Tour de Luxembourg Degenkolb siegt im Schlusssprint – Grosu übernimmt Gelbes Trikot 

Tour de Luxembourg  / Degenkolb siegt im Schlusssprint – Grosu übernimmt Gelbes Trikot 
Glücklicher Sieger: John Degenkolb (Lotto Soudal) war in Schifflingen der Schnellste Foto: Tageblatt/Anouk Flesch

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

John Degenkolb (D/Lotto Soudal) hat die 3. Etappe der Tour de Luxembourg gewonnen. Auf einer Etappe, auf der nach den Protesten der Fahrer vor allem auf den Sicherheitsaspekt geachtet wurde, gewann der Deutsche im Schlussspurt in Schifflingen. Eduard-Michael Grosu (RUM/Nippo) profitierte von den Bonussekunden und eroberte das Gelbe Trikot. 

Die Fragen, die man sich vor dem Start der 3. Etappe der Tour de Luxembourg stellte, hatten eher weniger mit dem sportlichen Geschehen zu tun. Vielmehr wurde auf die Organisation der Strecke geachtet, nachdem die Fahrer auf der 2. Etappe gestreikt hatten, weil mehrere Fahrzeuge im Renngeschehen auftauchten, die dort nichts verloren hatten. Nach der klaren Kritik des Pelotons hatten die Organisatoren am Donnerstagmorgen reagiert: Die Zahl der Sicherheits-Motorräder wurde von 15 auf 22 erhöht und soll in den nächsten Tagen weiter aufgestockt werden. Des Weiteren werden mehr Polizisten und Helfer auf der Strecke platziert, um für die Sicherheit der Fahrer zu sorgen. Der reelle Start der Etappe, der in Rosport hätte stattfinden sollen, wurde 5,4 Kilometer weiter nach Born verlegt. 

Fünf Fahrer fehlten jedoch am Start: Das belgische Team Lotto Soudal um Philippe Gilbert und den späteren Etappensieger John Degenkolb hatte sich dazu entschieden, seine beiden Fahrer Tomasz Marczysnki und Harm Vanhoucke nach Hause zu schicken. Weil der Pole Symptome des Coronavirus aufwies, wurde ein Test durchgeführt, dessen Ergebnis negativ war. Aus Sicherheitsgründen entschied die Teamleitung, die beiden Profis sowie ein Team-Mitglied zu isolieren. Ähnlich ging es auch bei der belgischen Mannschaft Bingoal-Wallonie Bruxelles zu. Der Luxemburger Luc Wirtgen fühlte sich nach der 2. Etappe unwohl und wurde noch am Dienstagabend auf das Coronavirus getestet. Gestern Morgen folgte die Entwarnung für den 22-Jährigen: Coronatest negativ. Für einen Start reichte es dennoch nicht. „Mein Bruder hat sich auf der ersten Etappe gezeigt, ich mich auf der zweiten“, erklärte Luc Wirtgen, der auf der 2. Etappe einer der Ausreißer war. „Wir haben uns beide präsentiert, das war der Plan, und deswegen bin ich ganz zufrieden.“ Sollte sein gesundheitlicher Zustand es zulassen, wird er bereits am kommenden Dienstag bei Paris-Camembert (1.1) starten. 

Fünf Ausreißer

Aus sportlicher Sicht fielen in der Anfangsphase Zhandos Bizhigitov (KAZ/Astana), Ryan Mullen (IRL/Trek-Segafredo), Vincenzo Albanese (I/Bardiani), Baptiste Planckaert (B/Bingoal-Wallonie Bruxelles) und Jacob Hindsgaul Madsen (DNK/Uno-X) auf, die die Ausreißergruppe des Tages bildeten. Die „Echappée“ erarbeitete sich einen Vorsprung von über 3 Minuten. 

55 Kilometer vor dem Ziel dann ein kleines Déjà-vu: Erst musste die Ausreißergruppe, dann das Peloton an einem Auto vorbeifahren, das in einem Kreisverkehr hielt. Der Tenor der Fahrer bezüglich der Streckenführung war gestern dennoch positiver gestimmt. „Es war deutlich besser als gestern (vorgestern)“, erklärte Kevin Geniets (LUX/Groupama-FDJ), Tagessieger Degenkolb sagte: „Es war eine deutliche Verbesserung erkennbar. Es ist außerdem schön, zu sehen, dass das Feedback der Fahrer angenommen wird. Das Wichtigste ist, dass wir keine fahrenden Autos ins Rennen lassen.“ 

So richtig wollte im Peloton niemand die Nachführarbeit übernehmen, deswegen wahrten die Ausreißer einen Vorsprung von knapp 2 Minuten, als es auf den Schlusskurs ging. Dieser führte über das Kayler Poteau, ging dann nach Esch/Alzette und endete in Schifflingen – drei Mal war der Rundkurs, der zehn Kilometer lang war, zu bewältigen. Etwa 5,5 Kilometer vor dem Ziel waren die Ausreißer eingeholt, lediglich Planckaert attackierte noch mal. Auch der Träger des Gelben Trikots, Diego Ulissi (I/UAE), präsentierte sich 3 Kilometer vor dem Zielstrich in einer fünfköpfigen Ausreißergruppe, die vor dem Schlussspurt aber eingeholt wurde.

