StudieIn Luxemburg ist fast jeder zweite Arbeitnehmer nicht für seine Position qualifiziert

Studie / In Luxemburg ist fast jeder zweite Arbeitnehmer nicht für seine Position qualifiziert
Unterqualifizierte Menschen engagieren sich weniger in ihrem Unternehmen und kündigen eher als andere Arbeitnehmer  Symbolfoto: Editpress

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Das Forschungsinstitut Liser hat am Montag bekannt gegeben, dass fast jeder zweite Arbeitnehmer in Luxemburg entweder unter- oder überqualifiziert ist. Der Arbeitsmarkt ändere sich, wodurch das Thema der Weiterbildung an Wichtigkeit gewinne.

46 Prozent der Luxemburger Arbeitnehmer haben Qualifikationen, die nicht für ihren Arbeitsplatz geeignet sind. Zu diesem Resultat kommt ein Bericht des Forschungsinstituts Liser, der am Montag veröffentlicht wurde. Demnach ist das Niveau in Luxemburg mit Frankreich und Deutschland (je 45 Prozent) vergleichbar. In Belgien sieht es mit 40 Prozent besser aus, schreiben die beiden Wirtschaftswissenschaftler Laetitia Hauret und David Marguerit in ihrer Analyse zum „Missverhältnis zwischen Qualifikationsangebot und -nachfrage in Luxemburg“.

Die Diskrepanz zwischen der vorhandenen Ausbildung und den gefragten Kompetenzen beeinflusse die Produktivität – aber nicht nur: „Überqualifiziert zu sein, kann dazu führen, dass Mitarbeiter mit ihrer Arbeit unzufrieden sind, weil sie ihre Fähigkeiten nicht voll ausschöpfen können“, schreiben die Forscher. Umgekehrt könnten unterqualifizierte Menschen entmutigt werden, weil sie ihre Ziele nicht erreichen können.

Unternehmen müssten daher sicherstellen, dass bei den Einstellungsverfahren die Fähigkeiten des Bewerbers und die für die Stelle erforderlichen Fähigkeiten möglichst übereinstimmen. „Angestellte, die mit ihrer Arbeit unzufrieden sind, bringen ein geringeres Engagement für ihr Unternehmen zum Ausdruck als andere Arbeitnehmer – und sie wollen das Unternehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit verlassen“, geht aus dem Bericht hervor.

Die Gründe

Es sei also auch im Interesse der Betriebe, herauszufinden, aus welchem Grund diese Problematik entsteht. Dafür gibt es mehrere Ursachen: Objektiv betrachtet identifizieren die Liser-Forscher die zunehmende Digitalisierung der Arbeit und den „Rückgang der Zahl der Arbeitsplätze mit mittlerer Qualifikation sowie ein Anstieg der Anzahl der Arbeitsplätze mit niedriger und hoher Qualifikation“ als Grund.

Das Gefühl, nicht die richtigen Qualifikationen zu besitzen, sei allerdings auch von individuellen Faktoren abhängig. Menschen, die sich als überqualifiziert sehen, seien eher „Männer, Personen mit höherer Bildung, Personen mit schwierigen Arbeitsbedingungen und Personen ohne hierarchische Verantwortungen“. Frauen, Jugendliche und Mitarbeiter im öffentlichen Sektor fühlen sich eher unterqualifiziert.

Lebenslanges Lernen als Lösung

Als Arbeitnehmer sei es wichtig, auf diese Veränderungen zu reagieren und „die von den Arbeitgebern gesuchten Fähigkeiten zu ermitteln und diese mithilfe von Weiterbildungen zu verbessern“, besagt die Studie. Zwar gebe es in dieser Hinsicht schon viele Maßnahmen, doch es sei wichtig, das Weiterbildungs-Angebot zu erweitern. Das Luxemburger Portal „Lifelong Learning“ bietet zum Beispiel mehr als 9.600 Kurse an, die von 280 Anbietern organisiert werden.

Tom Oswald vom Luxemburger Arbeitsministerium erklärt, dass die Regierung dieses Problem im Auge hat: „Im Rahmen der Tripartite wurde eine ‚Taskforce Skills’ auf die Beine gestellt, um herauszufinden, welche Kompetenzen auf dem Arbeitsmarkt gebraucht werden und wo Anpassungen nötig sind.“ Eines stehe fest: Das Thema „lebenslanges Lernen“ sei in einer Zeit, in der die meisten Menschen mehrere Male in ihrer Karriere den Job wechseln, unausweichlich. „Vor allem Soft Skills – also soziale und organisatorische Fähigkeiten – und digitale Kompetenzen sind wichtig“, sagt Oswald.

