Spielzeit-ÜbersichtDamit wollen die Theater in Luxemburg nach der Zwangspause durchstarten

Spielzeit-Übersicht / Damit wollen die Theater in Luxemburg nach der Zwangspause durchstarten
„Der Zauberberg“ von Thomas Mann ist eine der ersten Aufführungen der neuen Spielzeit im TNL Foto: TNL

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In den ersten Septemberwochen wird der Terminkalender des hiesigen Kulturjournalisten üblicherweise mit Programmankündigungen und Spielzeitvorstellungen überfrachtet. Konnte man die Aneinanderreihung teils trockener Pressekonferenzen quer durch das Land oftmals als redundant und teilweise überflüssig empfinden, sollte 2020 der Konferenzmarathon ein deutliches Zeichen setzen: Nach Monaten Zwangspause will die Luxemburger Kulturszene wieder durchstarten, die neuen Spielzeiten setzen auf eine meist spannende Mischung aus Produktionen, die in der vergangenen Saison wegen der Pandemie abgesagt werden mussten, und neuen Projekten, die das Weltgeschehen und das Leben mit dem Virus thematisieren. Das Tageblatt stellt die Highlights der kommenden Spielzeit in einer subjektiven, unvollständigen Auswahl vor.

„Hurra, wir leben noch!“ – Die neue Spielzeit des Théâtre national du Luxembourg (TNL)

Monatelang stand das kulturelle Leben in Luxemburg weitgehend still. Die Corona-Krise hat die Kulturszene jenseits digitaler Welten fast ein halbes Jahr lang lahmgelegt. Nach der letzten Vorstellung von Kafkas Verwandlung am 12. März 2020 darf das TNL nun endlich wieder Zuschauer*innen begrüßen und startet mit einem abwechslungsreichen Programm in die kommende Saison. Die neue Spielzeit beschäftigt sich mit den drei großen Themen „Isolation, Reise und Frau“ und ist somit mehr als nur aktualitätsbezogen. Los geht es am 25. September 2020 mit der Premiere von „Objet d’attention“. Das Stück wird nach einer Textvorlage von Martin Crimp und unter der Regie von Véronique Fauconnet im TNL gespielt. Mit der Erstaufführung vom „Zauberberg“ am 28. Oktober 2020 und von „La peste“ am 21. April 2021 bekommen die Zuschauer*innen vom Regisseur und Intendanten des TNL Frank Hoffmann und vom Dramaturgen Florian Hirsch die Gelegenheit, bis ins Jahr 2021 bedeutende europäische Literatur hautnah auf der Bühne zu erleben. Das Stück „Parterre“ von Michel Clees, dem Hausautor der letzten Spielzeit, kann nach der Corona-bedingten Pause nun auch endlich uraufgeführt werden.

Elise Schmit wurde für die Spielzeit 2020/2021 als Hausautorin am TNL ausgewählt. Die Philologin und Literaturkritikerin wird dem Publikum im Januar 2021 in einer szenischen Lesung ein ganz neues Stück vorstellen. Ebenso wird sie für Jean-Guillaume Weis’ Tanzprojekt „Sehnsucht“ einen wichtigen Beitrag zu diesem Thema verfassen. Ein weiteres Projekt, bei dem sowohl die Luxemburgerin Elise Schmit als auch Larisa Faber beteiligt sind, ist die Aufführung „Die neuen Todsünden“, welche zweifellos ein Höhepunkt der kommenden Saison des TNL sein wird. Sieben europäische Autorinnen verfassen zu Gandhis „neuen“ Todsünden jeweils ein kurzes Stück. Diese Stücke werden dann von der Regisseurin Anna Bergmann (Schauspieldirektorin am Badischen Staatstheater Karlsruhe) zu einem großen Gesamtwerk vereint.