Degenkolbs Erleichterung

Das Poteau de Kayl (2. Kategorie) war zu anspruchsvoll für die reinen Sprinter, um am Ende ganz vorne mitmischen zu können. Arnaud Démare (F/Groupama-FDJ), der Sieger vom Vortag in Hesperingen, war vorne nicht zu sehen. Schnellster am Ende war John Degenkolb, der sich vor Eduard-Michael Grosu (Rumänien/Nippo Delko) und Pieter Vanspeybrouck (B/Circus – Wanty Gobert) durchsetzte. Der Rumäne hatte nach der zweiten Etappe nur vier Sekunden Rückstand auf Ulissi und konnte durch die erhaltenen Bonussekunden am gestrigen Tag in der Gesamtwertung auf den ersten Platz rücken. 

Für Degenkolb, der eigentlich noch bei der Tour de France hätte sein sollen, war der Sieg eine große Erleichterung. Der 31-Jährige war nach einem Sturz auf der 1. Etappe der „Grande Boucle“ über dem Zeitlimit ins Ziel gekommen. „Wenn ich auf mein Bein schaue, erinnere ich mich immer noch an den Sturz bei der Tour“, sagte Degenkolb. „Der Sturz war für mich ein großer Schritt zurück. Der Sieg heute gibt mir und der Mannschaft Selbstvertrauen.“ Nicht nur für Degenkolb ist die Erleichterung groß – auch die Organisatoren müssten mit dem Ablauf des Rennens gestern zufrieden gewesen sein. 

Als bester Luxemburger kam erneut Ivan Centrone (Natura4Ever) ins Ziel. Neben ihm kamen auch Tom Wirtgen (Bingoal-Wallonie Bruxelles), Lokalmatador Ben Gastauer (Ag2r La Mondiale), Geniets, Arthur Kluckers (Leopard Pro Cycling) und Michel Ries (Trek-Segafredo) mit dem Hauptfeld an. 

Resultate

3. Etappe: 
1. John Degenkolb (D/Lotto Soudal), 2. Eduard-Michael Grosu (RUM/Nippo), 3 Pieter Vanspeybrouck (B/Circus-Wanty Gobert), Reinardt Janse van Rensburg (ZAF/NTT Pro Cycling), 5. Yevgeniy Gidich (KAZ/Astana), 6. August Jensen (NOR/Riwal Securitas), 7. Amaury Capiot (B/Sport Vlaanderen-Baloise), 8. Jordi Warlop (B/Sport-Vlaanderen-Baloise), 9. Lawrence Naesen (B/Ag2r La Mondiale), 10. Alexander Krieger (D/Alpecin-Fenix) … 17. Ivan Centrone (LUX/Nature4ever), 39. Tom Wirtgen (LUX/Bingoal-Wallonie Bruxelles), 57. Ben Gastauer (LUX/Ag2r La Mondiale), 69. Kevin Geniets (LUX/Groupama-FDJ), 72. Arthur Kluckers (LUX/Leopard), 77. Michel Ries (LUX/Trek-Segafredo) alle gleiche Zeit, 124. Jan Petelin (LUX/Vini Zabù) 13:42 Minuten zurück, DNF Raphael Kockelmann (LUX/Team Vorarlberg), DNS Luc Wirtgen (LUX/Bingoal-Wallonie Bruxelles)

Gesamtwertung:
1. Grosu 7:38:49 Stunden, 2. Diego Ulissi (I/UAE) 0:05 Minuten zurück, 3. Capiot 0:09, 4. Krieger 0:11, 5. Vincenzo Albanese (I/Bardiani) 0:12, 6. Rui Oliveira (POR/UAE) 0:12, 7. Warlop 0:15, 8. Janse van Rensburg 0:15, 9. Tim Wellens (B/Lotto Soudal) 0:16, 10. Jan Bakelants (B/Circus-Wanty Gobert) 0:17 
Punktewertung: 
1. Grosu 34 Punkte, 2. Capiot 30, Philipsen 25
Bergwertung: 
1. Baptiste Planckaert (B/Bingoal-Wallonie Bruxelles) 11 Punkte, 2. Axel Zingle (F/Nippo) 8, 3. Albanese 6
Nachwuchswertung:
1. Albanese 7:39:01 Stunden, 2. Oliveira gleiche Zeit, 3. Warlop 0:03 Minuten zurück
Teamwertung: 
1. Riwal Securitas 22:57:18 Stunden, 2. Circus-Wanty Gobert 0:03 Minuten zurück, 3. Ag2r La Mondiale gleiche Zeit