VatikanObskure Immobiliengeschäfte: Papst feuert Kardinal

Vatikan / Obskure Immobiliengeschäfte: Papst feuert Kardinal
Seit Juni 2018 war Giovanni Angelo Becciu Kardinal Foto: AFP/Andreas Solaro

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Papst Franziskus entließ den Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Giovanni Angelo Becciu. Die Polizei ermittelt gegen den Kurienkardinal wegen obskurer Immobiliengeschäfte und Veruntreuung dreistelliger Millionenbeträge.

Becciu gehörte zu den engsten Beratern des Papstes. Erst 2018 musste Franziskus den US-Amerikaner Theodore McCarrick wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe von der Kardinalswürde entbinden. Der jetzige Finanzskandal rückt die katholische Kirche in Zeiten der Corona-Krise in denkbar schlechtes Licht. Es sei für ihn eine Schock-Audienz gewesen, erklärte Kardinal Giovanni Angelo Becciu nach dem Gespräch mit Papst Franziskus. Über alles Weitere jedoch ziehe er es vor, sich in Schweigen zu hüllen, fügte der 72-jährige Kurienkardinal hinzu.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat wieder einmal die Notbremse gezogen und Becciu vom Amt des Präfekten der Heiligsprechungskongregation entbunden. Zwar bleibt der italienische Geistliche Kardinal, doch bar aller Würden und Rechte, die ein solches Amt mit sich bringt. So darf Becciu künftig weder an Konklaven für eine mögliche Papstwahl noch in irgendwelchen Kongregationen der Kurie mitwirken.

Erneuter Finanzskandal am Heiligen Stuhl

Franziskus zieht mit der Entlassung des italienischen Kirchenvertreters eine Konsequenz aus dem sich seit Monaten abzeichnenden neuen Finanzskandal des Vatikans. Insbesondere geht es um den Erwerb einer Luxusimmobilie in der Londoner Innenstadt. 200 Millionen Euro sollen für den Kauf des ehemaligen Harrods-Komplexes geflossen sein. Dies geschah zu einer Zeit, als Becciu die Funktion des Substituten des Vatikanischen Staatssekretariats innehatte und damit verantwortlich für nahezu die gesamte Geschäftstätigkeit des Heiligen Stuhls war.

Dass der Vatikan Immobilien erwirbt und eventuell mit Gewinn wieder veräußert, sei nicht verwerflich, hieß es aus Franziskus nahestehenden Kreisen – immerhin würde somit Geld für wohltätige Zwecke frei. Im vorliegenden Fall soll es sich jedoch um Fehlspekulationen mit dubiosen Hintergründen handeln, in die auch die sardische Verwandtschaft Beccius verwickelt sein soll. Der hatte sich offensichtlich – so Stand der Ermittlungen – beim Kauf der Immobilie verspekuliert und die Vatikanbank IOR, das Istituto per le Opere di Religione, um einen Kredit ersucht. Welche Summen dabei insgesamt geflossen sein sollen, ist unbekannt. Wie so häufig hält sich der Vatikan in diesen Fragen bedeckt. Immerhin sickerte durch, dass auch in Sachen Veruntreuung und Korruption ermittelt wird.

Vieles deutet darauf hin, dass die jetzigen Vorfälle ein Kapitel der langjährigen heftigen Auseinandersetzung Franziskus’ mit den Mächten der Kurie sind. Der Papst hatte sich bei seinem Amtsantritt 2013 Transparenz auf die Fahnen geschrieben. Die Kurienkardinäle, die keineswegs daran interessiert sind, die Geschäfte des IOR offenzulegen, lassen indes keine Gelegenheit aus, diese Vorhaben zu bremsen und zu unterminieren. Dass Franziskus selbst die Initiative zur Aufklärung des aktuellen Skandals ergriffen hatte, dürfte ebenso wenig Gefallen in der Kurie hervorrufen. Das IOR ist nicht nur äußerlich wie eine bewehrte Festung anzusehen, auch die Geschäftstätigkeit verläuft hinter einer dicken Mauer der Verschwiegenheit. Daran änderte auch nicht die Berufung einer vatikanischen Finanzaufsicht AIF: Im aktuellen Vorgang mussten nach Ermittlungen der kirchlichen Staatsanwaltschaft fünf führende Mitarbeiter des AIF ihren Posten räumen.

Ruf der katholischen Kirche beschädigt

Kardinal Becciu selbst wies in den vergangenen Wochen jegliche Schuld von sich, bei dem Kauf der Londoner Immobilie habe es sich um einen „normalen Geschäftsvorgang“ gehandelt, im Übrigen sei der Wert der Immobilie infolge des Brexits gestiegen und habe das Vermögen der Kirche erhöht.

Doch gerade in den gegenwärtigen Corona-Krisenzeiten verletzt eine Finanzaffäre, wie die jetzt aufgedeckte, nachhaltig den Ruf der katholischen Kirche. Franziskus wollte und will eine Kirche der Barmherzigkeit, Kirchenvermögen sollte dafür eingesetzt werden, um das Leid der Armen und in Not Geratenen zu lindern, so das stete Credo des Pontifex. Dem widerspricht jedoch die geübte Praxis des IOR. Schätzungen zufolge verfügt die Vatikanbank über ein Vermögen von mehr als fünf Milliarden Euro und ist an vielen italienischen und europäischen Immobilien beteiligt.

Inwieweit die jetzt erfolgte Entbindung Beccius von allen seinen Funktionen die Rufschädigung des Vatikans begrenzen kann, wird sich erst in weiterer Transparenz der jetzt vor sich gehenden Ermittlungen erweisen. Die werden auch ein Gradmesser dafür sein, inwieweit sich Papst Franziskus gegen die Kurienkardinäle durchzusetzen weiß.

Graucho
28. September 2020 - 9.41

Der gute Mann kommt jetzt nach Luxemburg,füllt bei AHA einen Austrittsbogen aus und zieht in der Stadt eine Immobilière auf.Seine Brötchen sind gebacken.

Laird Glenmore
28. September 2020 - 8.47

der mit der goldenen Badewanne der bekommt jetzt als Wiedergutmachung noch ein paar Strass Steinchen auf den Wannenrand.

HTK
27. September 2020 - 14.05

Franziskus müsste seinen ganzen Laden entlassen,wenn er die Regeln seines obersten Chefs anwenden würde. Buchtip: Sodoma Wie geht es übrigens dem Limburger Spitzbub (der mit der goldenen Badewanne).Der war doch in Entwöhnungskur im Freistaat Vatikan.

GeTee
27. September 2020 - 13.01

10. Gebot : "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut." Ewei emmer, maach du ewei ech soll !!!!!!!