TiertransporteEP-Untersuchungsausschuss soll behaupteten Missständen auf den Grund gehen

Tiertransporte / EP-Untersuchungsausschuss soll behaupteten Missständen auf den Grund gehen
Die luxemburgische Grünen-Politikerin Tilly Metz präsidiert den EP-Untersuchungsausschuss zu den Tiertransporten Foto: Editpress/François Aussems

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Diese Woche wurden im Europäischen Parlament (EP) mehrere parlamentarische Untersuchungsausschüsse konstituiert, darunter einer, der sich mit den Tiertransporten in der EU befassen soll. Vorsitzende dieses Ausschusses ist die luxemburgische Grünen-Politikerin Tilly Metz. Sie legte gestern dar, was es mit dem Untersuchungsauschuss auf sich hat.

Beim zweiten Anlauf hat es dann doch geklappt: Im vergangenen Juni stimmte eine relativ große Mehrheit von 605 EP-Abgeordneten für die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses „zur Prüfung von behaupteten Verstößen gegen das Unionsrecht und Missständen bei dessen Anwendung im Zusammenhang mit dem Schutz von Tieren beim Transport innerhalb und außerhalb der Union“, so die etwas sperrige Aufgabenbezeichnung. Ein erster Versuch, einen solchen Ausschuss einzusetzen, war 2018 am Unwillen des damaligen EP-Präsidenten Antonio Tajani gescheitert.

Diese Woche wurde der luxemburgischen EP-Abgeordneten Tilly Metz der Vorsitz dieses Gremiums übertragen. Bis zum Juni kommenden Jahres hat die Politikerin nun gemeinsam mit 29 anderen EU-Parlamentariern Zeit, alles in einem Bericht zusammenzufassen, was in der EU und darüber hinaus in Sachen Tiertransporten schiefläuft. Als Grundlage dient ihnen eine EU-Verordnung über den Schutz von Tieren bei Transporten aus dem Jahr 2005, gegen die offenbar immer wieder verstoßen wird. Allein die EU-Kommission habe seit 2007 an die 200 Berichte darüber erhalten, dass die Verordnung nicht eingehalten werde, heißt es in dem im Juni im EP verabschiedeten Beschluss. Sie wolle nun in einer „intensiven und fairen Untersuchung“ herausfinden, ob es „systematische Probleme“ in diesem Bereich gibt, erklärte Metz.

Berichte über Tiermisshandlungen beim Transport gibt es immer wieder. Kein Wunder, wurden doch nach Angaben der europäischen Statistikbehörde Eurostat allein im vergangenen Jahr rund 1,618 Milliarden Wirbeltiere quer durch die EU und darüber hinaus transportiert. Mal geht es darum, dass zu viele Tiere auf zu wenig Raum eingepfercht, nicht regelmäßig gefüttert und/oder getränkt werden, die Transporter nicht ausreichend durchlüftet und die Transportwege zu lang sind oder vorgeschriebene Pausen nicht eingehalten werden. Insofern spiele auch die Frage der Lenkzeiten der Fahrer eine Rolle und somit die Verkehrssicherheit, meint Metz, die allerdings auch betont, dass viele Tiertransportunternehmen sehr auf die bestehenden Regeln achten.

Tierwohl ist den EU-Bürgern wichtig

Je nach den Untersuchungsergebnissen werden die EU-Parlamentarier Empfehlungen abgeben, was im Bereich der Tiertransporte künftig verbessert werden müsse. Dazu aber hat die Grünen-Politikerin bereits jetzt einige Forderungen. Vor allem sollen mehr Kontrollen auf den Straßen durchgeführt werden und wenn nötig „wirkungsvolle Sanktionen“ verhängt werden. Tiertransporte sollten in ihrer Dauer auf maximal acht Stunden begrenzt werden. Überhaupt sollten die Lieferketten so kurz wie möglich gehalten werden, meint Metz, und die lokale und regionale Produktion soll bevorzugt werden. Dazu müssten unter anderem wieder mehr lokale Schlachthäuser geschaffen werden.

Dass der EP-Untersuchungsausschuss zu den Tiertransporten seine Bedeutung hat und auch im Sinne der Bürger sei, davon ist Tilly Metz überzeugt. Immerhin hätten in einer Eurobarometer-Umfrage 82 Prozent der befragten EU-Bürger angegeben, dass ihnen das Tierwohl wichtig sei, so die Grünen-Politikerin.

Leila
26. September 2020 - 13.14

Seit Jahrzehnten thematisiert, nichts ist bis dato passiert und so wird es auch bleiben! Soweit ich mich erinnere waren es anfangs die unsäglichen Pferdetransporte (Schlachttiere) von Polen nach Frankreich, die von engagierten Journalisten aufgedeckt wurden. Einen dieser beherzten Dokumentarfilmer möchte ich besonders hervorheben: Manfred Karremann! »Wer in diesen Abgrund von Qual, welche die Menschen über die Tiere bringen, hineingeblickt hat, der sieht kein Licht mehr; es liegt wie ein Schatten über allem, und er kann sich nicht mehr unbefangen freuen.« Albert Schweitzer