Soldat ja in mindestens 10 Kriegen mitgemischt haben. Die Uniformen sind hoffnungslos veraltet und sehen lächerlich aus, auch ohne all das Blech.

Let‘z happen
3. Oktober 2020 - 12.41

Ohne die Armee, die NATO hätten wir heute nicht die Freiheiten , die wir immer hochloben . Ein Wermutstropfen bleibt, die Personen die heute diese Freiheiten so gerne verteidigen , sind auch die die Armee , die NATO gerne abschaffen möchten.

HTK
3. Oktober 2020 - 10.56

Heute sitzt der Soldat am Joystick hinter einem Flatscreen und steuert die Drohne ins Ziel. Drei von vier Bürgern meinen wir müssten uns verteidigen können?? Gegen wen denn? Putin oder fanatische Islamisten? In beiden Fällen kämen wir zu spät. Aber das mit den Sandsäcken bei Hochwasser macht Sinn.Dafür bräuchte es aber keinen General und keinen Truppenflugzeug.