Kopf des TagesMit dem Leben „im Ganzen zufrieden“: Mario Adorf wird 90 

Kopf des Tages / Mit dem Leben „im Ganzen zufrieden“: Mario Adorf wird 90 
 Foto: dpa/Jens Kalaene

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Mario Adorf wird 90

Mit einer Rolle hat Mario Adorf Fernsehgeschichte geschrieben: „Ich scheiß dich so was von zu mit meinem Geld, dass du keine ruhige Minute mehr hast“, sagt er im breitesten Dialekt als stinkreicher rheinischer Kleberfabrikant Heinrich Haffenloher in Helmut Dietls Kultserie „Kir Royal“. Doch ihn auf diesen Part zu verkürzen, wäre zu wenig. Adorf ist einer der großen deutschen Schauspieler und spielte in actionreichen Westernstreifen ebenso mit wie im sozialkritischen Neuen Deutschen Film oder in Komödien. Wenn er heute seinen 90. Geburtstag feiert, kann er auf eine beachtliche Reihe von Rollen zurückblicken, im Film ebenso wie auf der Bühne.

Dabei hatte die Karriere des jungen Mannes aus dem rheinland-pfälzischen Mayen holprig begonnen. Beim Vorsprechen an der Otto Falckenberg-Schauspielschule war Adorf nämlich von der Bühne gestürzt. „Es war eigentlich ein Misserfolg“, gibt er im Dokumentarfilm „Es hätte schlimmer kommen können“ zu. Der damalige Kammerspiel-Intendant war trotzdem neugierig geworden. „Er hat zwei Dinge, die mir aufgefallen sind: Er hat Kraft und Naivität“, nennt Adorf ein Zitat Hans Schweikarts, das ihm später überliefert wurde.

1953 startete Adorf also an der Schule und traf dort den legendären Schauspieler und Regisseur Fritz Kortner, der ihn stark beeindruckte. Bis 1962 blieb er an den Kammerspielen. Seinen Durchbruch vor der Kamera hatte er bereits 1957, als Frauenmörder in Robert Siodmaks Krimi „Nachts, wenn der Teufel kam“.

Viele Rollen folgten. In Volker Schlöndorffs Oscar-prämierter Literaturverfilmung „Die Blechtrommel“ war er Vater Matzerath. In Rainer Werner Fassbinders Wirtschaftswunder-Satire „Lola“ gab er den Baulöwen Schuckert und für Helmut Dietl trat er als Promi-Wirt auf in der Gesellschaftssatire „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“. 

Im französischen Nobelort Saint-Tropez lernte der Schauspieler seine spätere Ehefrau Monique kennen, die mit der legendären Brigitte Bardot befreundet war. „Ich hatte zuerst nur Augen für die Bardot“, gab Adorf später zu. Doch dann fiel ihm irgendwann Monique auf, ihre Lebendigkeit. „Und da begann die ganze Geschichte zwischen uns.“ Eine Liebe, die auch Jahrzehnte später noch halten sollte, anders als die Kurzbeziehung zur mittlerweile verstorbenen Schauspielerin Lis Verhoeven, mit der er die Tochter Stella-Maria hat, ebenfalls eine Schauspielerin. Mehrere Jahrzehnte lebte Adorf auch in Italien, der Heimat seines Vaters, zu dem er allerdings kaum Kontakt hatte.

„Jede Einstellung, jede Bühne betritt er mit der Wucht einer Naturgewalt“, schrieb 2010 die Frankfurter Allgemeine Zeitung über Adorf, der unter anderem den Grimme-Preis, das Bundesverdienstkreuz sowie den Deutschen und den Bayerischen Filmpreis erhalten hat. Der Gewürdigte selbst sieht rückblickend manches kritischer: „Es sind sicher viele Wünsche offen geblieben, aber ich war mit meinem Leben und dem, was ich erreicht habe, im Ganzen zufrieden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München. Im vergangenen Jahr verabschiedete sich Adorf von der Bühne – mit einer letzten Tournee. (dpa)