MigrationBei Anrainern der Balkanroute findet deutsche Moria-Debatte kaum Widerhall

Migration / Bei Anrainern der Balkanroute findet deutsche Moria-Debatte kaum Widerhall
Die Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos schlafen im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa

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Die in Deutschland wieder aufgeflackerte Flüchtlingsdebatte findet in Südosteuropa kaum Widerhall. Egal, ob Minderjährige aus Moria aufgenommen werden sollen oder nicht: Bei den EU-Anrainern der sogenannten Balkanroute ist das Mitgefühl für die Bewohner des abgefackelten Lagers begrenzt. Mit der Grenzüberwachung und der Versorgung der ohnehin meist aus Griechenland einreisenden Transitmigranten fühlen sich die Anrainer schon jetzt überlastet. Auch die Erfahrung, dass die Balkanstaaten für die nach Italien oder Westeuropa drängenden Flüchtlinge allenfalls Durchgangsstationen, aber kaum Zielländer sind, bremst dort die Debatte über deren Aufnahme.

In allen Staaten der Region wurde über den Lagerbrand zwar berichtet. Eigener Handlungsbedarf wird aber nur bedingt verspürt – und das nur auf Druck Berlins. Zwar haben sich die wegen ihrer rabiaten Abschiebungspraxis häufig kritisierten Nachbarn Kroatien und Slowenien zur Aufnahme minderjähriger Flüchtlingskinder bereit erklärt. Doch kommuniziert haben sie die humane Geste gegenüber der heimischen Öffentlichkeit kaum. Von einer „menschlichen Maßnahme“ sprach vergangene Woche zwar Kroatiens Präsident Zoran Milanovic – allerdings in Berlin. Ljubljana betont, dass die Aufnahme von vier Flüchtlingskindern bereits im Juni noch vor dem Brand vereinbart worden sei.

In Rumäniens Medien wird zwar über die Flüchtlingsdebatten in Deutschland und Österreich berichtet. Doch die Öffentlichkeit ist eher mit den nahenden Kommunalwahlen und dem wieder aufgenommenen Schulunterricht zu Corona-Zeiten als den Problemen in Moria beschäftigt. Selbst in Ungarn schweigt sich die sonst so meinungsstarke und auf fremdenfeindliche Töne setzende Fidesz-Regierung zu der Moria-Debatte weitgehend aus. Nur die regierungsnahe Zeitung Magyar Nemzet wettert, dass die Lagerinsassen geglaubt hätten, „dass der Umzug nach Europa ein heiliges Recht für alle sei“: Moria sei „symptomatisch für die faktische Lähmung Europas in der Migrationskrise“.