TrierMehr als 30 Jahren nach einem blutigen Mord: Massengentest soll zum Täter führen

Trier / Mehr als 30 Jahren nach einem blutigen Mord: Massengentest soll zum Täter führen
Symbolbild Polizei TRIER AP

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Im August 1989 wurde in Trier eine alleinerziehende Frau umgebracht, der zwölfjährige Sohn fand seine sterbende Mutter. Der Mörder wurde nie gefasst. Kann die Tat jetzt doch noch aufgeklärt werden?

Spektakuläre Fahndungsaktion der Trierer Polizei: Mehr als 30 Jahre nach dem bislang unaufgeklärten Mord an einer 36-jährigen Frau starten die Ermittler jetzt einen neuen Anlauf, den Täter doch noch zu fassen. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Eric Samel sollen bei einem Massen-Gentest bis zu 500 Männer, die damals in Zusammenhang mit dem Gewaltverbrechen von der Polizei befragt wurden, ihren genetischen Fingerabdruck abgeben. Zunächst würden 70 bis 100 Männer kontaktiert, sagte der Chef der Trierer Mordkommission, Christian Soulier, unserer Zeitung.

Hintergrund der ungewöhnlichen Aktion ist laut Soulier eine neue Analysemethode, mit der – auch noch nach Jahrzehnten – kleinste genetische Spuren identifiziert werden könnten. Nach dem Mord sichergestellte Asservate seien daraufhin jetzt erneut untersucht worden. „Dabei wurden Spuren gefunden, die höchtwahrscheinlich vom Täter stammen“, begründet der Mordermittler den von einem Richter abgesegneten Massengentest, der an diesem Donnerstag starten soll.

Das Opfer, die im Trierer Stadtteil Kürenz nahe der Universität lebende Beatrix Hemmerle, wurde in der Nacht zum 11. August 1989 in ihrer Wohnung regelrecht niedergemetzelt. Der zwölfjährige Sohn fand die sterbende Mutter, alarmierte noch die Nachbarn, doch für Beatrix Hemmerle kam jede Hilfe zu spät. Die 36-Jährige erlag noch in der Wohnung den schweren Schnittverletzungen, die ihr der Mörder zugefügt hatte.

Auch „XY ungelöst“ konnte nicht helfen

Der Täter wurde nie gefasst obwohl die Polizei mit großem Aufwand ermittelte und über das brutale Verbrechen auch zwei Mal in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ berichtet wurde. Auch in der Sendung am heutigen Mittwoch ist der Trierer Kriminalfall nicht zuletzt wegen des jetzt anlaufenden Massen-Gentests erneut ein Thema.

Mordermittler Christian Soulier sagt, dass man in einem ersten Schritt auf Freiwilligkeit setze und hoffe, „dass viele der von uns kontaktierten Männer mitmachen“. Nach dem Abgleich mit dem gefundenen DNA-Material werde die Probe umgehend wieder vernichtet, verspricht Oberstaatsanwalt Eric Samel. Die betroffenen Männer müssten also keine Sorge haben, dass ihr genetischer Fingerabdruck gespeichert oder mit anderen DNA-Proben verglichen werde.

Erfolgreiche Strategie

Ein derart groß angelegter Gen-Test wie der am Donnerstag startende ist äußerst selten. Vor zwölf Jahren wurden im Eifelkreis Bitburg-Prüm nach einer Vergewaltigung über 600 Männer zwischen 25 und 65 Jahren zu einem Massen-Gentest gebeten. Der Täter wurde dabei nicht ermittelt. Er konnte erst viele Jahre später aufgrund einer DNA-Untersuchung bei einem anderen Sexualdelikt überführt werden.

Auch als 2006 in Konz ein 64-jähriger Rentner getötet wurde, baten die Ermittler zum kollektiven genetischen Fingerabdruck. Von 48 Personen aus dem Umfeld des Opfers wurde damals eine Speichelprobe genommen. Die Aktion war ein voller Erfolg: Unter den Probanden war auch der Täter. Dem 45-Jährigen waren die in der Wohnung des Opfers gesicherten Speichel- und Schweißspuren zum Verhängnis geworden.

Die Trierer Mordermittler hoffen nun auch im Fall Beatrix Hemmerle darauf, dass dank des mit neusten Analysemethoden sichergestellten genetischen Fingerabdrucks das brutale Verbrechen nach 30 Jahren doch noch aufgeklärt werden kann.

* Der Autor ist Redakteur des Trierischen Volksfreunds