Ebenfalls im Programm des TNL mit inbegriffen sind Vorträge und Debatten wie „Merde alors!“, eine Lesung aus Jean Asselborns politischer Biografie, die vom deutschen Schauspieler Philipp Hauss vorgetragen wird. Auch in der kommenden Saison werden den Besucher*innen des TNL wieder einige Gastspiele geboten. Neben dem englischsprachigen Stück „Why?“ von Peter Brook und Marie-Hélène Estienne erwartet die Zuschauer*innen ferner auch das portugiesische Stück „Castro“. Mit „Die Reise. Ein Trip“ unter der Regie von Kathrin Herm, wird der kommenden Saison ein weiteres Highlight gesetzt. Das Stück beruht auf dem Romanessay von Bernward Vesper, welcher sich darin mit seinem Vater, nationalsozialistischer Dichter, und dessen Verlobten, der RAF-Mitbegründerin Gudrun Ensslin auseinandersetzt und seine Überlegungen mit einer expliziten Schilderung eines LSD-Trips, also einer bewusstseinsverändernden Reise, vermischt. In der Kategorie „Text a Musek an der Bar“ können sich die Besucher*innen des TNL auf einen Briefwechsel zwischen Astrid Lindgren und Louise Hartung freuen. Unter dem Titel „Ich habe auch gelebt!“ werden die Briefe von den Schauspielerinnen Jacqueline Macaulay und Anna Stieblich vorgetragen. Mit „Ma barque vagabonde“ und „Noch ein Champagner und ich liege unterm Gastgeber“ werden dem Publikum zwei weitere musikalische Highlights in dieser Serie geboten. (ns)

Das Programm des Kinneksbond soll dem Publikum eine ausgewogene Mischung aus Auseinandersetzung mit und Flucht vor der Wirklichkeit bieten
Das Programm des Kinneksbond soll dem Publikum eine ausgewogene Mischung aus Auseinandersetzung mit und Flucht vor der Wirklichkeit bieten Foto: Kinneksbond

„Connections“: Synergien in Mamer

Zu Beginn der Pressekonferenz am vergangenen Freitag zeigte sich Jérôme Konen, Leiter des Mamer Kinneksbond, sichtlich berührt: Es war das erste Mal in sechs Monaten, dass er dort Besucher empfangen durfte. Während einer 2-in-1-Konferenz stellte Jérôme Konen zusammen mit Tom Leick-Burns das groß angelegte „Connection“-Projekt vor, das sein Kinneksbond zusammen mit den „Théâtres de la ville de Luxembourg“ entwickelt hat, um die Theaterszene im Allgemeinen und die drei kleineren Luxemburger Theater – das Théâtre du Centaure, das Kasemattentheater und der TOL – im Besonderen im kommenden Herbst zu unterstützen. Neben einem sogenannten „Partage de plateaux“ – den drei kleineren Theaterhäusern werden die größeren Bühnen vom Kinneksbond und dem Grand Théâtre zur Verfügung gestellt, damit sie ihr Publikum unter sicheren Bedingungen empfangen und ihre verlegten oder neuen Produktionen aufführen können – wurde eine Textbestellung an acht Autoren in Auftrag gegeben, die während vier mehrsprachigen Abenden im Rahmen von szenischen Lesungen in einem einzigen, von Julie Conrad konzipierten Bühnenbild Leben eingehaucht bekommen.

Den Auftakt am nächsten Wochenende machen „Intérieur Nuit/Extérieur Kate“ von Lola Molina (ein Text über die erste große Liebe im Lockdown, Inszenierung: Marion Rothhaar) und „Contraction_s“ von Nathalie Ronvaux (ein „Huis clos“ mit drei Figuren, Inszenierung: Stéphane Gislain Roussel), eine Woche später folgen Guy Helmingers „Wie ein König“ (über einen Virusbefall, inszeniert von Gintare Parulyte) und Romain Buttis „Erop“ (über einen jungen Mann, dessen Welt zusammenbricht, inszeniert von Fábio Godinho). Im englischsprachigen Abend stellt Anna Leader einen Text über fünf Frauen, die zu verschiedenen historischen Krisenmomenten ein Kind zur Welt bringen („Deliver us“, Inszenierung Richard Twyman), während die Schauspielerin Eli Johannesdottir ihre dunkle, von Rita Reis inszenierten Komödie „How Many Moons, Dolores“ vorstellt. Im Dezember schließen Tullio Forgiarini („Maguerites“ über eine ökologische Aktivistin im Lockdown, Inszenierung: Aude-Laurence Biver) und Ian De Toffoli („Le monologue de la vieille reine“, eine Art Rede zur Lage der Nation, die von einer alten Königin zu Pestzeiten gehalten wird, Inszenierung: Daliah Kentges) das Projekt ab.

