„No more Moria“Aktivisten demonstrieren auch in Luxemburg für Flüchtlingsaufnahme und gegen EU-Politik

„No more Moria“ / Aktivisten demonstrieren auch in Luxemburg für Flüchtlingsaufnahme und gegen EU-Politik
Aktivisten demonstrierten am Sonntag an vier verschiedenen Orten in Luxemburg-Stadt gegen die Flüchtlingspolitik der EU Foto: Passerell

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In mehreren europäischen Städten, darunter auch Luxemburg, haben Menschen gegen die Flüchtlingspolitik der EU demonstriert – und die Regierungen dazu aufgefordert, mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Auslöser der Proteste war die Lage im griechischen Lager Moria. 

„Es sind erschreckende Bilder, die uns aus Moria erreichen“, sagt Ambre Schulz von der Organisation Passerell. Sie hat gemeinsam mit weiteren Aktivisten am Sonntag in Luxemburg gegen die aktuelle Flüchtlingspolitik der EU demonstriert. „Und das Lager ist nur ein Symbol für die katastrophalen Zustände, die die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln erleben. Tausende Menschen sitzen dort fest, dürfen die Lager nicht verlassen. Teilweise dauert es Monate, bis ihre Asylanträge bearbeitet werden und sie werden teilweise aus völlig unglaublichen Gründen abgelehnt.“ Es müsse sich etwas ändern, deswegen gingen die mehr als 100 Aktivisten am Sonntag auf die Straße. 

„Wir merken, dass es bei den Leuten ankommt. Auch sie wollen eine Veränderung“, sagt Schulz am Telefon gegenüber dem Tageblatt. Man sei zufrieden mit der Aktion vom vergangenen Wochenende. Neben der Organisation Passerell, für die sich Schulz organisiert, waren vier weitere mit an Bord: ASTI, RYSE asbl, Catch a Smile und Lëtz Rise Up waren ebenfalls vertreten. Laut Sandrine Gashonga von Lëtz Rise Up waren insgesamt mehr als 100 Menschen für die Demos an den vier verschiedenen Orten in Luxemburg-Stadt angemeldet. „Wir waren am Vorplatz des Bahnhofs zu etwa 30.“ Weitere Aktivisten demonstrierten am Knuedler, auf der place d’Armes und im Park Pescatore. Dabei hielten sie unter anderem Schilder hoch und bildeten damit die Sätze „We have place“ („Wir haben Platz“), „No more Moria“ („Kein weiteres Moria“), „Evacuate Moria“ („Evakuiert Moria“) und „Open the camps“ („Öffnet die Camps“).

Die Aktion am Sonntag war Teil eines europaweiten Protests. In vielen europäischen Städten, darunter unter anderem Berlin, Paris, Madrid, Kopenhagen und Lissabon, forderten engagierte Bürger ein Umdenken in der Flüchtlingspolitik der Europäischen Union. Mit einer europaweiten Petition wollen Aktivisten die EU dazu bringen, sich dem Problem ernsthaft anzunehmen und die „Gefangenschaft der Flüchtlinge in menschenverachtenden Umständen“ zu beenden. Bisher sind schon mehr als 107.000 Unterschriften zusammengekommen. 

Die Hintergründe

Tausende Migranten waren nach einem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos vom 8. auf den 9. September obdachlos geworden und mussten auf der Straße und in umliegenden Olivenhainen schlafen – ohne jegliche Infrastruktur wie fließendes Wasser und Toiletten. Am Donnerstag hatte die Polizei begonnen, die Menschen in das neue Zeltlager zu eskortieren.

Das völlig überfüllte Registrierlager Moria war vor dem Brand wegen Corona fast vollständig gesperrt worden – von den 12.000 Migranten, gut die Hälfte von ihnen Frauen und Kinder, durften täglich nur rund 100 das Lager für wichtige Behördengänge oder Arzttermine verlassen. Viele warteten dort bereits seit Monaten oder sogar länger als ein Jahr auf ihren Asylentscheid. Andere hielten sich mit abgelehnten Asylanträgen in dem Lager auf. 

Wegen der desolaten Situation gab es in Moria in den vergangenen Jahren immer wieder Unruhen, Aufstände und Brandstiftungen. Auch diesmal wurde das Feuer mutmaßlich von Migranten verursacht, die bei starkem Wind zeitgleich an verschiedenen Stellen Brände entfacht haben sollen. Sechs Männer wurden deshalb festgenommen; vier der mutmaßlichen Brandstifter im Alter von 19 und 20 sollen sich am Samstag auf Lesbos einer ersten Anhörung gestellt haben, zwei weitere verdächtige 17-Jährige sollen am Montag gehört werden.

Die Migranten auf Lesbos fordern, ganz von der Insel gebracht zu werden. Dies unterstützen auch humanitäre Organisationen. Athen hält sich aber an das Abkommen der EU mit der Türkei vom Jahr 2016. Demnach müssen alle Migranten auf den Inseln bleiben, bis ihr Asylverfahren abgeschlossen ist. Wer kein Asyl bekommt, muss in die Türkei zurück. Mit Verweis auf Corona nimmt die Türkei aber seit Monaten keine Migranten mit abgelehnten Asylanträgen mehr zurück.

Optimiste
22. September 2020 - 11.19

Et wär emol intressant gefuer ze gin, wivill Migranten mir zu Letzebuerg hun. D' accord mir gesinn nach emer dat klengt Kand um Bord vum Mier. Huet et awer ee Wärt méi Migranten op ze huelen ewéi mer Se kenen an gudden Konditiounen ener ze bréngen. Eng Wunecht, eng Arbecht , Schoulen . Mer fannen schons keng Wunechten fier eis net bemetelt Letzebuerger. Wa mer welen esou viroumachen mat nach Honnerten kommen ze loossen, da mussen mer emol ziviliséiert Enerkunft sichen, et huet ké Wert ee Moria hei ze maachen. An Déi sech net hei wuelfillen erem goen ze loossen.Mier hun Probleemer genoug.

J.Scholer
22. September 2020 - 5.02

Das Anliegen der Aktivisten verstehe ich.Nicht verstehen kann ich , wie unrealistisch und ungerecht ihr Anliegen ist. Unrealistisch, wir das Problem durch immer mehr Flüchtlingsaufnahmen nicht lösen , sondern einen Marshallplan für die Krisenländer aufstellen , dort investieren und aufbauen müssen. Ungerecht , die Menschen die nicht über das nötige Fluchtkapital verfügen, in den Krisenländern regelrecht krepieren lassen, ihnen durch die Flüchtlingsaufnahme nötiges handwerkliches, wissenschaftliches Know-how, wichtig für den Aufbau ,entziehen.Wären die Deutschen nach dem Krieg so massiv geflohen, es hätte keinen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder gegeben.