Spanien / 3.000 neue Fälle pro Tag – höchste Infektionsquote Europas
Im Urlaubsland Spanien ist keine Entspannung an der Corona-Front in Sicht. Ganz im Gegenteil: Corona ist wieder auf dem Vormarsch – trotz nationaler Maskenpflicht, die sogar im Freien gilt.
In den letzten sieben Tagen registrierten die Gesundheitsbehörden mehr als 20.000 neue Fälle. Das sind nahezu 3.000 Infektionen pro Tag – so viele wie in keinem anderen Land Europas. Als Folge raten inzwischen etliche europäische Länder von Spanien-Reisen ab oder verhängen eine Quarantäne beziehungsweise Testpflicht für Rückkehrer.
Am schlimmsten sieht es weiterhin im Norden Spaniens aus. In den Brennpunkt-Regionen Katalonien mit Costa Brava und Barcelona, in Aragonien und in Navarra ist keine Besserung in Sicht. In diesen Territorien, die an Frankreich grenzen, wird schon seit gut einem Monat der kritische Wochen-Wert von 50 Fällen pro 100.000 Einwohner weit überschritten. Weswegen einige Staaten diese Regionen als „Risikogebiete“ einordnen.
Neben Deutschland, das allen Reiserückkehrern eine Testpflicht auferlegt, verhängt auch die Schweiz ab Samstag Beschränkungen für Spanien-Rückkehrer: Alle Eidgenossen, die sich in den letzten 14 Tagen auf dem spanischen Festland aufhielten, müssen dann nach der Heimkehr für zehn Tage in Quarantäne. Nur Schweizer Touristen, die auf den Balearischen Inseln mit Mallorca oder auf den Kanaren ihre Ferien verbrachten, sind von dieser Zwangsquarantäne ausgenommen.
Österreich rät schon länger von „nicht unbedingt notwendigen“ Reisen nach Spanien ab. Wie aus Wien zu hören ist, wird auch eine formelle Reisewarnung für Nordspanien nicht mehr ausgeschlossen. Großbritannien, das traditionell die meisten internationalen Spanien-Touristen stellt, verhängte ebenfalls bereits im Juli eine Quarantänepflicht für alle Rückkehrer aus Spanien.
Regional sieht die epidemiologische Lage in Spanien jedoch sehr unterschiedlich aus: Die rund 1.500 Kilometer von Spanien entfernten Kanarischen Inseln, die im Atlantik vor der westafrikanischen Küste liegen, haben die niedrigste Infektionsquote des spanischen Königreichs. Sodass sich Reisende dort wenig Sorgen machen müssen.
Die Kanaren arbeiten wie keine andere spanische Region daran, dass dies auch so bleibt: Sie wollen eine Testpflicht für alle ankommenden Reisenden einführen. Und die Regionalregierung verspricht zudem allen Touristen, die auf den Vulkaninseln an Corona erkranken, für sämtliche Behandlungskosten aufzukommen. „Wir wollen, dass sich die Urlauber bei uns sicher fühlen“, sagte eine Sprecherin der kanarischen Gesundheitsbehörden.
Buchungen brechen ein
Auf Mallorca und den anderen balearischen Mittelmeerinseln ist die Virus-Lage inzwischen nicht mehr ganz so rosig. Die Fallzahlen steigen stetig an. Die statistische Infektionsrate kletterte inzwischen auf 28,1 Fälle in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. Der kritische Wert, ab dem eine Reisewarnung ausgesprochen werden kann, liegt bei 50 Fällen pro 100.000 Bewohner. Es wurde auch über Erkrankungen von Touristen berichtet, konkrete Angaben dazu machten die Inselbehörden aber nicht. Bestätigt wurde hingegen, dass ein Hotel und ein Restaurant wegen Virus-Ausbrüchen geschlossen werden mussten.
Auf der Kippe ist die Situation derzeit in der spanischen Hauptstadt Madrid, die in den letzten Wochen einen sehr starken Infektionsanstieg verzeichnete. Die Krankheitsrate kletterte inzwischen auf 46,3 Fälle pro 100.000 Einwohner – also nur noch knapp unterhalb des offiziell bedenklichen Schwellenwertes.
Für Spaniens Tourismusindustrie, eines der wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine der Nation, sind all dies katastrophale Nachrichten. Der erhoffte Aufschwung in diesem Sommer blieb aus, die Buchungen brechen ein. Viele Herbergen, die nach der ersten Corona-Welle aufmachten, müssen schon wieder schließen. Die Hoteliers sprechen bereits von einer pechschwarzen Saison. „Dieser Sommer“, urteilt der Branchenverband Exceltur, „ist der schlimmste in den letzten 50 Jahren.“
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