KonjunkturDie Erholung in der Eurozone stagniert

Konjunktur / Die Erholung in der Eurozone stagniert
Europas Konjunktur gerät bereits wieder ins Stocken Foto: AFP/Jonathan Nackstrand

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Die steigende Zahl an Corona-Infektionen bringt den Aufschwung in der Eurozone nach deren schwerster Rezession fast zum Erliegen. Der Einkaufsmanagerindex, der die Geschäfte von Industrie und Dienstleistern zusammenfasst, fiel im September um 1,8 auf 50,1 Punkte.

Damit liegt das an den Finanzmärkten stark beachtete Barometer nur hauchdünn über der Wachstumsschwelle von 50, wie das Institut IHS Markit am Mittwoch zu seiner Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen leichten Rückgang auf 51,7 Zähler erwartet.

„Die Erholung der Eurozone kam im September zum Erliegen, da die wieder steigenden Infektionszahlen mit dem Coronavirus in den Servicesektoren aller Länder zu neuerlichen Geschäftseinbußen führten“, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Die Hauptsorge sei momentan, dass sich die Schwäche im anstehenden vierten Quartal intensiviere und die Wirtschaft nach einer enttäuschend kurzen Erholung im Sommer wieder in die Rezession absacke. Das sehen andere Ökonomen ähnlich. „Die zweite Corona-Welle wird zum Konjunkturkiller“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel.

Schwer tun sich vor allem die Dienstleister. Deren Barometer sackte um 2,9 auf 47,6 Punkte ab. „Die wieder größere Verunsicherung der Verbraucher und neuerliche Beschränkungen bekommt vor allem der Dienstleistungssektor zu spüren“, sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. „In diesem Bereich dürfte sich die Erholung merklich verzögern.“ DZ-Bank-Ökonom Michael Holstein erklärt das so: „Weitere Erleichterungen – etwa im Gastgewerbe und bei Veranstaltungen – werden unwahrscheinlicher, stattdessen drohen neue Einschränkungen der Geschäftstätigkeit.“

Eine Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten

Das Industrie-Barometer kletterte dagegen um 2,0 auf 53,7 Zähler und damit auf den höchsten Stand seit gut zwei Jahren. „Offensichtlich haben wir es momentan mit einer Wirtschaft der zwei Geschwindigkeiten zu tun“, sagte Markit-Experte Williamson. „Die Industrieproduktion boomt dank der anziehenden Nachfrage, insbesondere von den Auslandsmärkten, und der Wiedereröffnung der Einzelhandelsgeschäfte in vielen Ländern.“

Die deutsche Wirtschaft schlägt sich vergleichsweise gut, da sie nicht so stark vom Tourismus abhängt wie etwa die spanische und die Infektionszahlen auch nicht so schnell steigen. Der Einkaufsmanagerindex, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, fiel zwar im September um 0,7 Punkte, blieb aber mit 53,7 Punkten klar über der Wachstumsschwelle. In Frankreich – der zweitgrößten Volkswirtschaft der Währungsunion – schrumpfte die Wirtschaft erstmals seit vier Monaten wieder. In den übrigen erfassten Ländern sank die Wirtschaftsleistung bereits den zweiten Monat in Folge, schrieb Markit.