In ZahlenStatec-Bericht zeigt die enormen Folgen der Corona-Krise in Luxemburg

In Zahlen / Statec-Bericht zeigt die enormen Folgen der Corona-Krise in Luxemburg
Premierminister Xavier Bettel muss Luxemburg durch eine Krise steuern, die in allen Bereichen große Spuren hinterlässt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Ende Februar erreicht die Corona-Welle, die über die Welt schwappt, auch Luxemburg. Im März ruft Luxemburg den Ausnahmezustand aus, das Land scheint wochenlang fast stillzustehen. Die Statistiken aus dem jüngsten Statec-Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“ zeigen deutlich, welche Auswirkungen die Corona-Krise in Luxemburg hat.  

Die Corona-Pandemie hat die ganze Welt in eine sanitäre Krise gestürzt. Im Statec-Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“ zeigt sich deutlich: Die Corona-Krise ist für Luxemburg eine einzigartige Situation. Während der erste Covid-Fall im Februar festgestellt wird, ruft Premierminister Xavier Bettel am 17. März den Ausnahmezustand aus. Der Horeca-Sektor muss seine Türen schließen, das öffentliche Leben kommt zum Erliegen, als die Parole „Bleibt zu Hause“ ausgegeben wird. Auf den Baustellen rühren sich keine Maschinen, alle Geschäfte, außer jene, die für die Grundversorgung unerlässlich sind, bleiben zu. Wo man nur kann, soll von zu Hause aus gearbeitet werden. Schüler und Lehrer müssen in den „Corona-Ferien“ Bildung neu denken, online weiterlernen und -lehren. 

Mehrere Wochen scheinen die meisten Lebensbereiche Luxemburg in eine Art Krankenstarre zu verfallen, bis auf den Gesundheitssektor, wo sich Freiwillige, Pflegepersonal und Ärzte auf das Schlimmste vorbereiten. Doch das Coronavirus wird in Schach gehalten und trifft das Großherzogtum nicht so hart wie andere Länder. Einen Monat später, am 15. Mai, wagt Luxemburg die ersten Lockerungen. Langsam geht es in Richtung Normalisierung. „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben“, heißt es nun. 

Diese außergewöhnliche Situation, die Luxemburg seit dem Beginn der Corona-Krise erlebt, schlägt sich deutlich auf die Zahlenerhebungen der nationalen statistischen Behörde Statec nieder. 

Einfluss auf die Bevölkerung

Angst, Sorgen, Unsicherheit: Bei einem Drittel der Einwohner Luxemburgs hat sich die psychische Gesundheit während des Lockdowns verschlechtert. Das stellte eine Studie des „Statec“ im Juli fest. Die Behörde hat eine repräsentative Umfrage gestartet, um mehr über die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns herauszufinden. Dazu wurden die Teilnehmer zu ihrer mentalen Verfassung befragt. Wie die Behörde in ihrem am Donnerstag erschienen Bericht „Luxemburg in Zahlen“ betont, geben 37 Prozent der 18- bis 44-Jährigen an, dass die Corona-Krise einen negativen Effekt auf ihre mentale Gesundheit hatte. Bei den 45- bis 64-Jährigen sind es 33 Prozent, bei den über 65-Jährigen 22 Prozent, obwohl sie zu den stärker gefährdeten Einwohnergruppen gehören. Frauen zeigen sich außerdem stärker von Corona-Sorgen betroffen als Männer. 36 Prozent der befragten Frauen geben eine Verschlechterung ihrer mentalen Verfassung an, bei den Männern sind es 29 Prozent. 

Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 54
Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 54 Grafik: Statec

Bei der Sterblichkeitsrate zeigt sich ein geringerer Corona-Effekt. Die Zahl der Toten lag im März, April und Mai leicht über der der Vorjahre. Laut Statec war die Sterblichkeitsrate in der zweiten März-Hälfte um 15 Prozent gestiegen. Die Zahlen des Juni allerdings sind wieder auf dem gleichen Niveau wie in den Vorjahren zurückgegangen. Deutlicher fällt der Corona-Effekt in den Asylzahlen aus: Schon Anfang des Jahres, von Januar bis März, liegt die Zahl der Asylanträge in Luxemburg unter denen der letzten beiden Jahre, doch im April fällt die Zahl der gestellten Anträge weit unter die Zahl von 2010. Waren es im April 2010 45 und im April 2019 170, beantragten im April 2020 nur zehn Personen Asyl in Luxemburg. Im Mai waren es 18 Personen, im Juni 39, die beiden Monate liegen damit auch unter den Zahlen von 2010. 