Kurse in der Arbeitslosigkeit

Wegen der wachsenden Arbeitslosigkeit während der Corona-Krise sei die Nachfrage nach Weiterbildung auch bei der Arbeitsagentur ADEM groß. „Die Leute wollen Jobs und benutzen jede Möglichkeit, um ihre Chancen zu verbessern. Da geht es dann nicht nur um Weiterbildung, sondern auch um die sozialen und psychischen Aspekte“, erklärt Oswald. „Arbeitslos zu sein, ist nicht einfach. Auch die Arbeitslosen wollen ihren Teil zur Gesellschaft beitragen.“

Die Problematik erfordert genauere Studien – darin sind sich Oswald und die Liser-Forscher einig. „Diese müssen nach Sektoren und Berufstypen aufgeteilt sein“, fordern die Wissenschaftler. „Wir müssen herausfinden, welche Qualifikationen erforderlich sind, um die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.“

Die Arbeitslosenquote ist laut ADEM im Juni auf sieben Prozent gestiegen.

Paul
17. August 2020 - 10.56

In Luxemburg ist fast jeder zweite Arbeitnehmer nicht für seine Position qualifiziert.... womit sich die Arbeitnehmer 1:1 in der Regierung widerspiegeln. Wäre das nicht so, müssten wir dort auch noch eine Quote für unqualifizierte einführen.

Let‘z happen
12. August 2020 - 19.24

@Sophia: Nun ich weiß nicht was Robbes Pierre meint, aber meiner Meinung nach gibt es bei allen Völkern nur eine einzige Struktur die Ausgangsbasis und Basis jeglichen Zusammenlebens , Bildung ist. Die Familie. In Luxemburg geopfert für Geld , ersetzt durch Eigenwohl.

Sophia
12. August 2020 - 13.56

@Robbes Pierre "die Verwahrlosung gesellschaftlicher Strukturen trägt ihre Früchte ." E bësse vage. Wat verstitt Der dann do drënner? Et geet kee méi gedeeft, kee méi bei d'Massendénger, de Kierchegesang, an déi chrëschtlech Scouten a bei d'Katecheten?

Robbes Pierre
11. August 2020 - 16.06

Der Ausverkauf der elementaren Schulbildung , die Verwahrlosung gesellschaftlicher Strukturen trägt ihre Früchte . Die Generation des Kompensieren und dem Bewerten von Kompetenzen wird zur Generation der Unzufriedenen. Die so schön mit Bachelor , Master , Techniker ,..und co betitelten Uni- ,Schulabschlusszeugnisse hinterlassen eine Horde von , glaubt man den hochtrabenden Titel diese tragen, überqualifizierten Arbeitnehmer , die nicht fähig das Arbeitsleben zur Zufriedenheit der Arbeitgeber zu bewältigen. Das Arbeitsleben ist keine Party, trotz viele Einheimische das Partyfeiern vor Arbeit setzen und wohl da etwas in ihrer Ausbildung ,Erziehung falsch verstanden haben. Es sei denn an Erziehung, Ausbildung hat es gehapert, müssen wir nach den Schuldigen dieser Misere suchen, sie zur Rechenschaft ziehen.

Norbert Kremer
11. August 2020 - 12.26

Habe mein Arbeitsleben in der Privatindustrie vergeudet. Nicht unselten musste ich die Arbeit von Kollegen mit übernehmen. Die meisten hatten eine 54 oder 57 auf ihrem Nummernschild. Nicht mal den Mindestlohn wert, aber ihn mit 3 Worten einbringen. " en français " und "désolé" Aber so günstig im Einkauf, dass die aus der Personalabteilung ganz verrückt nach ihnen sind. Vor einiger Zeit wurde ich in Esch an einem Auge operiert. Mein Augenarzt, Assistent des Chirurgen rannte wie gehetzt hin und her um die Operation vorzubereiten. Die Krankenschwestern jedoch denen diese Arbeit oblag und allesamt aus Frankreich zogen es vor Kaffee mit Kuchen zu geniessen!!

mol kuken, muer spillen ech mam Paul Golf...
11. August 2020 - 11.25

Wann de Moni den Neuvi mat der Parteikart placeriert krit?

Pol
11. August 2020 - 9.58

Hat das Forschungsinstitut bei dieser Studie auch Politiker berücksichtigt ?

J.C.Kemp
11. August 2020 - 9.04

Ass et villäicht esou, dat ënnerqualifizéierter dank Vitamin R steigen an domat viru méi qualifizéierter kommen, déi de Vitamin net hun? An da kënnt nach de Peter-Prinzip dobäi.

Realist
11. August 2020 - 6.59

"Bachelor" und "Master" und wie diese Witz-Scheine für Hipster auch alle heissen mögen werden eh überschätzt, ja schon ein "Diplôme de fin d'études secondaires" ist oft das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist. Eine verlässliche Aussage über die Befähigung eines Menschen ist all das jedenfalls gar nicht. Und auch was heuer für viel Geld als "Weiterbildungskurs" und "Workshop" angeboten wird, ist doch nur pure Zeitverschwendung. Kommt Amt, kommt Verstand, heisst es. Ich persönlich habe zB im Dienstleistungssektor grundsätzlich mehr Vertrauen in einen Autodidakten mit etwas "Débrouillardise" als in einen überqualifizierten "Idiot savant", der sich noch nicht mal anständig am Telefon zu melden weiss.

Darius
10. August 2020 - 22.03

Kein Wunder, zufälligerweise hat auch jeder zweite Arbeitnehmer einen IQ von unter hundert.