Abgerundet wird das Programm durch das „Hors les murs“-Projekt: Im Rahmen von zwei Initiativen werden die Straßen von Luxemburg-Stadt und Mamer bespielt. Weil die Räumlichkeiten der Theater nicht mehr so viele Menschen empfangen können, öffnet das Theater seine Türen. Damit das Publikum sich aber auch drinnen in Sicherheit wägt, haben der Kinneksbond wie auch das Grand Théâtre die Künstlerin Trixie Weis beauftragt, die Venues in ein „Café-Théâtre“ zu verwandeln – damit das Publikum an Tischen und unter Einhaltung aller Hygieneeinschränkungen die Stücke genießen kann.

Das „klassische“ Programm des Kinneksbond stellt sich durch die drei Schwerpunkte „Kreation“, „Zusammenhalt“ und „Geselligkeit“ zusammen und soll dem Publikum eine ausgewogene Mischung aus Auseinandersetzung mit und Flucht vor der Wirklichkeit bieten. Zukünftige Aufführungen, die man sich vormerken sollte, sind ein Hommage-Abend an den kürzlich verstorbenen Jay Schiltz, „Schtonk!“, über gefälschte Hitler-Tagebücher, „Ashes to Ashes“, das auf den Texten des polnischen Juden Salmen Gradowski, der in Auschwitz-Birkenau einem der Sonderkommandos zugeteilt wurde, basiert, „Toutes les choses brillantes“, Duncan MacMillans einfühlsamer Text über eine depressive Mutter, das im vergangenen Jahr von der Volleksbühn in Originalsprache von Sally Merres inszeniert wurde, oder auch „Hen“ über eine Marionette, die sich jenseits der konventionellen Geschlechtervorstellungen bewegt. (js)

„Truckstop“ sera la première création du Centaure de la reprise culturelle (mais ne se s’y jouera pas: la pièce sera à voir au Mamer Kinneksbond)
„Truckstop“ sera la première création du Centaure de la reprise culturelle (mais ne se s’y jouera pas: la pièce sera à voir au Mamer Kinneksbond) Photo: boshua

Le vivier du théâtre luxembourgeois – Les nouvelles saisons au Centaure, au TOL et au Kasemattentheater

Tout a été fait pour que les petits théâtres – le „vivier du théâtre luxembourgeois“, comme Myriam Muller, directrice du Centaure, l’a précisé avec justesse – puissent rouvrir, avec une première partie de saison qui se déroulera souvent hors les murs et une deuxième partie qui, dès 2021, verra s’opérer un lent retour vers les salles exiguës mais tant appréciées avec, dans ces cas-là, le port du masque obligatoire.

Au Centaure, le sujet de la saison à venir tourne autour de la famille, la saison débutant avec „Truckstop“ (une coproduction avec le Kinneksbond), où la fille d’une mère tenant un bar routier rencontre l’amour sous la forme d’un camionneur. Cette rencontre chamboulera un quotidien minutieusement réglé et mènera les deux femmes à un affrontement intergénérationnel. Suivront „Jackie“, une pièce issue du recueil „Drames de princesses“ d’Elfriede Jelinek, qui s’intéressera au sort de Jackie Kennedy, un „Hamlet“ qui poursuit le cycle Shakespeare de Myriam Muller et qui se focalisera sur la thématique familiale inhérente à la pièce et qu’on attend de pied ferme, une lecture scénique de „Bug“, qui aurait dû être montée la saison dernière et qui, ironiquement, parle de microbes, de paranoïa et d’isolation, et „Ensemble“, une comédie qui évoque les thèmes du handicap.