Einfluss auf die Arbeit

„Arbeitet von zu Hause, wo es nur geht“, hieß es zu Beginn der Corona-Krise in Luxemburg. Viele Menschen befinden sich auch heute noch im Home-Office. Mit den Nachbarländern handelte Luxemburg besondere Abmachungen aus, damit Grenzgängern die Telearbeit ohne Einschränkungen möglich gemacht wird und sie weiter die Steuern in Luxemburg bezahlen können. Die Abmachungen wurden bis zum Ende des Jahres verlängert.

Besonders der Bildungssektor konnte vom Home-Office profitieren. Hier arbeiteten etwas mehr als 70 Prozent der Personen von zu Hause aus. Zählt man jene dazu, die zumindest teilweise vom Heimbüro aus gearbeitet haben, ist man sogar bei mehr als 95 Prozent. Auch im Administrativ- und Finanzsektor klappte die Telearbeit: Hier sind immerhin noch mehr als 60 Prozent komplett zu Hause, mit den Teilzeit-Heimarbeitern ist man bei fast 80 Prozent. Ähnlich sieht es im öffentlichen Dienst aus: Hier konnte fast die Hälfte der Beschäftigten von zu Hause aus arbeiten, ein weiteres Viertel war zumindest einen Teil der Zeit im Home-Office. Insgesamt hat von der arbeitenden Bevölkerung in der Krise fast die Hälfte auf das Büro am Arbeitsplatz verzichten können. Weitere 20 Prozent waren abwechselnd zu Hause und auf der Arbeit. Im Kommerz-, Industrie-, Horeca- und Bausektor war es mit dem Home-Office nicht so einfach, da hier die Arbeit teilweise komplett stillstand. 

Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 57
Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 57 Grafik: Statec

Wenig verwunderlich ist demnach, dass diese Sektoren in den Monaten April und Mai bei der Kurzarbeit an der Spitze liegen. Laut Statec-Bericht befanden sich im April und Mai etwa 80 Prozent der Angestellten der Bau- und Horeca-Branche in Kurzarbeit. In den Bereichen Kommerz, Industrie und Dienstleistungen war etwa jeder Zweite davon betroffen. Insgesamt arbeiteten mehr als 30 Prozent der Bevölkerung im April kurz. 

Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“ S. 56
Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“ S. 56 Grafik: Statec

Einschneidend ist die Corona-Krise auch in den Statistiken der Arbeitenden und Arbeitslosen in Luxemburg. Von Februar bis April verloren fast 10.000 Personen ihre Arbeit. Waren vor der Krise fast 475.000 Personen in Arbeit, fiel diese Zahl abrupt auf fast 465.000 zurück. Seitdem erholt sich der Arbeitsmarkt nur langsam. Die Zahl der gemeldeten Arbeitslosen stieg ab Februar von knapp 16.000 auf fast 21.000 Personen im Mai.

Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 55
Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 55 Grafik: Statec

Einfluss auf die Mobilität 

Wer während des Lockdowns auf Luxemburgs Straßen unterwegs war, muss wohl gedacht haben, jeder Tag ist Sonntag oder es wären schon Sommerferien, so wenige Autos waren unterwegs. Ganz deutlich zeigt sich das im Verkauf des Treibstoffs an den Tankstellen. Wurden in Luxemburg im Februar etwa 210 Millionen Liter Benzin und Diesel verkauft – ähnlich wie in den Monaten zuvor –, stürzt diese Zahl auf einen Tiefpunkt von nur etwa 80 Millionen Liter im April. Seitdem hat sich der Verkauf wieder etwas erholt: Im Juni lag er bei etwa 180 Millionen Liter Treibstoff. 

Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 58
Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 58 Grafik: Statec

Während des Lockdown wurden zudem deutlich weniger Neuwagen in Luxemburg angemeldet als sonst. Einen Tiefpunkt stellt wieder der April dar: Während 2019 noch mehr als 5.500 Autos neu angemeldet wurden, waren es 2020 im selben Monat nur knapp mehr als 1.000. Die verpassten Anmeldungen scheinen die Luxemburger nun wieder aufzuholen: Im Juli 2020 lag die Zahl der Neuanmeldungen mit etwa 5.500 über der des vorigen Jahres (etwas weniger als 5.000). 

Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 59
Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 59 Grafik: Statec

Auch der Findel stand still, zumindest was die Passagierflüge anbelangt. Etwa 400.000 Passagiere wurden am Luxemburger Flughafen im Februar abgefertigt. Im April waren es überhaupt keine: Alle kommerziellen Airlines blieben ab dem 19. März am Boden. Erst Ende Mai wurden erste Flüge wieder aufgenommen. Mit den schrittweisen Lockerungen haben der Luxemburger Flughafen und die Airlines besondere Corona-Vorrichtungen getroffen, für die der Findel auch ausgezeichnet wurde. Beim Frachttransport verzeichnete der Flughafen aber keineswegs einen Rückgang. Im Gegenteil: Im Mai wurde sogar ein Spitzenwert von 77.000 Tonnen Fracht verzeichnet. So viel wurde in keinem Monat im Jahr vorher über den Findel transportiert. 

Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 60
Statistiken aus dem Bericht „Luxemburg in Zahlen 2020“, S. 60 Grafik: Statec
winston
18. September 2020 - 16.02

@HTK Absolut richteg! D'Politik and och ganz vill d'Medien hun et derzou bruecht,dass esou eng Panik entstanen ass.D'Politiker well sie onsecher waren an am Quadrat gesprongen sin...d'Medien well se vill Geld durch dei Situatioun gewonn hun. Donieft ass d'Vollek gespleckt gin,Denunzianten haten Vollkonjunktur an d'Regierung huet d'Kontroll iwert d'Bevölkerung verstärkt (Big Brother is watching you).Donieft sin Gesetzer ofgeseent gin,dei an normalen Zeiten nie gestemmt gin wiren. Elo kommen d'Failliten nach derbei,sierf dat vun Privatleit oder Geschäfter. Loose mer elo nach op säfteg Steiererheijungen waarden,dei nach emol en negativen Impakt op d'Leit hun. Och psychesch hun d'Leit gelidden.Et mierkt een wei onsecher,agressiv an onzefridden d'Leit gin sin. An iwerall direkt repressiv.Et freet een sech op wei enger Seit eis forces de l'ordre stin.

HTK
18. September 2020 - 14.20

Schöne Graphen und Zahlen,beeindruckend. Aber heute fragen wir uns doch: War diese Maßnahme nötig oder war sie überdreht? "Nous sommes en guerre" tönte es aus dem Elysée-Palast,während panikierende Bürger das Klopapier zur "Devise" werden ließen. Zwei Monate (für manche Betriebe 3) Stillstand. Ärzte,Pflegerinnen und...LKW-Fahrer wurden zu Nationalhelden.Grenzen wurden dicht gemacht. Da stimmt doch etwas nicht.Wenn wir uns heute umschauen scheint die nächste Welle und die danach,abgeflacht zu sein.In Erwartung eines Impfstoffs und unter Einhaltung von drei Hauptregeln,scheint das Leben sich normalisiert zu haben.Die Frage ist: Hätten wir zum Beispiel nach einer Woche Lockdown um sich zu reorganisieren (das was wir heute machen war im März auch schon gewusst,nämlich Abstand halten,Maske tragen und vor allen Dingen Hygiene),nicht die Wirtschaftskrise erträglicher machen können. Kleinbetriebe hätten weiterarbeiten können,Restaurants,Kleinläden usw.. Wenn heute ein Macron oder Lehnert sagen: " Einen Lockdown wie im März wird es nicht mehr geben",dann scheint das ein Eingeständnis zu sein.Ein Eingeständnis nicht mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Wir waren nicht " en guerre" ,wir waren nur in Panik weil wir wussten,dass ein total vernachlässigtes Gesundheitssystem bei einer Pandemie seine Opfer fordern würde.Was es ja auch getan hat.