Qatar PapersFranzösische Autoren zeigen Islam-Exportoffensive Katars auch in Österreich auf

Qatar Papers / Französische Autoren zeigen Islam-Exportoffensive Katars auch in Österreich auf
Die deutschsprachige Ausgabe von „Qatar Papers“

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Vor einem Jahr hatte das französische Buch „Qatar Papers“ aufgezeigt, wie das Golf-Emirat Katar den politischen Islam exportiert. Die nun erschienene deutschsprachige Ausgabe wurde um ein brisantes Österreich-Kapitel ergänzt.

In zwei Jahren wird Katar die Fußball-WM zur Selbstinszenierung als moderner Staat nützen. Hinter den Glitzerfassaden der futuristischen Skyline von Doha würde man kein mittelalterliches Gesellschaftssystem vermuten. Doch tatsächlich ist das Emirat am Persischen Golf eine absolute, auf der Scharia basierende Erbmonarchie. Und die lebt den rückwärtsgewandten Islam nicht nur auf ihrem Territorium von der Größe des Saarlandes, sondern trägt ihn mit der Muslimbruderschaft hinaus in die Welt.

In ihrem soeben im Wiener Seifert-Verlag auf Deutsch erschienenen Buch „Qatar Papers – So beeinflusst der Golfstaat den Islam in Europa“ enthüllen die beiden französischen Journalisten Georges Malbrunot (Radio France Internationale) und Christian Chesnot (La Tribune de Genève) ein Netzwerk, das unter der Tarnkappe einer Wohltätigkeitsorganisation Islamismusexport betreibt. Den Autoren war ein Datenstick mit tausenden Dokumenten zugespielt worden – E-Mails, Zahlungsbestätigungen und Spenderlisten von „Qatar Charity“ (QC). Die in 70 Ländern aktive Hilfsorganisation investierte demnach allein im Jahr 2014 rund 72 Millionen Euro in 113 Moscheen, Koranschulen und islamische Zentren in Europa, darunter auch 1,3 Millionen für die 2015 eröffnete Le-Juste-Milieu-Moschee in Luxemburg.

Katarische Millionen für Muslimbrüder

Die Autoren betonen, dass es sich dabei weder um illegale Finanzierungen noch um dschihadistische Tendenzen handle, dennoch aber um eine gefährliche Entwicklung für westliche Demokratien. Denn der katarische Geldregen ergießt sich meist über Vereine im Umfeld der Muslimbruderschaft. Und diese, schreibt die Schweizer Islamismus-Expertin Saida Keller-Messahli im Vorwort, „gilt heute nicht nur als größte und einflussreichste islamistische Bewegung weltweit, sondern auch als Matrix aller islamistischen Terrororganisationen“.

Den Schwerpunkt der QC-Aktivitäten bilden Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland. Obwohl die geleakten Dokumente keine direkten Geldflüsse nach Österreich belegen, enthält die deutschsprachige Ausgabe dennoch ein ausführliches Österreich-Kapitel. Das liegt zum einen daran, dass es viele seit den 1960er Jahren aus Ägypten und Syrien vertriebene Muslimbrüder in die Alpenrepublik verschlagen hat, wo sie weitgehend ungehindert ihre Netzwerke auf ganz Europa ausdehnen konnten. „Österreich ist zweifellos ein europäisches Land, wo die Muslimbrüder ein besonders freundliches Umfeld vorfanden“, wird etwa der Extremismusforscher Lorenzo Vidino von der George-Washington-Universität zitiert. Zum anderen rechtfertigen Dokumente mit Bezug zu österreichischen Islam-Vereinen eine ausführlichere Betrachtung der Szene.

Islamistische Hochburg Graz

So finden sich in den „Qatar Papers“ auf einer Kontaktliste der QC Adresse und Telefonnummer des Islamischen Kulturzentrums Graz sowie der Name von dessen Vorsitzendem Mahdi Mekic. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Spekulationen über eine Finanzierung des Zentrums durch arabische Fundis gegeben. Mekic bestreitet dies aber gegenüber dem Tageblatt: „Das Islamische Kulturzentrum Graz hat keinerlei Beziehungen zur Qatar Charity. Das heißt auch, dass Qatar Charity kein Spender – klein oder groß – unseres Zentrums ist oder war.“ Die Daten seien öffentlich zugänglich und könnten daher von jedem in eine Liste eingetragen werden.

Graz war erst vor zwei Wochen in die Schlagzeilen geraten, nachdem ein syrischer Flüchtling dort die Synagoge beschmiert und den Präsidenten der jüdischen Gemeinde, Elie Rosen, tätlich angegriffen hatte. Offensichtlich stand er unter islamistischem Einfluss, da er als Tatmotiv die Ablehnung der westlichen Lebensart angab. Die steirische Hauptstadt ist nicht zufällig eine islamistische Hochburg. Schon in den 1970er Jahren hatten hier exilierte Ägypter ein Muslimbruder-Netzwerk hochgezogen. Diesem wird auch der LIGA-Kulturverein zugerechnet. Obwohl es offiziell keine Verbindungen zur Muslimbruderschaft gibt und der Verein sich laut Eigendefinition dem „interreligiösen Dialog“ und der „positiven Integration der Muslime“ verschrieben hat, gibt es einschlägige Spuren: Auf Facebook verlinkt die LIGA auf die Webseite von Yussuf al-Qaradawi. Der katarische TV-Prediger befürwortet als eine Art Chefideologe der Muslimbruderschaft die Todesstrafe für Ehebruch und den Abfall vom Islam. Ganz in der Tradition des muslimbrüderlichen Vordenkers Sayyid Qutb bezeichnet al-Qaradawi den Holocaust als eine gerechte Strafe Gottes.