Ian De Toffoli, aussi omniprésent cette saison dans les petites maisons théâtrales qu’Elise Schmit le sera au TNL, présentera „Terres arides“, deuxième volet du cycle des agitateurs, qui avait été initié par Jacques Schiltz et Claire Wagener l’année dernière. Il y sera assisté par Luc Schiltz et Pitt Simon, ses acolytes de Hydre Editions.

Il est aussi auteur en résidence au Kasemattentheater, où l’on aura l’occasion de revoir son projet „Freiraum“ et de découvrir „Staycation“, une comédie décapante sur la jalousie que déclenchent les réseaux sociaux. Le metteur en scène Jacques Schiltz n’est pas en reste, qui présentera, toujours au Kasemattentheater, sa version d’„Amadeus“, la pièce de Peter Shaffer sur la rivalité entre Salieri et Mozart, ainsi que le „Hau-Projekt“, déjà inscrit au programme de l’année dernière, qui rendra hommage au génial fictionnel Arnold Hau, un célèbre et génialissime penseur, poète et philosophe inventé de toutes pièces.

Pour féminiser une saison qui commencera avec „Rote Nelken für Herkul Grün“, une pièce de Roger Manderscheid commanditée par mais jamais mise en scène au Kasemattentheater (car jugée trop provocante par d’aucuns) et remise au goût du jour par Serge Tonnar, l’on aura l’opportunité de voir „Rosenkranz und Güldenstern auf Greta“ de Fanny Sorgo, dont on avait apprécié le „Himmelblauer Herr“ et qui est, là encore, un report de la saison précédente.

Complétée par une lecture d’extraits de journaux intimes d’un journaliste allemand lors de son séjour à Luxembourg pendant l’occupation nazie ainsi qu’un monologue inspiré de lettres d’Andrée Viénot-Mayrisch, la fille unique du célèbre couple Aline et Emile Mayrisch, la saison au Kasemattentheater se caractérisera aussi par une ouverture des lieux, puisqu’elle mènera les spectateurs aux Carrés Rotondes, au CNL ou encore au Bock-Kasematten.

Une ouverture pareille se fera, comme son nom l’indiquait depuis toujours, au Théâtre ouvert Luxembourg (TOL), puisque la nouvelle saison commencera au TNL, avec „Objet d’attention“ de Martin Crimp, une pièce sur la maltraitance faite aux enfants, et au Théâtre des Capucins, où sera montée la comédie „Comme s’il en pleuvait“.

Le TOL ayant réussi à n’annuler aucune pièce et à combiner reports et créations nouvelles, comme l’indique sa directrice Véronique Fauconnet, l’on est content de voir se joindre, à ces deux reports de la saison précédente, quelques nouvelles créations, qui promettent d’être cinglantes, avec deux pièces sur le couple (le grinçant monologue „Girls & Boys“ de Dennis Kelly, porté par l’actrice Jeanne Werner, et „Le mensonge“ de Florian Zeller, qui questionne le rôle de la vérité dans une relation amoureuse). „Sex with Strangers“, une pièce de l’autrice américaine Laura Eason („House of Cards“) traduite pour la première fois en français par l’auteur luxembourgeois Tullio Forgiarini, parlera d’écriture, de relations amoureuses et de ce que ça fait de nous quand nos vies intimes entrent dans le domaine public à cause d’Internet. Enfin, „Moulins à paroles, 2e partie“, d’Alain Bennett, est constitué de trois monologues et marquera surtout la toute première mise en scène de la jeune Mahlia Theismann. (js)

Info

Beginnen wird die Theaterspielzeit heute um 11.00 Uhr mit dem alljährlichen Theaterfest, das dieses Jahr auf der place Clairefontaine stattfindet. Abends um 20.00 Uhr findet im Kapuzinertheater die vom Kasemattentheater, vom TOL und vom Centaure koproduzierte Lesung „Mort aux cons!“ statt.